Eine neue Legende nimmt ihren Anfang

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Es war früh am Morgen. Wenn Airi aus dem kleinen Fenster blickte, konnte er die Wolkendecke von oben sehen. Die ersten rötlichen Sonnenstrahlen durchdrangen die flauschigen Berge, die wie Zuckerwatte aussahen.

"Wir wünschen unseren Fluggästen einen wunderschönen guten Morgen und hoffen natürlich, dass sie alle gut geschlafen haben. In Kürze werden wir am Flughafen in Osaka eintreffen. Vorher freuen wir uns aber, ihnen noch ein Frühstück servieren zu dürfen."

Der blonde Junge streckte sich einmal verschlafen und rieb seine noch müden Augen. Die Sitze im Flugzeug sahen zwar mit ihrem blauen Bezug und den schwarzen Armlehnen sehr gemütlich aus, darin zu schlafen war aber alles andere als bequem.

"Was tut man nicht alles für sein Team...", seufze Airi leise vor sich hin. Seine Schule in New York wurde eingeladen, bei einem C-Klasse Turnier als Gastspieler mitzuspielen. Natürlich lehnte der Direktor diese Gelegenheit nicht ab, das Band zwischen den beiden Partnerschulen zu festigen.

Trotzdem fragte sich Airi - welcher auf eine Sportschule ging - noch immer, wieso ausgerechnet eine Schule, die nicht auf Sport spezialisiert war, dieses Jahr das Turnier organisierte.

Ein weiterer verschlafener Blick wanderte durch das relativ leere Flugzeug. Nur die Basketballmannschaft und die Lehrer waren anwesend. Dann fiel es dem Jungen wieder ein:

Sie hatten ja keinen Unterricht solange das Turnier dauern würde und in nicht all zu ferner Zukunft lagen die Sommerferien. Ansporn genug um ins Finale zu kommen. Jetzt grinsend und gut gelaunt verschränkte Airi seine Arme hinterm Kopf und lehnte sich zurück. Der Sommer konnte kommen. Er hatte sogar seine Badehose und seine Schwimmbrille eingepackt.

"Das wird ein entspannter Sommer in Japan.", murmelte er vor sich her. Er wollte schon immer mal nach Japan.

Immerhin hatte er bisher nur in den Erzählungen seiner Großmutter davon gehört. Für das Kirschblütenfest war er wohl schon zu spät dran, aber besser spät als nie.

Stunden später war die Mannschaft endlich im Hotel angekommen und wurden auf ihre Zimmer aufgeteilt. Alle bekamen Einzelzimmer. Man fühlte sich schon fast wie eine Berühmtheit. Zwar waren die Zimmer bescheiden, doch gefiel Airi das traditionelle Aussehen sehr. Ryokan - so wurde ihm erzählt, heißen Hotels im japanischen Stil. Diese Gelegenheit nutzte Airi um seiner Großmutter einen Brief zu schicken - auch wenn er nicht wie jemand aussah, der gerne und viel schrieb.

Fast schon pingelig beschrieb er die Futons - Schlafmatten für die Nacht - und die Tatamimatten als Fußboden. Natürlich durften auch die Schiebetüren nicht fehlen, die mit Washi bespannt waren, ebenso der Tokonoma - ein kleiner erhöhter Bereich, in dem ein Blumentopf stand und eine Kalligraphie hing. Seine Schuhe musste er am Hoteleingang abgeben, aber das störte ihn nicht. Immerhin bekam er dafür Hausschuhe bereitgestellt und ein Yukata - eine Art Morgenmantel aus Baumwolle. Natürlich ließ sich darüber diskutieren, ob das Zimmer sehr bequem war, aber der Charme glich das alles aus und versprach eine gute Zeit.

Vom Flug erholt, öffnete er die Glastür und ging auf seine Zimmer eigene Veranda. Er hatte eine weite Sicht über den ebenerdigen Garten. Viele verschiedene Blumen blühten in den Beeten. Es sah fast aus wie ein Farbenmeer, aber Kirschbäume konnte er leider nirgends entdecken.

Sein Gepäck hatte er bereits zuvor eingeräumt und auch den zum Empfang bereitgestellten grünen Tee und die Plätzchen hatte er längst verdrückt. Es schien alles schon so perfekt, dass er irgendeinen Harken erwartete. Aber vielleicht war er auch einfach zu sehr von den vergangenen Jahren geprägt, weswegen er sich selbst verbot darüber nachzudenken und sich vornahm, nur nach vorne zu schauen.

Und weiter dort vorne stand Basketballtraining in der Partnerschule an. Airi hatte zwar vergessen, wie die Schule hieß, aber er hatte sich die Wegbeschreibung des Lehrers gemerkt. Fehlten nur noch Sportkleider und seine Schuhe. Eine große Flasche Sprudel durfte auch nicht fehlen. Und wenn er sich schon durch seinen nützlichen Koffer kramte, konnte er ja auch ein paar Snacks, Ersatzsocken, die Schweißbänder für seine Handgelenke, sein Wundertäschchen mit Pflastern und sonstigen Versorgungsmitteln und zu guter Letzt seinen Notizblock mitsamt Stift einpacken.

(Digimon) Next stop: Digital WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt