'Sehr geehrte Miss Spinnet.
Auf Grund ihrer fragwürdigen Herkunft bitten wir Sie, pünktlich am 10. September zu Ihrer bereits festgelegten Anhörung zu erscheinen. Ihren Zauberstab haben Sie bis zu diesem Datum ihrem Vorgesetzten auszuhändigen. Den genauen Ort und Termin werden wir Ihnen mit einem weiteren Schreiben zukommen lassen.
Sie sind verpflichtet, weiter an Ihrem Arbeitsplatz zu erscheinen und den Anweisungen zu folgen, welche Ihnen erteilt werden.
Jegliche Anwendung von Magie ist Ihnen strengstens untersagt. Bei Zuwiderhandlung werden Sie unter Arrest gestellt, bis Ihre Anhörung stattfindet.
Mit freundlichen Grüßen,
Dolores J. Umbridge'
Langsam und mit versteinerter Miene ließ Alicia den Brief sinken. Er hatte bereits auf ihrem Schreibtisch gelegen, als sie angekommen war, deutlich sichtbar auf ihrem blauen Notizblock. Sie hatte gewusst, dass irgendwann so etwas passieren würde, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Todesser auch das Ministerium von Muggelstämmigen befreien würden. Zudem war es offiziel in den Mitarbeiterakten eingetragen, wer im Ministerium für Zauberei welchen Blutstatus hatte. Da war es natuürlich ein Leichtes, alle schnell auszusortieren. Und jetzt dieser Brief... Durch diese ekelhafte rosa Kröte, ausgerechnet. Ihr siebtes Jahr mit Umbridge hatte nicht gerade eine Freundschaft zwischen den beiden aufgebaut. Alicia hatte gemeinsam mit Katie den Zwillingen immer wieder bei ihren Streichen geholfen, selbst wenn sie dadurch ab und zu mal nachsitzen musste - das war es immer wert gewesen. Nur war sie sich auch sicher, dass der Albtraum in rosa das ebenfalls noch nicht vergessen hatte. Alicia wusste zwar nicht, was genau ihr bevorstand, aber gut war es mit Sicherheit nicht. Eine Anhörung. Keine faire, das war schon vorprogrammiert.
Die junge Hexe hob den Kopf und blickte sich um. Außer ihr waren erst Lilian McAllington und Heath Stirling da. Kein Wunder, es war ja auch gerade mal 6 Uhr morgens, das ganze Ministerium war noch ziemlich leer. Aber Alicia wollte sich nachher mit Angelina und Katie in einem kleinen Muggelkaffee treffen, sie hatte ihre Freundinnen nun schon seit über einer Woche nicht mehr gesehen. Und Alicia wollte an ihrem Artikel weiter arbeiten, ihn so schnell wie möglich fertig bekommen.
Erneut blickte Alicia auf den geöffneten Brief in ihrer Hand. Die Taubheit, welche sie zunächst empfunden hatte, wich langsam und machte einer unglaublichen Wut platz.
Ihren Zauberstab.
Abgeben.
Das konnten die so was von vergessen.
Die ehemalige Gryffindor strich sich die braunen Locken zurück, faltete den Brief zusammen und steckte ihn in ihren Umhang. Jetzt bloß einen kühlen Kopf bewahren, ermahnte sie sich und atmete tief durch. Mit Wut im Bauch ließ es sich schlecht klar denken.
Noch einmal alles durchgehen... Eine Anhörung. Das hatte sie bereits mibekommen, nachdem das Ministerium gefallen war, wurden tagtäglich muggelstämmige Hexen und Zauberer hinab in die Gerichtsräume beordert. Insgeheim hatte Alicia schon seit längerem mit solch einer Vorladung gerechnet und dennoch machte sich nun, wo der Brief tatsächlich vorlag, eine kalte Angst in ihr breit. Eine faire Anhörung konnte man von diesen blutsverliebten Spinnern nicht erwarten.
Den Zauberstab an ihren Vorgesetzten abgeben - niemals. Den würde sie nie wiederbekommen, was auch immer nach der Anhörung geschehen würde.
Alicia seufzte leise, sah noch einmal kurz zu ihren Kollegen und sammelte dann ihre Sachen ein - ihren Notizblock, die Stifte und Recherchematerialien -, bevor sie in Richtung der Fahrstühle lief. Es gab nur diese eine Option - abhauen. Wenn Alicia im Ministerium bleiben würde, wäre sie bald unter Arrest gesetzt, ihr Zauberstab wäre weg und ihr Leben wäre fremdgesteuert. Das würde sie nicht zulassen. Ihren Job konnte sie so oder so vergessen, wenn sie bleiben würde, wäre sowieso nichts mehr wie bisher.
Bemüht unauffällig lief Alicia durch die Gänge. Ein Glück, dass sie heute so früh da gewesen war, kurz nach sechs Uhr morgens war kaum einer so verrückt, sich schon auf die Arbeit zu quälen. Nur ab und zu begegnete ihr jemand, aber großartig beachtet wurde die kleine Braunhaarige nicht.
Endlich in der Halle angekommen, eilte Alicia an dem Brunnen vorbei und auf die Kamine zu.
"Miss Spinnet?"
Eine dunkle Stimme erklang einige Meter entfernt von ihr und Alicia blieb wie angewurzelt stehen, bevor sie den Mann wahr nahm, der gerade erst in einem Kamin 10 Meter von ihr entfernt aufgetaucht war. Groß, hager, dunkle Haare. Das war ihr Vorgesetzter, Bridges. Matthew Bridges war noch nicht lange Leiter des Tagespropheten, erst seit das Ministerium gestürzt worden war und nun mehr und mehr durch Anhänger von Du-weißt-schon-wem kontrolliert wurde. Deshalb war Alicia sich ziemlich sicher, dass auch Bridges eher dunkel veranlagt war, auch wenn sie dafür natürlich keine Beweise hatte. Aber der Blick, mit dem er sie bedachte, sagte ihr klar und deutlich, dass er sie nicht zu einem Kaffeekränzchen einladen würde.
"Guten Morgen, Mr Bridges", zwang die junge Hexe sich zu einem Lächeln. Dieser verdammte Kamin war nur zwei Schritte entfernt, nur zwei blöde Schritte. Bridges war ganze 10 Meter entfernt, fixierte sie misstrauisch mit seinen stahlgrauen Augen und machte ein paar Schritte in ihre Richtung. Okay, noch 9 Meter, 8...
"Ich kündige, Sir", quiekte die junge Hexe nervös und sehr gryffindorhaft auf und hastete in Richtung Kamin. Kaum hatte sie sich in Bewegung gesetzt, wurde auch Bridges schneller, seine Hand verschwand in einer Falte seines Umhangs und zog einen knorrigen Zauberstab hervor. Alicia bemühte sich gar nicht erst, ihren eigenen Zauberstab zu ziehen, sie musste hier weg. Sie hätte keine Chance, denn helfen würde ihr niemand hier - Bridges jedoch sicherlich. Und sie wollte sich nicht einfangen lassen wie ein Kaninchen... Nein, nicht einfach nur, weil sie muggelstämmig war.
"Fuchsbau!", schrie sie hektisch auf. Das letzte, was sie noch sah, war ein Lichtblitz, der auf ihr Gesicht zusteuerte.
---------
Tut mir leid, dass es weder besonders lang noch annährend gut geworden ist. :/
