EINS

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JULIA

 „Ja oder doch die lange Jeans?"

„Julia. Es ist mir völlig egal, welche Hose du anziehst."

Genervt verdrehe ich die Augen. Mir ist es auch egal, welche Hose er mir vorschlägt. Er sollte lediglich mir eine Auskunft über das Wetter geben.

„Das Wetter. Es interessiert mich nur das Wetter und sonst rein gar nichts."

Verständnislos kommt nur ein: „Wie das Wetter?", zurück.

Entnervt renne ich ins Wohnzimmer. Und was entdecke ich dort? Meinen Bruder, der vor dem Fernseher sitzt. Kein Wunder, dass ich keine anständige Antwort bekomme, wenn er sich nicht einmal auf mich konzentriert.„Ich will sofort von dir wissen.", fange ich an und laufe zum Fernseher, um ihn auszuschalten.

„Was soll das? Du bist gestern auch nur auf der Couch gelegen und hast ferngesehen.", fängt mein Bruder an, mich anzumotzen.

„Ich war noch nicht fertig!", schreie ich zurück. Schön langsam reichtes mir. Genervt reißt mein Bruder seine Hände hoch.

„Wie wird das Wetter? Ich will nur wissen, wie das Wetter wird. Nicht, welche Hose ich anziehen soll. Ja, das auch, aber wird es regnen? Oder scheint weiterhin die ganze Zeit die Sonne? Schau jetzt endlich auf deine Wetter-App und antworte mir endlich!"

Mir ist es gleich, dass ich einer Furie gleiche. Alles was ich will, ist eine Antwort auf meine Frage.

Doch anscheinend ist das meinem Gegenüber egal, denn er zuckt nur mit denSchultern und schaltet den Fernseher mit der Fernbedienung wiederein.

„Schau halt selber nach. Und wenn es wirklich sein sollte, dann kann dir Lisa bestimmt auch etwas zum anziehen leihen."

Bevor noch Sachen durch die Wohnung fliegen, verlasse ich den Raum und befolge den Rat meines Bruders und schaue selber nach.

Sonne und später eventuell Regenschauer. Da ich sowieso eine Tasche mitnehme, entscheide ich mich einfach dazu, eine lange Hose einzupacken und sonst so zu bleiben wie ich jetzt bin. Sprich –kurze Hose und Top. Ein kurzer Blick in den Spiegel verrät mir, dass sonst auch alles passt und wir losfahren können.

„Patrick. Ich bin fertig. Kommst du?", frage ich meinen Bruder mit immer noch leicht genervtem Unterton.

„Hättest du mir das nicht früher sagen können? Und nein, ich bin noch nicht fertig. Vielleicht sollte ich mir eine lange Hose anziehen, vielleicht wird es ja später regnen? Kannst du bitte nachschauen bei deiner Wetter-App?"

Er kann mich einfach so gut provozieren, doch genauso gut kann er michauch zum lachen bringen. Ehe er sich versieht, habe ich schon ein Kissen an seinen Kopf geworfen. Leicht zuckt er zusammen und den Moment nutze ich, um mich hinter der Couch zu verstecken.

Und schon muss ich anfangen zu lachen, obwohl ich weiß, dass es nicht gut für mich aussieht. Denn da hat sich mein Bruder schon über die Lehne drüber, auf mich drauf geworfen.

„Du tust mir weh!", schreie ich auf, zusammen mit einem: „Aua!"

„Und du weißt, dass mir das egal ist."

Und wie sonst auch immer, werde ich nun auch noch gekitzelt. Völlig außer Puste schreie ich immer wieder auf und versuche mich zu befreien. Doch ich weiß ganz genau, dass ich gegen meinen Bruder keine Chance habe. Mit allem Möglichen versuche ich mich zu wehren und strample mit meinen Füßen um mich herum, genauso wie mit meinen Armen. Mein Bruder lässt sich nicht von mir abhalten und fährt einfach fort.

The only one | { Manuel Neuer }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt