~1 Gemeingefährliche Gurke

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„Wartet mal. Wer ist überhaupt auf die bescheuerte Idee gekommen, dass Mae uns – ehrlich gesagt komplett verrückte – Aufgaben stellen darf, um uns besser kennen zu lernen?", fragt Alex und gönnt Duke seinen allseits bekannten Killerblick. Das Vergnügen mit diesem, übrigens mehr als angsteinflößenden, Blick konfrontiert zu werden hatte sogar schon ich. Und das obwohl du ihn vor vielleicht mal fünf Stunden zum ersten Mal gesehen hast. Das ist sogar für dich ein neuer Rekord. Klappe, Sick.

Möglicherweise hätte ich auf Liv und Duke hören sollen, als sie mir verklickern wollten, dass ich dem schlafenden Alex nicht mit einer vergammelten Gurke auf den Schädel hauen sollte. Möglicherweise erwähnten sie auch, dass Alex am liebsten 24 Stunden 7 Tage die Woche schlafen möchte und es absolut nicht leiden kann, dabei gestört zu werden. Naja. Wie gesagt. Möglicherweise. Außerdem war es anfangs ein unbezahlbarer Blick, als er gemerkt hat, dass er von einem wildfremden Mädchen mit einer Gurke aus dem Schlaf geschlagen wurde. Gleich darauf hat er vermutlich beschlossen diesen leicht gestörte Mädchen mit der gemeingefährlichen Gurke zu mögen. Es ist doch schließlich der erste Eindruck, der zählt.

„Versuch dich jetzt ja nicht zu drücken. Ich will sehen wie du dich zum Affen machst", entgegnet Duke nüchtern und folgt Alex in Richtung Innenstadt. Der ist diesen Killerblick anscheinend schon gewöhnt. Ob er ihn auch schon öfters mit einer angefaulten Gurke verkloppt hat? Oder vielleicht war es ja eine Gürkin?

„Schon gut. Aber wie um alles in der Welt ist sie auf so etwas gekommen? Sowas würde mir nicht einmal im Schlaf einfallen. Und das soll schon etwas heißen, denn ich schlafe so gut wie immer. Also vorausgesetzt Mae verprügelt mich nicht mit 'ner bescheuerten Gurke.", den letzten Satz murmelt er nur noch vor sich hin und beobachtet mich mit einem undefinierbaren Blick.

„Hey, was kann ich dafür, wenn in meinem Hirn nur Schwachsinn rumschwabbelt wie Schwabbelpuddinng?", verteidige ich mich und verschränke trotzig meine Arme vor der Brust, „Apropos. Kann Schwachsinn eigentlich schwabbeln?" Ich glaub ich hab grad ein neues Wort des Tages gefunden. Sorry, Windhosenfabrikant, gegen Schwabbelpudding kannst nicht einmal du etwas ausrichten. Scheiße. Jetzt krieg ich Hunger auf Pudding.

Nach unserer intellektuell anspruchsvollen Unterhaltung auf dem Weg zum nächsten Süßigkeiten Laden, habe ich Alex noch einmal darauf hingewiesen, dass er die Show so überzeugend wie möglich abziehen sollte. Und dass er mir, wenn er schon mal dabei ist, etwas zu essen mitbringen soll. Ich bin nämlich nach umfassender Forschung (die meistens auf praktische Weise erfolgte) auf die Erkenntnis gestoßen, dass sich Menschen grundsätzlich nicht so verarscht vorkommen, wenn sie nicht wissen, dass sie verarscht wurden. Allerdings habe ich noch immer nicht begriffen, warum Alex das Ganze in diesem Süßigkeiten Laden abziehen will. Hätte er sich nicht ein Geschäft aussuchen können, zu dem man nicht so weit laufen muss?

Jedenfalls ist er danach in den Laden gestürmt, hat den Ladenbesitzer am Kragen gepackt – soweit das mit der Theke dazwischen möglich war – und hat ihn fast schon angeschrienen, er soll ihm unverzüglich mitteilen, in welchen Jahr er hier gelandet ist. Ob er ein paar Süßigkeiten kaufen kann hat er natürlich nicht gefragt. Wär auch irgendwie komisch rüber gekommen, oder? Nachdem der leicht überforderte Ladenbesitzer ihm wahrheitsgemäß das Jahr nannte, hat Alex einen Satz zurückgemacht und einen, mehr oder weniger peinlichen, Freudentanz aufgeführt, während er immer wieder ‚Es hat funktioniert' gejubelt hat.

Ich muss schon sagen, dass nicht einmal ich es so überzeugend wirken hätte lassen können. Das Geschrei hat man sogar noch auf der Straße hören können, bevor ein lachender Alex aus dem Laden gerannt kam. Im Endeffekt hat es ihm vermutlich auch Spaß gemacht – auch wenn er dies wahrscheinlich niemals zugeben würde, aber das muss er auch gar nicht. Man hat es ihm angesehen.

Nachdem ich Dukes Zimmer verwüstet habe, um ein passendes Foto von ihm und einen weißen Umschlag zu finden, habe ich Liv die nächste Aufgabe gestellt. Sie hat sich neben einen jungen Mann auf eine Bank gesetzt und ist langsam näher an ihn herangerutscht, während sie unauffällig die Menschen in der Nähe beobachtet. Und nein! Sie hat nichts Unanständiges vor. Dann hat sie den Umschlag, indem das Bild von Duke zu finden ist, auf die Bank gelegt und ihn langsam dem Mann hingeschoben. Danach hat sie ihm leise zugeflüstert: „Und vergiss nicht... es muss wie ein Unfall aussehen." Gleich darauf ist sie aufgestanden und gegangen. Der Mann hat daraufhin die Stirn in Falten gelegt und langsam den Umschlag geöffnet. Na dann. Viel Spaß bei deinem Unfall, Duke.

Zuletzt hat dann noch Nate die Aufgabe bekommen, im Park verliebte Pärchen mit Kuchen zu bewerfen. Das war wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal, aber essen durfte ich den Kuchen trotzdem nicht. Kurzzeitig hat dann sogar seine aufgebaute Fassade gebröckelt, doch das hatte er schnell wieder im Griff bekommen und ist uns weiter lustlos nach Hause gefolgt.

Duke hab ich keine Aufgabe gestellt. Mal ehrlich. Ein einfacher Blick auf die vier verrät sofort, dass er hier der Boss ist und mit ihm will es nicht mal ich es mir verscherzen. Außerdem ist er schon genug gestraft. Wegen dem Unfall, versteht sich.

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