Kapitel 4

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Diese Nacht war es an dem blonden Slytherin, schreiend auf einem Albtraum zu erwachen. Eigentlich war es kein Albtraum. Er hatte erneut diese Folter durchgezogen, erneut im Raum der Wünsch, erneut bis aufs Blut. Doch war er nur Beobachter, während sein Traum- Ich den Gryffindor schlug, folterte und fickte. Ersah Potters Gesicht dabei und konnte einfach nicht wegschauen. Er sah die stummen Tränen fließen, sah den Schmerz in seinem Blick, die zu Fäusten geballten Hänge, die aufeinander gebissenen Zähne. Das erbärmliche Allgemeinbild, welches Potter abgab. Das eigentlich schlimme an diesem Traum war einzig und allein die Tatsache, dass es ihmleidtat. Ihm, einem Malfoy, tat etwas leid, was mit Potter zu tun hatte und er fühlte sichschuldig, ihm das angetan zu haben. Was war denn bitte los mit ihm? Potter war doch einfach nur eine erbärmliche Made, die das alles verdiente. Wodurch eigentlich? Weil er seine Eltern verloren hat? Weil er vom dunklem Lord gejagt wird? ARGH! Warum machte er sich denn jetzt bitte Gedanken über Potter?! Undwarum tat sich in ihm plötzlich der Wunsch auf, eben jenen Erzfeind nicht zu schlagen, sondernsanft und zärtlich zu berühren? Ihm durch die schwarzen, zerzausten, bestimmt sehr weichen Haare zu fahren, sanft seine Lippen zu kosten?

‚STOP, Draco! Hör sofort auf, solche Scheiße zu denken!', ermahnte er sich selbst.

Nein, er konnte jetzt nicht mehr schlafen. Am Ende träumte er noch davon, diesen Drangumzusetzen! Er, ein Malfoy, verdammt nochmal, hatte Angst vorm Schlafen und das alles wegen diesem dummen, hässlichen Potter! Obwohl dieser ja gar nicht so dumm war, wie seine Noten bewiesen. Und hässlich ja schon mal gar nicht. Eigentlich war Potter tatsächlich mit Abstand der heißeste Kerl an dieser Schule, mal abgesehen von Draco Malfoy persönlich natürlich. Moment mal, wasdachte er denn da? Potter? Heiß?

„Ich sollte dringend zu Pomfrey, ich werde verrückt...", murmelte er leise vor sich hin.

Doch nach einer weiteren Stunde, in der er sich ungehalten von einer Schlafposition in die andere bewegt hatte, gab er den Versuch, erneut einzuschlafen, auf und setzte sich stattdessen mit einem Buch in den Gemeinschaftsraum. Er hatte kurz überlegt, eine weitere Nachricht an Potter zu senden, doch irgendwas in seinem Inneren hielt ihn davon ab; ein Gefühl, das ihn zwang, seinBetthäschen in Ruhe wieder fit werden zu lassen. Seine Cruciatus - Flüche waren nicht von schlechten Eltern, sodass dieser die Erholung bestimmt nötig hatte. Bei diesen Gedanken erschien wieder das schmerzverzerrte Gesicht vor seinen Augen und er verwarf die Idee endgültig. Zuerst musste er die lästigen Träume, die ihm ins Gewissen sprachen, loswerden.

******
Somit erhielt Harry am Frühstückstisch wider Erwarten keine Nachricht, sodass er sich direkt etwas wohler in seiner Haut fühlte und sogar etwas von seiner eigentlichen Lebensfreude zurück erlangte. Das war gar nicht so schlecht; immerhin hatte seine beste Freundin schon Verdacht geschöpft, den er so wieder zerstreuen konnte.

Auch die gesamte nächste Woche blieben Mitteilungen aus, sodass die Wunden verheilen konnten und es dem Gryffindor wieder sichtlich besser ging. Draco allerdings sah zunehmend müde und schlapp aus; seine Haare schienen etwas von ihrem Glanz verloren zu haben und er war noch bleicher als sonst. Dennoch konnte er immer öfter seinen Blick nicht von dem Jungen, der lebt, abwenden und so starrte er ihn nicht selten im Unterricht an. Gestern hatte er sogar seinen Trank versaut, weil er den Blick nicht von dem schwarzen Haupt abwenden konnte.

„Alter, was geht bei dir? Und jetzt sag nicht wieder, es sei nichts... Ich sehe doch, dass du dich fertig machst und ich bin dein bester Freund. Also bitte sprich mit mir!"

Wie schon öfter die letzten Tage drängte Blaise den blonden Slytherin, ihm die Wahrheit zu sagen.

„Zabini!", wollte Draco schon aufbegehren, als er sich kurzfristig entschied, sich jemandem anzuvertrauen. „Naja...", fuhr er mit sanfterer Stimme fort, „ich hab da ein Problem... Ähm... Naja, Potter steht auf mich. Und um es für mich zu behalten, hab ich ihn gezwungen, meinen Befehlen Folge zu leisten. Und ich hab halt mit ihm... Nein. Ich hab ihn brutal durchgenommen. So richtig mit Schlägen und so. Es hat mir auch Spaß gemacht, aber seit einiger Zeit träume ich nachts davon. Ich sehe dabei aber die Schmerzen, die ich ihm zufüge, die Qual, die er durchleidet... Und ich glaube... Dass er mir leidtut, Blaise. Der Kerl, den ich hasse, wie keinen anderen, tut mir leid. Und als wäre das nicht alles, kann ich mich nicht mehr kontrollieren. Immer wenn ich ihn sehe, starre ich ihn an. Er bemerkt das zum Glück nicht, aber es ist so verwirrend, dass er mich auf einmal so..."

„Ja?"

„... Ich denke, er fasziniert mich. Sag mir, dass ich verrückt bin!"

Blaise hatte aufmerksam zugehört und sich seine Gedanken dazu gemacht. Natürlich waren ihm die Blicke nicht entgangen, die sein bester Freund dem Goldjungen von Gryffindor zuwarf. Darin stand tatsächlich immer eine gewisse Neugier und Faszination, aber auch noch etwas, anderes, das er bisher nicht einordnen konnte. Das hatte sich soeben mit Dracos Erzählung geändert. Der Slytherin war sich relativ sicher, was mit dem Eisprinzen los war: Er hatte... Gewisse Neigungen für Potter. Dass Draco Malfoy seine schwule Seite offenkundig nicht anerkennen wollte und sich regelmäßig wunderte, warum er bei Mädchen nichts fühlte, war ihm ja schnell klar geworden. Dass er sich aber jetzt in seinen halbblütigen Erzfeind verguckt hatte, war ja wohl extrem abstoßend und eklig.

„Draco... Ich denke, ich weiß, was los ist. Aber es wird dir nicht gefallen. Es ist auch nur eine Vermutung und bestimmt habe ich Unrecht, aber es besteht dennoch eine geringe Chance, dass ich Recht habe..."

„Red' nicht um den heißen Brei herum und schieß los."

„Ähm... Ich... Ich denke, dass du... Vielleicht... Unter Umständen..."

„Blaise Zabini, hör auf, hier wie ein kleines Mädchen 'rumzustottern und sprich endlich! Ich werde dich schon nicht umbringen... Ich bin so verwirrt; da wäre es gut, mal zumindest eine Vermutung zu haben, der ich nachgehen kann."

Der Dunkelhäutige holte tief Luft.

„IchdenkedubistinPotterverliebt", nuschelte er in einem Tempo herunter, das es Draco schwer machte, die Worte zu verstehen.

Doch als er den Sinn erkannt hatte, riss er die Augen auf und Wut trübte seinen Blick.

„WAS?! Sag das noch mal und ich schwöre, ich schneide dir deine faulige Zunge raus! Wie kannst du es wagen, sowas über mich zu sagen? Ich dachte, wir wären Freunde!"

Unter dem beachtlichen Wutpegel seines Freundes wich er erschrocken zurück und hob beschwichtigend die Hände.

„Draco, ich... Du wolltest meine Vermutung hören... Ich lass dich jetzt in Ruhe... Bis dann!"

Damit flüchtete er fast aus dem Raum und ließ einen, vor Wut kochenden, verwirrten und über alle Maßen gewaltbereiten Malfoy in seinem Zimmer stehen. Dieser atmete ruhig ein und aus und ließ sich auf sein Bett fallen, um seine Gedanken zu ordnen.

‚Pah, ich in Potter verliebt! Dass ich nicht lache! Was fällt diesem Idioten ein, sowas zu behaupten? Vielleicht sollte ich unseremGoldjungen mal wieder den Hintern versohlen...' Bei dem Gedanken daran schlich sich ein hämisches Grinsen auf sein Gesicht. Genau, das würde er tun.

Break me down, Baby [Drarry Fanfiction German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt