Chapter 7

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"Adrian, was verdammt ist denn mit dir los!", schnauzte Marcus Flint den jüngeren Zauberer unwirsch an.
"Du machst rein gar nichts, um den Job zu erledigen, der uns anvertraut wurde! Reiß mal den Arsch zusammen und häng dich da rein, anstatt untätig in Pubs zu sitzen."

Tief durchatmen. Nicht wütend werden, ganz ruhig, Adrian...

"Das ist wichtig, du weißt doch, dass die Schlammblüter nicht einfach ohne Konsequenzen davon kommen dürfen und dann weiter mit ihren Zauberstäben rumpfuschen können. Kapiert?"

"Marcus, ich bin doch nicht schwer von Begriff, behandel mich nicht wie einen Idioten."

"Das scheinst du in letzter Zeit aber wieder zu sein. Irgendwas lenkt dich ab. Deine Eltern haben lange auf die Zeit gewartet, die jetzt kommen wird, unterstütz sie und mache sie stolz, indem du ein paar Schlammblüter vernichtest."

Marcus hatte Glück, dass er sich nach diesen Worten von Adrian abwandte und seine Interesse wieder anderem im irischen Pub widmete. Lange hätte er seine Wut auf Marcus, auf sich selbst, auf den dunklen Lord, auf die Welt... auf einfach alles nicht mehr zurück halten können. Und in die Luft gehen vor so vielen Leuten? Neee...

"Noch einen Feuerwhiskey", brummte er dem Wirt zu, bevor er wieder auf den Holzthresen des Pubs starrte.

Alicia vertraute ihm nicht mehr. Das war... gut. Sie war sicher vor ihm. Er konnte nicht riskieren,dass seinetwegen die Leben der Leute in Gefahr kommen würden, die er wirklich liebte. Und das würde zweifelsohne geschehen, würde er seiner Familie und ihren Ideologien für immer den Rücken zukehren.

Alicia. Marie. Joline. Er würde eher sein Leben opfern, als eine der drei Mädchen zu verlieren. Und so konnte er Alicia und seine kleinen Schwestern doch besser beschützen, oder? Indem er ein Todesser war? Dann wären sie kein Ziel, würde es um Bestrafung für ihn gehen...
Und doch war Alicia auch jetzt noch in Gefahr, ihre Eltern waren Muggel. Und seine Schwestern hatten auch nicht gerade den besten Einfluss zuhause, um zu normalen Mädchen heranzuwachsen...

Warum musste das nur so kompliziert, so verdammt schwer sein!

Ein sehr klischeehaftes Mädchenkichern riss Adrian aus seinen Gedanken. An einem der Seitentische saß Marcus einem Mädchen gegenüber - vielleicht war sie um die 20? - und flüsterte ihr über den Tisch gebeugt ins Ohr. Worauf sie im Sekundentakt zu kichern begann.

Nein, Adrian brauchte wirklich nicht so einen Abend, an dem er erst Alicia schlug und dann auch noch Flint dabei zusehen musste, wie er das Gesicht von irgendeiner verblödeten jungen Hexe abschlabberte.

"Ich würde gerne zahlen."

~

"Frische Luft..."
Zufrieden murmelnd schlenderte Adrian nach dem Kurzbesuch im besten irischen Pub des magischen Londons die Straßen entlang, kein wirkliches Ziel vor Augen.

Er wollte den Kopf frei bekommen, alleine sein, nicht bedrängt werden. Nicht durch seine Eltern, nicht durch Marcus und auch nicht durch ihren flehenden ungläubigen Gesichtsausdruck. Und Entscheidungen konnte er nicht unter Druck treffen, das konnte er noch nie.

Knall

Ein Schrei. Noch ein Knallen.

Er zog wirklich Probleme an. Und hatte eine ziemlich Identitätskrise. Nachschauen und helfen? Oder wie jeder vernünftige Todesser einfach sein eigenes Ding weiter durchziehen?

Den Zauberstab fest in der linken Hand eilte Adrian in die Richtung, aus welcher die Kampfgeräusche kamen. Erst, als er ganz nahe war, wurde er langsamer und schob sich an der Hauswand entlang, bis er um die Ecke in eine schmale Seitengasse blicken konnte.
Durch die Straßenlaterne waren nur Umrisse zu erahnen, erst der nächste rote Lichtstrahl beleuchtete für einen Augenblick das Gesicht der jungen Hexe und die silberne Maske des Todessers ihr gegenüber.

Through dark timesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt