~ Kapitel 3 ~

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Als ich wenige Stunden später aufwachte, war ich todmüde. Ich war gestern ja auch verdammt lange wach. Die Freude über Melinas Like war zwar immernoch da, nur wusste ich, das sich das bald ändern würde. Denn heute musste ich wieder in die Schule. Es würden sich wahrscheinlich alle über mich lustig machen, weil ich mich so über Melinas Like gefreut habe. Seufzend quälte ich mich also aus meinem Bett und lief hinüber zu meinem Kleiderschrank aus welchem ich das erste beste Griff was mir in die Hände kam. In diesem Fall waren es eine blaue Jeans und mein weißer #Schnubbi Pulli.

Ich achtete meistens nicht darauf, was ich anzog, es machte bei mir einfach keinen Sinn sich 30 Minuten Gedanken zu machen was ich anzog und wie ich aussah. Es hacken sowieso alle auf mir rum, ganz egal was ich an habe. Es liegt schlicht und einfach daran, dass Melina mein Vorbild ist. Ich habe eine Zeit lang wirklich versucht, mich mit  meiner Kleidung beliebt zu machen. Sie lachten mich allesamt aus.

Nachdem ich mich angezogen hatte ging ich hinüber ins Bad und putze mir die Zähne. Dies war schnell erledigt und da ich mich nicht schminkte oder stylte, schnappte ich mir meine Tasche aus meinem Zimmer und lief los in Richtung Bushaltestelle.

Auf dem Weg dorthin genoss ich die letzten Fünkchen Freude, die noch in meinem Inneren umherschwirrten. Nach 10 Minuten Fußmarsch konnte ich bereits das typische "H" Schild, welches für Haltestelle stand erblicken. Ich blieb stehen und schaute, ob und wieviele Leute aus meiner Klasse dort waren. Fuck war mein einziger Gedanke, als ich sie sah.

Amy stand da. Perfekt gestylt mit einer Schaar ihrer Freunde. Amy hasst mich mit Abstand am meisten. Sie hat sogar meinen Namen bei  Instgram herausgefunden und mich dort gehatet. Als ich bemerkt hatte, das Amy die unbekannte Haterin war, hatte ich sie sofort geblockt. Sie ist diejenige die es immer wieder schafft mich zum weinen zu bringen. Und das, obwohl ich ihr nichts getan habe. Ich bin nur Alina. Alina der #Schnubbi. Doch genau das war es was sie an mir hasste, dass ich ein #Schnubbi war. Ich hasste mein Leben. Dank ihr. Sie hat angefangen mich zu mobben und seitdem machen alle mit. Ich bezweifle es, dass sie damit aufhören. Ach mein Leben und alles andere war im Arsch.
Ich sah mich seufzend um und konnte außer Amy noch zwei von Amys besten Freunden erblicken. Jasmin und Emely. Diese standen unmittelbar neben Amy. Sonst war niemand mehr aus meiner Klasse da.

Ich zog mir die Kaputze meines #Schnubbi Pullis tief ins Gesicht. Mit ein wenig Glück würde ich an Amy und den anderen unbemerkt vorbeikommen können. Ich müsste nur schnell genug an ihnen vorbeihuschen. Gesagt, getan. Ich versuchte möglichst unauffällig zum Bus zu gelangen. Es lief alles ganz gut, ich konnte schon die Türen des Busses sehen. Doch genau in diesem Moment rief jemand hinter mir meinen Namen. "Ey Alina bleib stehen!" Ich fluchte innerlich und versuchte den Ruf zu ignorieren. Ich war mir ziemlich sicher, das Amy es war, die mich gerufen hatte. Doch als ich weitergehen wollte bewies mir ein erneuter Ruf, das es tatsächlich Amy war, die mich gerufen hatte. "Wenn du nicht jetzt sofort stehen bleibst, du Schlampe, kannst du was erleben!" Trotz Amy's Warnung ging ich weiter. Ich wollte keinen Stress, ich wollte einfach nur zum Bus. Ich hörte Schritte hinter mir. Amy und ihr Gefolge verfolgten mich. Ich bekam Panik. Sie würden ihre Drohung wahr machen. Ich wollte nicht, das sie mir was taten, nicht schon wieder.

Ich hörte, wie sie hinter mir tuschelten. "Lass sie richtig fertig machen, diesmal!", sagte Amy. "Ja, diese Schnubbi Schlampe verdient es nicht anders!", konnte ich Jasmine sagen hören. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich hatte Angst. Angst, das sie mir wieder weh taten. Deshalb blieb ich stehen, den Blick gesenkt. Vileicht wollten sie mir nur klar machen, das mein Leben keinen Sinn hatte. Amy und ihr Gefolge stellten sich im Kreis um mich auf.

"Seht sie euch nur an! Die kleine Schlampe wiedersetzt sich mir.", sagte Amy mit kalter Stimme. Ich blieb stumm. Amy kam einen Schritt auf mich zu. Ich wollte nur noch wegrennen. Mein Magen zog sich vor Angst zusammen. Amy stand nun unmittelbar vor mir und zischte: " Du kleine Hure hast dich wohl sehr über den Like von deiner Melina gefreut, was ? Du bist so nutzlos, hast ja sonst nichts worüber du dich freuen kannst." Mit diesen Worten spuckte sie mir ins Gesicht. Es war so eklig. Ihre Spucke klebte an meinem Kinn, und während ich versuchte sie unbemerkt wegzuwischen, meldete sich Jasmine zu Wort. "Du verdienst es doch nicht anders!" Amy trat ein wenig weg von mir und begann höhnisch zu lachen. Mir stiegen die Tränen in die Augen doch ich unterdrückte sie. Das würde mir jetzt noch fehlen, vor denen loszuheulen. Dann hätten sie nur noch mehr einen Grund mich zu mobben. Nun kam Emely zu mir. Sie war die größte und stärkste von allen. Sie sah Amy fragend an. Diese nickte und Emely holte aus. Die Angst lähmte mich. Ich konnte mich nicht rühren. Emely würde mich schlagen.

Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Wange. Es war unerträglich. Obwohl es öfter passierte, das sie mir eine klatschten, tat es jedes mal vedammt weh. Ich hielt eine Hand an meine Schmerzende Wange. Emely lachte. Sie lachten alle. Sie lachten über mich. Ich konnte die Tränen nicht mehr halten. Sie flossen ungehemmt meine Wange runter. Ich weinte nicht bloß wegen des Schmerzes, welcher immernoch da war, sondern ebenfalls, weil sie mich verletzten. Innerlich.

Emely, die immernoch vor mir stand holte erneut aus, doch bevor sie überhaupt die Chance hatte mich zu treffen rannte ich ohne ein Wort los. Die Reaktion meinerseits hatte sowohl Amy, als auch ihre Freunde überrascht. Ehe die drei mir hinterher laufen konnten, war ich schon im Bus. Zu meinem Glück fuhr der Busfahrer direkt los. Amy, Emely und Jasmine standen schimpfend und schreiend vor dem Bus. In diesem Moment, war ich einfach nur dankbar, das die meisten Busfahrer heutzutage einfach zu ihren Zeiten fuhren und es ihnen egal war ob alle im Bus sind. Ich wischte mir mit dem Ärmel über die Augen um die Tränen loszuwerden, welche immernoch in meinen Augen brannten. Daraufhin suchte mir einen Platz ganz hinten im Bus. Während der gesamten Busfahrt sah ich aus dem Fenster. In diesem Moment fühlte ich mich so nutzlos. Ich war ja auch nutzlos. Diesen Gedanken hatte ich jeden Tag. Ich hasste mich selbst. Dafür das ich ich war. Die Straßen, die ich im Fenster sehen konnte flogen vorbei und ehe ich mich versah war ich auch schon an der Schule angelangt.

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