JULIA
Völlig lustlos scrolle ich immer weiter hinunter bei meinem Handy. Anscheinend bin ich die einzige, die heute nichts zu tun hat und aus Langeweile Fotos postet, denn niemand postet irgendetwas auf Instagram. Nicht einmal die Stars und Youtuber, die sonst alles mit ihren Fans mitteilen.
Frustriert stöhne ich auf, lege mein Smartphone auf den Couchtisch neben mir und tausche es gegen die Fernbedienung aus. Und zum gefühlt tausendsten Mal zappe ich noch einmal alle Programme durch in der Hoffnung auch nur einen Film oder eine Sendung zu finden, die mich nicht allzu sehr verblöden.
Nein,Verkaufssendungen entsprechen nicht so ganz mein Geschmack, genauso wenig wie die ganzen Jugendlichen mit ihren Problemen. Noch einmal drücke ich meinen Finger gegen den kleinen Knopf in der Hoffnung auf Besserung. Genervt werfe ich die Fernbedienung weg. Nein, ich will mir jetzt auch keine Liebesschnulze ansehen.
Jetzt erst bemerke ich, dass ich das Kästchen brauche, um den Fernseher aus zuschalten. Super gemacht, Julia. Nun muss ich aufstehen, um aus zuschalten, doch dann könnte ich auch aufstehen, um mir etwas zum Essen zu machen. Obwohl nein, wir haben ja nicht wirklich etwas im Kühlschrank.
Ein weiterer Blick auf mein Handy verrät mir, dass mein Bruder schon seit eineinhalb Stunden Lebensmittel einkauft. Hoffentlich ist er bald da.
Wie auf Kommando knurrt mein Magen. Meine Laune sinkt von Sekunde zu Sekunde. Und als ich nach draußen blicke, noch mehr. Ich hätte doch zum Schwimmbadbesuch zusagen sollen. Es scheint die Sonne und der Gedanke daran, dass so gut wie all meine Freundinnen beim baden sind, bringt mir auch kein Lächeln ins Gesicht, eher im Gegenteil.
Als mein Nachrichtenton von meinem Handy sich meldet, sitze ich schon fast senkrecht auf dem Sofa, voller Vorfreude, wer was von mir will.
Eine Instagrambenachrichtigung wird mir angezeigt und als ich auf die App klicke, breitet sich doch tatsächlich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Zumindest wird einer der folgenden Tage besser und nicht so langweilig wie der heutige.
In dem Moment, in dem ich eine Nachricht auf Whatsapp schreiben will, klingelt die Haustür. Und meine Mundwinkel fallen wieder nach unten. Ich will jetzt nicht aufstehen. Doch anscheinend ist es dringend, denn derjenige läutet ununterbrochen.
Zumindest kann ich dann auch gleich den Fernseher ausschalten und der Liebesgeschichte von Rose und Jack entgehen.
Das nervige Geräusch der Türklingel ignoriere ich gekonnt und schalte zuerst den Fernseher aus, bevor ich zur Tür gehe.
Vor mir steht tatsächlich einmal mein Bruder, der mir gleich einen Berg von Einkaufstüten in die Hand drückt. Augenblicklich taumle ich einige Schritte zurück und blase überfordert Luft aus.
„Weißt du was Schwesterherz, ich nehme dir die Taschen doch wieder ab."Glücklich will ich mich schon bei meinem Gegenüber bedanken und wieder umdrehen, doch dann fährt dieser fort: „Unten im Auto sind noch ein paar. Hol die doch bitte mal rauf. Hier ist der Schlüssel."
Mit diesen Worten drückt er mir den Schlüssel für seinen Audi A6 in die Hand und drückt mich aus der Haustüre hinaus, weil er ganz genau weiß, dass ich sonst nicht gehen würde.
Die nicht vorhandene gute Laune von mir sinkt noch mehr. Jetzt darf ich tatsächlich auch noch drei Stockwerke nach unten gehen, die Tüten holen und damit wieder hoch latschen. So lange wie möglich will ich den Weg nach unten verzögern, doch nach einiger Zeit bin ich dann doch im Erdgeschoss angelangt.
Lustlos stapfe ich an den Briefkästen der ganzen Mieter vorbei und bleibe vor unserem stehen. Eigentlich hätte ich auch gleich den Briefkastenschlüssel mitnehmen können. Vielleicht haben wir ja keine Post. Doch ein Blick in den Schlitz, durch den man Briefe hineinwirft, verrät mir, dass wir sehr wohl etwas erhalten haben. Die Post kann dann aber mein Bruder holen.
Ich gehe zur Tür hinaus und werde augenblicklich von der warmen Lufterschlagen. Genervt stöhne ich auf. Ich weiß ganz genau, warum es mir im Moment im Haus besser gefällt, wo alles schön kühl ist.
Ein Blick durch die Reihen von parkenden Autos verrät mir, dass ich noch einige Zeit damit verbringen werde, den Audi meines Bruders zusuchen.
„Nach rechts. An der nächsten Straßenecke.", schreit jemand von oben herab.
Verwirrt lege ich meinen Kopf in den Nacken und blicke die Hausfassade hoch. Breit grinsend steht mein Bruder über mir. Voller Schadenfreude auf dem Gesicht, dass ich die Einkaufstüten holen kann.
„Dann beweg du deinen Arsch herunter und hol die Post!", entgegne ich ihm auch laut schreiend und fange mir dadurch verstörte Blicke von Passanten ein, die ich gekonnt ignoriere.
Missmutig drehe ich mich wieder um und will nach rechts abbiegen, doch da schreit mir mein Bruder hinterher.
„Ju. Warte. Hier, der Schlüssel für den Briefkasten."
Als ich mich umsehe, bemerke ich doch tatsächlich, wie mir mein eigener Bruder den Postkastenschlüssel von dem dritten Stock von unseremBalkon herunterwirft. Seine Schadenfreude spüre ich bis unten hin.
Mit schweren Schritten stapfe ich zum Auto, sperre auf, hole die übrigen Taschen heraus, drehe den Schlüssel nochmal im Schloss um und bleibe im Haus nochmal stehen, um die Post mit hinauf zunehmen.
„Du." Fest schlage ich meinem Bruder Patrick gegen seine Brust. „Bist soein Idiot!"
„Muss ich ja sein, wenn du meine Schwester bist, liebe Julia." Empört stoße ich Luft heraus und ehe ich mich versehe, lande ich über breiten Männerschultern und werde durch die offene Küche hindurch, ins Wohnzimmer hinein getragen und auf die Couch geschmissen.
„Übrigens. Thomas hat uns zum grillen eingeladen. Morgen wird dein Tag interessanter, als der heutige."
„Ich weiß schon. Hab seinen Instagrambeitrag gesehen. Hab mir gleich gedacht, dass es nicht lange dauern wird, bis die Müllers uns einladen. Jetzt, da Thomas seinen super neuen, hochleistungsfähigenGrill hat."
Da ich mit meinen Händen meine Übertreibung noch mehr verdeutlichen will und wild herumfuchtle, brechen wir in lautes Gelächter aus.
„Na los, Schwesterherz, lass uns die Einkäufe aufräumen."
„Uns? Hast du echt gerade von uns beiden gesprochen? Du hilfst mir?" Überrascht ziehe ich meine Augenbrauen hoch. „Du machst Fortschritte."
Ein Lachen entweicht der Kehle meines Bruders.
„Nicht frech werden."
Doch ich strecke ihm nur meine Zunge heraus und wuschel ihm durch seine Haare.
„Na los, lass uns loslegen, bevor das Eis noch wegschmilzt."
Mit einer auffordernden Geste schlägt er mir leicht auf meinen Oberschenkel und hält mir seine Hand hin, um mir auf zuhelfen.
„Du bist eigentlich total cool drauf.", stelle ich grinsend fest.
„Bin ja auch dein Bruder.", kommt die prompte Antwort und er grinst mir zu. Und ich erwidere sein Grinsen.
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So hier ist ein kleiner Einblick in Julias, im Moment unspektakuläres, Leben,
Ich lasse es bewusst sachte angehen und deshalb kommt der gute Herr Neuer auch hier noch nicht vor. Die jenigen, die meine alte Geschichte kennen, werden sich jetzt fragen, ob der Inhalt überhaupt noch der gleiche ist, ja er ist der gleiche :) -> Grillfesteinladung ist eine kleine Andeutung darauf
Und ich weiß auch, dass das hier noch nicht wirklich lang ist, aber es ist ja auch schließlich der Prolog und auch nur ein kleiner Einblick in Julias Leben. Keine Angst, die nächsten Kapiteln werden definitiv länger.
Und jetzt. Jetzt möchte ich dir noch einmal danken. Für dieses wunderschöne Cover. Delia. Ich kann dir nicht oft genug dafür danken. Es ist das schönste, was ich je gesehen habe! Ich meine.... ahhh ich bin sprachlos. Danke danke danke
Jetzt ist eigentlich alles gesagt - Gute Nacht :)
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The only one | { Manuel Neuer }
FanficDas Leben ist ein ständiges Auf und Ab. Sobald man denkt, dass es nicht besser laufen könnte, kommt ein derber Rückschlag, der einen komplett aus der Bahn wirft. Doch bekanntlich kommt nach Regen immer wieder Sonnenschein. Das muss Julia auch erst l...