Kapitel 5

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Mit einem lauten PLOPP war das Pergament blau leuchtend vor Harrys Nase aufgetaucht. Als er die fein geschwungenen Buchstaben erkannte, rann ihm sofort der Schweiß über die Stirn. Vorsichtig, sich umschauend, dass ihn ja keiner sah, entfaltete er den Papierfetzen.

Raum der Wünsche, jetzt sofort. Wehe nicht!

Die Aggression und Wut war sogar in diesen wenigen Worten zu lesen. Schwer schluckend zog sich der Gryffindor den Tarnumhang über und schlich sich durch den Gemeinschaftsraum zum Raum der Wünsche. Als er den Umhang verstaut hatte, sah er, als er um die letzte Ecke bog, schon den vor Zorn rauchenden Blick des Blonden, der ungeduldig mit einem Fuß auf den Boden tippte und die Arme demonstrativ verschränkt hatte.

„Rein!", war alles, was er sagen musste, um Harry zu zeigen, dass er das hier nicht ohne neue Wunden und erst Recht nicht ohne Schmerzen überstehen würde.

Doch als sich der Schwarzhaarige dann gehorsam mit dem Gesicht zur Kettenwand niederkniete, um wenigstens einen Teil der Qual abzuhalten, ging Draco wider Erwarten nicht auf ihn los, sondern schritt fast bedächtig um ihn rum und ließ sich vor ihm auf die Knie fallen. Harry versuchte, sich die Verwirrung und Überraschung nicht anmerken zu lassen.

„Potter..." Die Stimme des Slytherins hatte an Schärfe und Wut verloren und kam fast gequält aus seinem Hals. „Was machst du nur mit mir?"

Nicht sicher, ob es sich dabei um eine rhetorische Frage handelte, hob der Gryffindor nur den Blick und erschrak vor dem Schmerz in Dracos Augen, als wäre er ein geprügelter Hund. Und dann geschah etwas, was er sich nie zu träumen gewagt hatte. Seine große Liebe, der sein Peiniger war, überbrückte die letzten Zentimeter und legte seine Lippen sanft auf die des Jungen, der überlebt hatte. Es war ein keuscher, sanfter und weicher Kuss, doch schnell fuhr die Zunge des Blonden über die Lippen seines Gegenübers, der ihn sofort und ohne zu zögern einließ. Wie oft er sich das gewünscht hatte! Nun, die Situation war etwas skurril, aber er wurde dennoch gerade geküsst. Deshalb seufzte er in den Kuss und die schlanken Hände Dracos vergriffen sich in den, wie immer, unzubändigenden schwarzen Haaren, als er den Kuss vertiefte und es nun an ihm war, ein Keuchen zu unterdrücken. Er riss sich schwer atmend los und fuhr sich mit den Fingern geschockt über seine geschwollenen Lippen. Energisch den Kopf schüttelnd rannte, nein, er flüchtete fast aus dem Raum und ließ einen äußerst verwirrten, erregten Harry Potter auf dem mit Heu und Stroh ausgelegten Steinboden kniend zurück.

‚Ach du meine Güte, was war das denn für ein komisches Gefühl? Ich habe ihn doch nur geküsst, um...' Ja, warum hatte Draco den anderen geküsst? Darüber grübelte er nun schon seit dem Rückweg. Um sich zu beweisen, dass Blaise log? Nun, das war gehörig schief gelaufen. ‚Er hat so weiche Lippen...'

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Die Finger des Blonden strichen, wie ziemlich oft in den letzten beiden Tagen, geistesabwesend über die eigenen Lippen. Noch immer konnte er fast dieses Prickeln spüren, dass die viel zu weichen Lippen des anderen ausgelöst hatten. Er musste etwas dagegen unternehmen, immerhin war er einMalfoy, verflucht. Ein Reinblüter, wie er im Buche steht, ein Prinz. Da war es natürlich vollkommen inakzeptabel, dass er seine Gedanken an ein wertloses Halbblut, der mit Schlammblütern und Blutsverrätern rumhing und, ganz nebenbei, der Erzfeind des Dunklen Lords war, verschwendete. Ein Rippenstoß seiner besten Freundin holte ihn ins Klassenzimmer zurück.

„Hast du gerade Potter angestarrt?", keifte sie viel zu laut.

„Miss Parkinson, möchten sie uns freundlicherweise an ihrem Gespräch teilhaben lassen? Nein? Dann verbitte ich mir jegliche Störungen. Es ist nicht so, dass sie den Unterricht nicht nötig hätten."

So barsch hatte Professor Flitwick lange nicht mehr geklungen, zumal sich das unglaublich peinlich anhörte mit seiner affigen Piepsstimme. Genervt wandte er sich wieder dem Explosionschampion, für den Blaise so schwärmte, zu, um ihm bei dem kläglichen Versuch zu helfen, die Feder, die sie dazu bringen sollten, Noten abzuschreiben, noch zu retten - Sie war, welch ein Wunder, in Flammen aufgegangen. Wie hieß dieser Trottel noch gleich? Finnigan, genau. Schlief mit Potter und dem Wiesel in einem Zimmer, wo er sie bestimmt regelmäßig fickte, die kleine Schwuchtel...

Break me down, Baby [Drarry Fanfiction German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt