Das nervende Geräusch des Weckers reißt mich aus meinem traumlosen Schlaf und ich rolle mich lustlos auf den Rücken. Motivation, wo bist du? Wie von selbst schalten meine Hände den Wecker aus und ich strecke mich einmal kurz durch. Mein Rücken schmerzt höllisch, weswegen ich darauf tippe, dass Duke mich, wie fast immer, erst heute Morgen ins Bett gelegt hat und danach wieder spurlos verschwunden ist. Wie jeden Morgen. Trotzdem bin ich ihm dankbar, dass er mich nicht mehr fragt, warum ich auf den Boden schlafe, sondern es einfach hinnimmt.
In der ersten Nacht hat er gesagt, ich soll mich doch einfach neben ihn ins Bett legen, 'er würde schon nichts Unanständiges anstellen'. Das Grinsen, das bei diesen Worten sein Gesicht zierte, werde ich niemals vergessen können. Ich hab daraufhin nichts geantwortet, sondern einfach im Türrahmen gewartet, bis er eingeschlafen ist. Danach hab ich es mir dann vor dem Fenster gemütlich gemacht und hinausgestarrt, bis ich vor Müdigkeit meine Augen geschlossen habe und der Schlaf mich überrollt hat. Damals war das einfach alles zu viel für mich.
Langsam richte ich mich jetzt auf und schwinge meine Füße über die Bettkannte. Gemächlich trotte ich zum Kleiderschrank und nehme mir ein frisches T-Shirt von Duke, das mir wohlbemerkt bis über den Po geht, und eine schwarze Leggins, die Duke mir vor ein paar Tagen einmal mitgebracht hat. Vielleicht sollte ich mir mal echt wieder Kleidung kaufen, mit der man sich auf der Straße blicken lassen kann. Schulterzuckend verwerfe ich den Gedanken wieder. Als würde es mich interessieren was andere von mir denken.
Nachdem ich mich soweit fertig angezogen habe, gehe ich ins Badezimmer und klatsche mir kaltes Wasser ins Gesicht. Resigniert klammere ich mich an das Waschbecken uns schaue hinunter in den Abfluss. Alle Abflüsse führen ins Meer. Immer stärker drücke ich gegen das kalte Keramikbecken, sodass meine Fingerknöchel schon ganz blutlos und weiß sind. Am Ende meiner Kräfte löse ich meinen Klammergriff und sehe hoch in den Spiegel.
Das Mädchen, das ich da sehe ist nicht einmal annähernd das, das ich vor ein paar Jahren noch kannte. Meine Haare sind kaputt und länger geworden, da ich sie mir schon ewig nicht mehr geschnitten habe. Meine blauen Augen haben ihren ganzen Glanz verloren und meine Gesichtszüge nicht einmal annähernd so freundlich wie früher. Früher war die Welt auch noch in Ordnung! Naja. Zumindest fast. Kopfschüttelnd wende ich meinen Kopf vom Spiegel ab, trockne mein Gesicht mit einem Handtuch ab und gehe in die Küche.
Dort angekommen sitzen schon Liv und Nate am Esstisch und kauen gedankenverloren auf ihren Brötchen herum. Alex ist als einziger noch nicht da, doch der schläft wahrscheinlich noch tief und fest in seinem Bett. „Guten Frühtag" begrüße ich die beiden gespielt fröhlich, doch von Liv kommt nur ein zustimmendes Brummen, was in ihrem Universum vermutlich ‚Ebenfalls' bedeuten soll, und von Nate bekomme ich wie gewohnt keine Antwort, aber das nehme ich ihm nicht übel. Er hat vor einiger Zeit etwas Schlimmes durchgemacht und seitdem hat kein Wort mehr seine Lippen verlassen. Was muss man einen Menschen nur antun, um ihn so zu Traumatisieren? Langsam schlürfe ich auf den Esstisch zu und schnappe mir zwei der Brötchen, die dort herumliegen und gieße mir dann etwas Kaffee in einen Becher. Nachdem ich eines der Brötchen gegessen und meinen Kaffee ausgetrunken habe mache ich auf den Weg zur Tür. Ich schnappe mir meine schwarze Jacke, lasse das zweite Brötchen und einen Ersatzschlüssel in meiner rechten Jackentasche verschwinden, schlüpfe schnell in meine Schuhe und rufe noch ein kurzes „Tschüss" in Richtung Küche, bevor ich die kleine Bruchbude verlasse.
Vor dem Haus wartet schon wie jeden Morgen Estrey sehnsüchtig auf mich und springt mir vor Freude entgegen. Da ich damit nicht gerechnet habe, verliere ich das Gleichgewicht und lande auf meinem Rücken, der sowieso schon von heute Nacht genug schmerzt. Durch den Aufprall entweicht meinen Lungen die ganze Luft und zusätzlich landet auch noch Trey auf mir. Mit einem Seufzen meinerseits drehe ich mich auf die Seite und schiebe das Gesicht-ableckende-Etwas von mir herunter. „Ist auch schön dich zu sehen", murmle ich, während ich mir den Staub von der Kleidung klopfe und mir den Sabber aus dem Gesicht wische.
Nach unseren üblichen Besuch bei dem kleinen Metzger, der Trey immer mit etwas alte Wurst und andere Leckerbissen verwöhnt, schlage ich den Weg zum Wald ein. Wir verlassen das kleine Städtchen und gehen einen Feldweg bis zum Waldrand. Dort angekommen werfe ich Trey einen vielsagenden Blick zu und obwohl ich weiß, dass er es nicht verstanden hat, laufe ich los. Schon nach einigen Metern überholt mich Trey und folgt dem kleinen Trampelpfad in Richtung See. Er kennt den Weg wohl auch schon auswendig.
Außer Atem komme in an der kleinen Lichtung an, wo auch Trey schon wartet. Du solltest dringend wieder Sport machen! Die Äste und Dornen haben mir an manchen Stellen leicht das Gesicht und die Hände zerkratzt, was mich aber nicht im Geringsten stört. Langsam trotte ich neben Estrey zum Abgrund und lasse mich auf die Kante fallen. Mein Hund macht es sich neben mir gemütlich und ich streich ihm langsam durch das weiche Fell.
Ich richte meinen Blick in Richtung Himmel und betrachte die Wolken, die über das Firmament ziehen. Sie erinnern mich irgendwie an reisende Menschen, wenn sie zielstrebig ihrem Ziel entgegeneilen. Langsam lasse ich mich zurück, bis mein Rücken das Gras erreicht. Es ist, als würde ich schweben. Das Gras fühlt sich so weich an, woraufhin mir ein wohliges Seufzen entfährt. Kurz schließe ich die Augen und genieße den Augenblick, bis ich sie wieder öffne und den Reisenden am Himmel wieder Beachtung zu schenken. „Siehst du auch was ich in der Wolke sehe?", rufe ich, wie ein kleines Kind, während ich wild mit meinen Finger auf die Wolke direkt über mir deute. Kurz schiele ich zu Trey, der übertrieben mit seinem Schwanz wedelt und dort hin schaut, wo ich mit meinem Finger hindeute. „Das nehme ich mal als Ja, nicht wahr mein Großer?", vermute ich und streichle ihm ein paar Mal über Kopf, was ihn dazu bringt die Augen zu schließen und den Kopf zu senken.
Ich könnte hier mein ganzes Leben verbringen mit Trey, der mir immer zur Seite steht. Naja, sagen wir meistens. Ich glaube wir verstehen uns so gut, weil wir beide irgendwie missverstanden werden. Ich verstehe auch gar nicht, wie man den schwarz-weißen, zotteligen Hund mit den fast schwarzen Augen neben mir nur einfach aussetzten konnte.
Langsam lasse ich meinen Blick in Richtung Sonne schweifen und muss feststellen, dass ich mich schleunigst auf den Weg zurück machen sollte. Ich stehe also auf und jogge gemeinsam mit Trey den Weg zurück. Ich sollte sowieso mehr Sport machen. Im Ort angekommen verabschiede ich mich von Estrey, bevor wir wieder getrennte Wege gehen. Langsam schlendere ich durch die Gegend, bis ich vor einem kleinen, alten Haus ankomme und auf die Klingel drücke.
„Na komm doch herein, mein Mädchen" Die schon etwas in die Jahre gekommene Frau hält mir die Tür weit auf, sodass ich eintreten kann.
„Danke, Mrs Miller", bemerke ich, während ich durch den stickigen Flur gehe, um dann nach rechts abzubiegen, um in der Küche zu landen.
„Ach, Schätzchen. Wie oft denn noch? Nenn mich bitte Luise", antwortet die alte Dame, während sie mir in die Küche folgt. „Wo möchtest du denn anfangen? In Wohnzimmer hätte hier noch ein paar Kisten, die du in den Keller tragen könntest"
„Ja natürlich, Mrs Mi.. Ich meine Luise. Damit fange ich gleich an", entgegne ich und mache mich an die Arbeit.
Da ich jetzt bei Mrs Miller fertig bin, wollte ich gerade das Haus verlassen, als sie mir noch etwas hinterher ruft. „Liebes? Warte doch auf mich. Ich muss dich ja schließlich noch bezahlen!" Schnell hat sie mich eingeholt und versperrt mir den Weg nach draußen. Sie zieht einen Geldschein aus ihrem Portemonnaie und drückt ihn mir in die Hand.
Mit weit aufgerissenen Augen starre ich sie an. „Das ist doch viel mehr, als wir ausgemacht haben!", erwidere ich schon fast empört und wollte ihn ihr zurückgeben.
„Tut mir leid, ich habe gerade leider nichts Kleineres Zuhause", antwortet sie mir und marschiert einfach an mir vorbei zurück ins Haus. Verdattert schüttle ich den Kopf, schiebe mir das Geld in die Tasche und mache mich auf den Weg Richtung See.
Estrey scheint schon etwas länger hier auf mich zu warten, denn der zottelige Hund ist in der wärmenden Sonne auf der grünen Wiese weggedöst. Ich mache es ihm gleich und lege mich neben ihn. Meine Jacke ziehe ich aus und benutze sie als Kopfkissen. Ich genieße die warmen Sonnenstrahlen, die auf meine Haut treffen und schließe die Augen.
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Sick
Teen FictionMae hat ein Problem. Ein Problem namens Sick. Oder auch Mozzie, der in letzter Zeit auch häufig Ärger macht. Die Frage ist nur, ob Problem beziehungsweise Ärger die richtigen Worte sind, um das Chaos zu beschreiben. „Was ist das Ziel einer Therapie...