Kapitel 3

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"Augen zu", kommandierte die junge Frau, die Joanne schminkte. Die Schauspielerin war immer wieder fasziniert wie diese Maskenbildner es hinbekamen, eine Person so anders aussehen zu lassen. Oder wie sie jemanden perfekt schminkten, nur die schönen Seiten zeigten und die hässlichen verdeckten und wenn man dann zuhause vor dem Spiegel stand und versuchte, es den Maskenbildnern nachzumachen, sah es nicht halb so gut aus. Joanne hatte sich darüber immer wieder geärgert.
Aber im Moment nutzte sie die Behandlung, um sich noch ein bisschen zu entspannen vor den Shootings. Sie hatte nicht sonderlich gut geschlafen diese Nacht. Ihren Handywecker hatte sie nicht gehört und hätte fast verschlafen, wenn nicht Aki, mit der sie sich die Wohnung teilte, sie geweckt hätte.
Gestern war sie zuerst etwas enttäuscht gewesen, als Jack ihr sagte, dass sie kein Zimmer für sich bekommen würde. Aber immerhin kannte sie Aki schon und kam gut mit ihr aus. Sie musste auch einsehen dass nicht genug Platz für eine eigene Wohnung für jeden war und immerhin hatte Jack Handler den Hauptdarstellern die zwei Wohnungen ganz am Ende des Ganges zugewiesen, so dass sie möglichst viel Ruhe hatten. Auf Joannes Frage, warum dann Aki bei ihr wohnen würde und nicht ein anderer Schauspieler hatte der Regisseur geantwortet "Die hat wahrscheinlich noch eher einen ruhigen und ungestörten Schlaf verdient als ihr Schauspieler. Sie hat die Aufsicht über die Maskenbildner und wird von mir auch sonst von morgens bis abends mit irgendwelchen Aufgaben von A nach B geschickt. Ich arbeite sehr gern mit ihr zusammen und ich denke, sie verdient einen 'Ehrenschlafplatz'."
So hatte sich Joannes Verdacht bestätigt, Aki war nicht nur irgendeine Maskenbildnerin.
Aber die Person, die die Schauspielerin im Moment noch mehr interessierte, war Jonathan Hunter. Der Schauspieler war, wenn er real vor einem stand, tatsächlich noch gutaussehender, als auf den Bildern und im Fernsehen und Joanne hatte schon lange ein Auge auf ihn geworfen.
Zugegeben, er war ziemlich arrogant und sehr von sich selbst überzeugt aber soetwas konnte sich ja ändern. Joanne waren gerade andere Eigenschaften wichtiger... seine breiten Schultern, sein perfekt ausgeprägtes Eightpack und die hervorstehenden Brustmuskeln, die auch von den Hemden, die er häufig trug, nicht unauffällig wurden. Obwohl er erst 18 Jahre alt, und damit ein Jahr jünger als sie war, würde er, so glaubte Joanne, sehr gut zu ihr passen.
Sie würde auf jeden Fall versuchen, näher an ihn heranzukommen. Und welche Gelegenheit eignete sich da besser als ein Film, an dessen Ende sie beide ein Paar wurden?

Während Jonathan von einem Profifriseur die Haare geschnitten bekam, dachte er über seinen Mitbewohner nach. Es würde wohl kein großes Problem werden, sich wie langjährige Feinde zu benehmen während des Drehs. Er mochte diesen Castiel nicht sonderlich... was war das überhaupt für ein Name? Er glaubte sich zu erinnern, dass es in der Bibel irgendeinen Engel gab, der so hieß.
Wahrscheinlich fühlte sich Castiel genau so: abgehoben und besser als die anderen. Jonathan hatte wirklich versucht mit ihm klarzukommen, hatte versucht sich mit dem anderen Schauspieler zu unterhalten, vielleicht sogar anzufreunden. Aber es schien hoffnungslos. Er bekam kaum ein Wort aus Castiel heraus und saß die meiste Zeit in dieser unergründlichen Stille fest, die entstand, sobald man mit dem Weißhaarigen in einem Raum war. Und irgendwie fühlte sich Jonathan dadurch persönlich verletzt. Er wusste nicht, wieso er sich so aufregte, es war sonst nicht seine Art, wahrscheinlich weil er wusste, dass er mit dem anderen noch einige Zeit würde auskommen müssen.

Die Shootings wurden zwar von professionellen Photografen durchgeführt, Jack Handler sah es allerdings trotzdem als seine Pflicht, die Vorgänge zu überwachen. Er wollte sehen, wie leicht oder schwer es den Schauspielern fiel, in ihre Rolle zu kommen, so dass er entscheiden konnte, in welchem Fall es nötig wäre, sich Zeit zu nehmen und mit dem jeweiligen Schauspieler privat zu üben. Solche Maßnahmen musste er immer wieder ergreifen, das hieß allerdings nicht, dass ein Schauspieler schlecht war. So etwas konnte viele Gründe haben. Zum Beispiel, wenn die zugeteilte Rolle zu komplex war, es konnte auf Stress zurückzuführen sein und so weiter.
Der Regisseur hatte die Photografen angewiesen, mit den Hauptdarstellern zu beginnen, diese wurden für alle Bilder gebraucht. Die wenigen Nebendarsteller, die auf den Plakaten zu sehen sein würden, konnten ausschlafen und später noch nachkommen.
Geplant waren neben Einzelportraits der Hauptrollen Bilder von je zwei der drei Hauptdarsteller und von allen zusammen. Die Shootings wurden genau so aufgezogen, wie die von Models, es wurden möglichst viele mehr oder weniger unterschiedliche Bilder gemacht, um am Ende die Besten aussuchen zu können.
Als Joanne, Jonathan und Castiel aus der Maske kamen, musterte der Regisseur sie interessiert. Er hörte das unterdrückte Murmeln der Umstehenden und musste zugeben, dass alle drei sehr gut aussahen. Die Maskenbildner hatten ganze Arbeit geleistet, die jungen Erwachsenen sahen sich noch sehr ähnlich, aber sie machten den aufregenden Eindruck, als hätten sie schon mehr erlebt und gesehen, als die meisten Menschen. Während Jonathan, oder eher Milan, ernst und konsequent wirkend, durchaus menschlich aussah, hatte Joanne alias Electra raubtierhafte Gesichtszüge bekommen, rötlich violett leuchtende Kontaktlinsen gaben ihr einen sehr bestimmten und gefährlichen Blick und ihre langen Haare waren geglätted und durchgestuft worden und sahen jetzt leicht gesträubt aus. Der Regisseur konnte das Staunen der Schaulustigen gut verstehen.
Aber am meisten Verwunderung und positive Überraschung von allen Seiten erntete Castiel Shadownight. Handler hatte sich ernsthafte Sorgen gemacht, ob er seine Entscheidung bereuen würde, doch in diesem Moment wurde ihm plötzlich klar, dass er das Richtige getan hatte.
Die kurzen, weißen Haare des Schauspielers waren durch einen geraden Seitenscheitel auf der rechten Seite getrennt. Während der größere Teil der glatten Strähnen elegant über sein linkes Auge viel, war der Rest locker zurückgestrichen, was Castiel etwas Ernstes, Strenges gab und einem vortäuschte, er wäre viel älter als er aussah. An seinem sichtbaren, rechten Auge war fast nichts verändert worden, nur ein wenig dunkler Eyeliner brachte das strahlend helle Blau noch mehr in den Vordergrund. Seine reine, helle Haut hatte etwas puppenartiges und insgesamt war er der schönste Vampir, den Handler je gesehen hatte. Und das Wichtigste war, dass auch Castiel zufrieden aussah. Er schien endlich richtig wach zu sein, wie erwartet war es eine gute Gelegenheit für ihn, die Vergangenheit ruhen zu lassen, wenn er jemand anders sein konnte.

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handlers entscheidung?
die vergangenheit vergessen?
was ist nur los mit unserem lieben cas?

und eightpack... hmmmmmmmmh~ xD

danke fürs lesen ;*

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