Kapitel 2: Das Honigkuchenpferdlächeln

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Es war 14:00 Uhr und endlich war die Schule wieder vorbei. Ich stand also auf dem Schülerparkplatz und wartete auf Mum. Doch irgendwie kam sie nicht.

Plötzlich zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen.Normalerweise hätte ich jetzt anfangen müssen, zu fluchen und meine Laune wäre für den ganzen Tag im Keller gewesen, aber das war sie nicht.

Eigentlich strahlte ich sogar über's ganze Gesicht, weil ich nicht mehr aufhören konnte, an Mike zu denken... Jeder, der an mir vorbeirannte, um schnell in sein Auto zu kommen WAR nämlich genervt gewesen und hat sich wahrscheinlich gefragt, welches Einhorn ich denn geritten hätte, weil ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu grinsen.

Ich stand zwar schon seit einer halben Stunde im Regen, war schon komplett durchnässt und wurde von jedem angegafft und insgeheim schon für verrückt erklärt, aber das war mir egal gewesen. Ich meine, wann passiert es mir denn schon mal, dass mich ein Junge anspricht und unter jeden Umständen meinen Namen erfahren möchte?

Die Jungs in meiner alten Schule waren da nämlich ein bisschen anders drauf gewesen. Die haben sich mehr für ihre Playstation und ihr neuestes Level bei Game of Thrones ( Ich weiß nicht mal, ob es bei Game of Thrones überhaupt Level gibt, aber ich ich schäme mich schon dafür, dass ich den Namen des Spieles kenne) interessiert als für sowas wie das andere Geschlecht.

Deren Verstand ist, wenn es um Mädchen ging, wahrscheinlich noch in der Grundschule stecken geblieben, wo man immer total erschüttert und entsetzt war, als der Lehrer mit einer Mädchen-Jungen-Sitzordnung drohte.

Ich musste grinsen und plötzlich dachte ich wieder an Mike und an sein Lächeln, sein perfektes Lächeln. Wie kann es eigentlich sein, dass manche Menschen ein so perfektes Lächeln zum Dahinschmelzen haben?

Plötzlich riss mich das Quietschen von Autoreifen aus meinen Gedanken. Meine Mum war da. Ich ging zum Auto und stieg ein, immer noch lächelnd. Meine Mum konnte meinem positiven Beispiel wohl nicht so ganz folgen. Sie sah nämlich aus, als ob sie gerade einem Tornado entflohen wäre.

"Es tut mir sooooo Leid! Wirklich! Aber mein Chef hat Probleme gemacht und ich konnte nicht früher weg. Oh nein! Du bist ja komplett durchnässt! Du wartest bestimmt schon Ewigkeiten. Dafür verdiene ich den Orden für die schlechteste Mutter der Welt. Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut? ", fragte sie mich aufgebracht, als ob in riesigen roten Buchstaben auf ihrer Stirn "SCHULDIG" geschrieben wäre.

"Alles gut, Mum. reg dich ab. Es ist doch nichts passiert. Lass uns jetzt einfach nach Hause fahren, okay?", antwortete ich. "Okay." Und wir fuhren los.

Zuhause angekommen, zog ich mich erst einmal um und ging dann in die Küche, in der meine Mum schon Essen gemacht hatte. Spaghetti Bolognese - Ach, die Welt ist schön.

"Okay, was habe ich verpasst? Warum kannst du die ganze Zeit nicht aufhören wie ein Honigkuchenpferd zu lächeln?", fragte sie vorsichtig aber mit einem deutlich irritiertem Unterton.

"Nichts, die Spaghetti schmecken einfach nur gut" "Jaja, rück raus. Ist es wegen einem Jungen?" Ihre Augen blitzten. "Nein, wie kommst du darauf?" "Ich bin deine Mutter. Ich weiß sowas." Das war klar. Wie konnte ich das nur vergessen? Meine Mum hat nicht nur ein Supergehör sondern kann auch noch meine Gedanken lesen.

"Ach, da war einfach nur so ein netter Typ, mit dem ich etwas geredet habe. Nichts weiter." "AHA, ich wusste es!", schrie sie triumphierend auf. Ich war währenddessen mit meinen Spaghetti fertig geworden und stellte den Teller in die Spühlmaschine.

"Ich geh hoch, hab noch was für die Schule zu tun." "Aber du hast mir doch noch nichts von dem Jungen erzählt!?", schrie sie verzweifelt hinterher. Ich war aber schon wieder in meinem Zimmer.

Um ehrlich zu sein, hatte ich eigentlich nichts für die Schule zu tun. Ich meine komm schon - Es ist der erste Schultag.

OK, auch ich kenn Lehrer, die der Meinung sind, dass man mit 3 Aufsätzen, 4 Hausarbeiten und 2 Referaten als Hausaufgabe am 1. Schultag die Schüler wieder auf den normalen Schulalltag einstimmt, aber zum Glück wissen die Lehrer an meiner neuen Schule, dass wir Schüler auch noch sowas wie ein Leben haben.

Naja, auf jeden Fall war die Schule eigentlich nicht der Grund, warum ich schnell in mein Zimmer geflüchtet bin. Ich hatte nur einfach keine Lust auf dieses peinliche Mutter-Tochter-Gespräch über den ersten "Jungen", bei dem sie dich, während sie vor Spannung fast platzt, alles, aber auch wirklich ALLES über ihn ausfragt.

Ganz ernsthaft - Ich habe zwar eine gute Beziehung zu meiner Mutter, aber DAS muss wirklich nicht sein.

Der Roadtrip ihres LebensWhere stories live. Discover now