Pilot

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Staffel 1
Episode 1
Mary Alice Young

Es war ein ganz gewöhnlicher Morgen in der Wisteria Lane in Fairview.
Ich ging hinaus um die Post hineinzuholen und erblickte Susan Mayer, welche gegenüber von mir wohnte. Sie verabschiedete sich gerade von ihrer Tochter Julie, die gerade zur Schule ging. Ein Haus weiter wohnte Lynette Scarvo, welche ihrem Mann einen Abschiedskuss gab und in ihr Auto einstieg um zur Arbeit zu fahren. Vor Lynette fuhr Gabrielle Solis, welche auf dem Weg zum Einkaufszentrum war, um ihren bereits überfüllten Kleiderschrank noch mehr zu befüllen. Aus der Einfahrt von Eddie Britt, die am Ende der Wisteria Lane wohnte fuhr ebenfalls ein Auto heraus. Ihr nächtlicher Besuch fuhr offensichtlich wieder zurück zu seiner Familie.
Meine direkte Nachbarin Bree Van De Kamp kontrollierte ob ihr Ehemann Rex den Rasen des Vorgartens gleichmäßig gemäht hatte und sah sehr aufgebracht aus. Dennoch winkte sie zu mir hinüber und sagte: „Guten Morgen, Mary Alice."
Ich sah meine Post durch und erkannte, dass es sich lediglich um Rechnungen handelte. „Guten Morgen, Bree.", grüßte ich sie mit einem Winken zurück.
Jede von uns hatte etwas an sich, was jede einzelne von uns erkennbar machte, Lynette war die Karrierefrau, Gabrielle die Diva, Susan war die Tollpatschige und Bree die Perfektionistin. Ich war diejenige mit dem großem Herzen, in dem sogar Eddie, das Flittchen, Platz fand.
Auf dem Rückweg in mein Haus spürte ich, dass etwas nicht stimmte, doch ich wusste nicht was. Ich erhaschte einen letzten Blick in Richtung Bree und sah wie sie auf dem Rasen lag und mit dem Finger auf Rex deutete. Schließlich sagte sie: „Hatte ich nicht zwei Centimeter gesagt? Das nächste mal mache ich es lieber selber!", Er stand vor ihr und schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß gar nicht warum du dich so aufregst, Bree.", fragend hob er seine Schultern und ließ sie wieder fallen. Mit diesen Worten hatte er einen Vulkan zum ausbrechen gebracht. Bree stand auf und baute sich mit ihren Händen in den Hüften vor ihm auf. In der linken Hand hielt sie eine Schere, sie fuchtelte mit dieser vor Rex' Gesicht herum und sagte: „ Wenn du diese Schere nicht schmerzvoll in deinem Körper spüren willst, dann korrigiere lieber deinen Fehler!". Wutentbrannt stampfte Bree zurück in ihr Haus. Rex merkte, dass ich sie beobachtete und so beschloss ich ebenfalls zurück in mein Haus zu gehen.

Muffingeruch stieg mir in die Nase und ließ mich beinahe schwach werden. Ich hatte mich heute morgen extra in die Küche gestellt und Zitronenmuffins gebacken, denn heute war das wöchentliche Pokerspiel meiner Freundinnen und mir und diese Woche sollte das Treffen bei mir stattfinden.
Mein Mann Paul war unterwegs gewesen um ein paar Beschäftigungen zu erledigen und mein Sohn Zach war auf den Weg in die Schule.
Verwundert blickte ich ins mir gegenüberliegende Wohnzimmer und stellte mit erstaunen fest, dass dort ein Stuhl stand, den ich garantiert nicht dort hingestellt hatte. Schnellen Schrittes ging ich ins Wohnzimmer um dem nachzugehen. Ich ging durch die Tür und erstarrte. „Hallo, Mary Alice.", sagte er und mir lief es eiskalt den Rücken runter. „Was willst du von mir? Hatten wir nicht deutlich gesagt, dass du unsere Familie in Ruhe lassen sollst?", Verzweiflung dröhnte aus meiner Stimme. „Stell dich auf den Stuhl!", befahl er mir und als ich seinem Befehl nicht folgte zückte er eine Waffe aus seiner Hosentasche.
„Ich werde abdrücken, wenn es nötig sein muss!", seine Stimme klang gefährlich und seine Mundwinkel waren zu einem Strich gefroren.
Erst jetzt fiel mir auf, dass über dem Stuhl ein Seil mit einer Schlaufe hing. Er wollte, dass ich mich selbst umbringe, damit er unbestraft davon kommt. „Warum sollte ich? Sterben werde ich so oder so.", ich wollte ihn herausfordern um zu sehen zu was er im Stande war. Insgeheim hoffte ich, dass mein Mann oder meine Freundinnen klingeln und ihn somit in die Flucht schlagen würden.
„Du willst doch nicht, dass deinem kleinen Zachary etwas schlimmes passiert oder?", er verstellte seine Stimme so, als wenn er ein kleines Kind wäre. „Woher weiß ich, dass du ihn in Ruhe lassen wirst, wenn ich es tue?"
„Jetzt steig auf den verdammten Stuhl!", die Energie in seiner Stimme ließ mich zusammen zucken.
Ich stellte meinen linken Fuß auf den Stuhl und tat es mit meinem rechten gleich. Die Schlaufe legte ich um meinen Hals und ich blickte ein letztes Mal in seine Richtung. Ich konnte förmlich erkennen wie ihm das Wasser im Mund zusammelief. Er schien schon lange auf diesen Moment gewartet zu haben.
Ich hatte in meinem Leben viele Fehler begannen und so beschloss ich das einzig richtige zu tun um meine Familie zu schützen.
Das letzte, was ich sah war das Grinsen in seinem Gesicht und die Narbe die er über seiner Augenbraue hatte.

Secrets and LiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt