2.4 Kennenlernen

33 4 0
                                    

"Seija? Nicht einschlafen! Erst Adresse!"

"Rue du Port...."

Ups! Sie war ja fast so ungeschickt wie Osmo! Mist!

"Was? Also, bis Frankreich fahr ich heut nicht mehr, sorry!"

Jukka grinste sie frech an, dann versenkte er einen Moment lang seinen Blick in ihre Augen. Und sie spürte, wie ihm ein kurzer Schnappschuss gelang. Die Aussicht von ihrem Balkon in Nantes.

Oh man, sie war wirklich, wirklich müde!

Sie sah ihn irritiert den Kopf schütteln und versuchte schnell, sich aus der Affäre zu ziehen.

"Entschuldige, bin schon zu müde. Hab bis vor kurzem... na ja, egal. 9 Liisankatu bitte."

Er nickte gedankenverloren und startete den Wagen.

Na super, Seija!

Neben Sami hatte sie nun noch jemanden, der zu viel nachdachte!

Klar war es ein großes Glück gewesen, dass sie Osmo direkt vor die Füße gefallen war. Aber jetzt gerade wäre sie beruhigter, wenn man ihr ein wenig Zeit zum Planen gegönnt hätte!

Sie musste bei Gelegenheit mal ein ernstes Wort mit den Guides sprechen!

Sie so unvorbereitet vor die Füße dieser Männer zu werfen!

Ja, die Chance hätte besser nicht sein können.

Und trotzdem: Die Gefahr, sich in Fehlern zu verstricken, stieg mit jedem Wort, das ihr planloses Hirn formte!

Und mit einem Mal, sie waren schon fast vor ihrem schnell organisierten Zuhause angekommen, hielt Seija die Luft an.

Schlüssel!

Oh verdammt!

Und sie hatte kaum noch Kraft!

Wie könnte sie...

Musik!

Wie hatte ihr Herr es gesagt? Musik ist auch Magie?

Und sie brauchte ganz dringend eine kleine Aufladung!

Also... singen.

Nun gut. Das konnte sie. Unter der Dusche zum Beispiel. Aber egal...

Sie schob den letzten kläglichen Rest ihrer magischen Kraft in ihre Stimme und sang leise ein finnisches Schlaflied, das ihr gerade in den Sinn kam. Und -Gott sei Dank- es wirkte wirklich!

Zuerst spürte sie den langsamen Zuwachs, den ihr die Aufmerksamkeit der beiden verschaffte. Aber was sie wirklich brauchte, war ihre Anerkennung.

Also besserte sie ihre Stimme noch ein wenig auf und -herrlich- spürte, wie ihr Tank sich sprunghaft füllte.

Sie sang weiter, jetzt mit der begeisterten Begleitung ihrer beiden Mitfahrer, und nährte sich von deren Anerkennung. Ihr Herr hatte recht gehabt. Das hier war anders, als sich durch direkte magische Handlungen zu verdienen. Offenbar war Musik eine sehr besondere Form von Magie. Selten hatte sie so reine, von Herzen kommende Wertschätzung erhalten wie in diesem Moment.

Liebe! Das war es!

Die Liebe eines Musikers zur Musik!

Die Begeisterung, die hervorgerufen wurde durch das einfache gemeinsame Singen eines uralten Schlafliedes.

Natürlich wurde ihr damit auch schmerzlich bewusst, wie schwer ihr Auftrag wirklich war.

23.000 Menschen würden ihre Schützlinge in Hannover mit dieser speziellen Form von Beachtung, nein, Liebe, nähren...

Bryn... It's a place made for us they say! (Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt