Chapter 6

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"Ich hab dir schon immer gesagt, Pucey ist ein absoluter Idiot. Wie alle Slytherins."

Angelina Johnson drückte ihre beste Freundin an sich und strich ihr beruhigend über die Schulter.

Alicia war vor etwa einer halben Stunde direkt in ihrer kleinen vollgestopften Wohnung erschienen, eine Wange rot und einen beinahe undefinierbaren Ausdruck im Gesicht - Angst, Trauer, Verzweiflung, Schock, Enttäuschung... Alicia selbst konnte gar nicht genau sagen, wie sie sich fühlte.

Erst, als sie stockend begonnen hatte, von ihrer Begegnung beim Haus ihrer Eltern zu erzählen, liefen ihr die Tränen still die Wangen hinunter. Doch der Beginn war am schwierigsten gewesen. Schnell hatte Alicia ihrer besten Freundin alles erzählt.

Und diese hatte wie erwartet reagiert.

Angelina hatte Pucey noch nie leiden können, genau so wenig wie eigentlich jeden einzelnen Slytherin. Alicia hatte das immer Vorurteile genannt, doch nun war sie sich selbst nicht mehr so sicher.

Adrian, der ihre Hand gehalten hatte.

Adrian, der jede freie Minute mit ihr verbringen hatte wollen.

Adrian, der ihr in den Ferien heimlich Briefe geschrieben hatte.

Adrian, der ihre erste wirkliche Liebe war.

Adrian, der sie geschlagen hatte, beschimpft hatte.

Sie wusste tatsächlich nicht mehr, was sie noch glauben sollte, worauf sie vertrauen konnte. Hatte sie sich denn so in ihm irren können?

"Lina, ich kann aber nicht glauben... Wieso... Ich mein, es war doch Adrian..."

"Hey, ganz ruhig", murmelte die Freundin sanft und zog die schluchzende Braunhaarige erneut an sich. Und als könnte sie Alicias Gedanken lesen, fügte sie nach ein paar Sekunden noch hinzu: "Ich verstehe, wie sehr dich das trifft, dass du ihn für jemanden gehalten hast, der er wohl doch nicht war... Wirklich! Ich hab es nur damals schon vermutet, George hat das auch gesagt... Der wollte dir doch nur an die Wä-"

In Alicias Augen sammelte sich erneut ein neuer Schwall von Tränen, woraufhin Angelina schnell verstummte. Besonders feinfühlig war sie in solchen Momenten noch nie gewesen, besonders nicht, wenn es um eingebildete hirnamputierte Slytherins wie Pucey ging.

"Ich... Ich mach dir einen Kakao...", murmelte sie daher unbeholfen, stand auf und beeilte sich, an den Umzugskartons vorbei in die kleine Küche zu kommen.

Doch Alicia war mit ihren Gedanken sowieso bereits wieder ganz wo anders.

[4 Jahre zuvor]

"Adrian, du Blödmann!", lachte die kleine Gryffindor und strampelte - vielleicht ein ganz klein wenig hilflos - mit den Beinen. "Lass mich sofort wieder runter, sonst..."

"Sonst was?", erwiederte der ebenfalls lachende - nur definitiv größere - Adrian Pucey belustigt und sah das zappelnde Mädchen über seiner Schulter breit grinsend an. "Aber gut, du willst runter? Nichts lieber als das, Kätzchen."

Während er geredet hatte, war er weiter in den See gewatet, dessen Wasser ihm nun bis an die Hüfte ging.

Und mit einem Platsch kam nun auch Alicia mit dem Wasser in Berührung. Kaum hatte sie ihre Orientierung wieder gewonnen und auf beide Beine gefunden, stürzte sie sich auf den lachenden Adrian, wodurch dieser ins Wanken kam und auf dem glitschigen Boden des Sees ausrutschte - die kleine Gryffindor jedoch mit sich zog. 

Klatschnass saßen die beiden so unterschiedlichen und sich doch so ähnlichen Menschen kurz darauf an einen größeren Stein gelehnt am Uferrand und sahen auf das sich leicht bewegende Wasser, beobachtend, wie die Aprilsonne langsam am Horizont verschwand.

"Du hast da was."

Adrian hatte sich zu ihr vorgebeugt und strich ihr vorsichtig etwas von der Wange, was sich als kleines Blatt entpuppte. Als er ihre Wange berührte, schien für Alicia die Zeit stehen zu bleiben, und sie verlor sich erneut hoffnungslos in seinen blauen Augen.

~

"Licia?"

Blinzelnd fand die braunhaarige junge Frau langsam wieder zurück in die Gegenwart und erblickte Angelina, welche ihr mit einem Lächeln, was eindeutig Besorgnis ausdrückte, eine dampfende Tasse entgegenhielt.

"Danke", murmelte diese nur und nahm die Tasse entgegen.

Angelina setzte sich wieder hin, doch keine der beiden wusste, was sie der anderen sagen könnte, ohne erneut in einer aussichtslosen Diskussion zu landen. Eines war nur offensichtlich: Alicia wollte dieses Thema um Adrian nicht weiter ausweiten und Angelina wollte ihre Freundin nicht wieder zum Weinen bringen.

"Lina, ich habe nachgedacht", beendete die Kleinere schließlich das unangenehme Schweigen und wandte sich ihrer besten Freundin zu. Diese sah von ihren Händen auf, auf welche sie wohl die ganze Zeit gestarrt hatte, nun jedoch ihre Aufmerksamkeit auf Alicia richtete, erleichtert, dass diese das Wort ergriffen hatte.

"Ich weiß, dass ich nicht in meine Wohnung kann und auch nicht zu meinen Eltern, das brauchst du mir gar nicht erst zu sagen. Und wehe, du bietest mir an, bei dir unterzukommen", fuhr Alicia ihrer Freundin dazwischen, als diese nur den Mund aufklappte. "Vergiss es, ich hab keine Lust, dich in unnötige Gefahr zu bringen oder der Grund zu sein, dass dir der Job gekündigt wird. Ich kann generell nicht hier herum sitzen und so tun, als wäre alles ganz normal, als wäre es okay, dass da draußen Muggel-mordende Todesser herumlaufen. Das geht doch nicht! Du musst doch auch davon gehört haben, was in Hogwarts los ist. Snape Schulleiter!"

Die junge Hexe sah ihre Freundin abwartend an, bis diese nickte und bestätigte, dass ihr das alles schon längst bekannt war, dass sie von Snape wusste und natürlich auch von allem, was im Ministerium für Zauberei vor sich ging.

"Okay, gut... Es geht um den Widerstand. Die anderen aus dem Orden... Die werden ja wohl auch nicht untätig herum sitzen, oder? Was ist mit den Weasleys? Kingsley? Lupin?"

Angelina fuhr sich seufzend durch die Haare, bevor sie erneut nickte.

"Natürlich ist ein Widerstand aktiv. Fred hatte mir davon erzählt. Und wenn ich so darüber nachdenke... Warum nicht? Da wärst du wirklich sicher. Sicherer, als alleine oder bei jemandem von uns zuhause. Ja, ja, so machen wir es. Am besten gehen wir zu ihm, er organisiert das alles, er macht das wirklich wunderbar."

Alicia sah ihre Freundin, die beim Reden scheinbar einen Entschluss gefasst hatte, fragend an, als diese aufsprang, ihren Zauberstab vom Tisch nahm und zu ihrer Garderobe neben der Tür eilte, um ihre Jacke abzunehmen.

"Er?", fragte sie nach, als von Angelina noch immer keine Antwort gekommen war. "Wen meinst du?"

Diese drehte sich mit einem Lächeln zu ihr um, wobei sie Alicia deren Jacke entgegen warf.

"Stromer."

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Alles klar, das war es mal wieder von mir. (:

Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen, da ich dieses Mal wirklich sehr skeptisch bin, was mein Kapitel angeht.

War es sehr langweilig oder war es nicht anders als die anderen?

Ich hatte um ehrlich zu sein wirklich Probleme, mir zu überlegen, wo Alicia sich ausheulen soll... Aber bei einem gebrochenen Herzen ist die beste Freundin ja wohl die erste Wahl. (:

Fragen und Kommentare sind immer sehr gerne gesehen. :D

Through dark timesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt