Stage 3

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Ich zupfte an meinen Rock herum. Diese Schuluniform war zwar nicht unbedingt hässlich, aber schön war was anderes. Komische weiße Bluse mit schwarzen Seemannskragen der weinrote Streifen hatte, plus weinroter Schlips, weinroter Faltenrock und ein passender schwarzer Mantel für kühlere Tage, wenigstens das Schulemblem sah, naja schön aus. Außerdem fühlte ich mich nicht wohl in dem Ding, aber sie waren Pflicht, also blieb mir nichts anderes übrig als mich daran auch noch zu gewöhnen. Ich sah mich noch einmal kurz im Spiegel an, dann schnappte ich mir meine Schultasche und verließ die Wohnung. Ich musste noch zwei Stationen weiter, deshalb lief ich erst einmal zum Bahnhof. Daran gewöhnt, dass was weiß ich nicht wie viele Leute in der Rush Hour mit den Bahnen fuhren, hatte ich mich immer noch nicht. Auch heute stand ich wieder gequetscht in der Bahn und versuchte die Menschen um mich herum zu ignorieren. Nach den zwei Stationen quetschte ich mich aus der Bahn und lief in Richtung Schule.
Es war mein erster Tag und ich war aufgeregt und beunruhigt darüber was mich erwartete. Das Schulgebäude kannte ich schon von außen. Es war ein mittelgroßes Gebäude, nicht unbedingt hübsch, aber zweckmäßig, mit Sporthalle, Sportplatz und kleinem Schulhof. Ich durchquerte das Tor mit einem Strom aus Schülern und niemand, zum Glück, beachtete mich, bis jetzt zumindestens. Ich ging zum Lehrerzimmer, klopfte an und betrat den Raum. Ich verneigte mich kurz und wünschte einen guten Morgen und fragte dann nach dem Lehrer Herrn Toshimoto, bei dem ich mich melden sollte. Ein Lehrer stand auf und begrüßte mich. Das war also Herr Toshimoto. Er meinte wir müssten noch zur Morgenzeremonie und ich folgte ihm schweigend. Ich wusste ja schließlich schon, dass ich erst der ganzen Schule und dann der Klasse vorgstellt werden würde, was für ein Horror Zenario, jedenfalls für mich. Die Zeremonie dauerte etwa eine halbe Stunde und ich wurde offiziell, vor hunderten von Schülern vorgestellt. Danach ging es zu den Klassenräumen. Ich wartete bis der Lehrer meinen Namen an die Tafel geschrieben hatte, dann stellte ich mich vor. "Mein Name ist Müller Kohane. Es freut mich euch kennen zu lernen!", sagte ich und verbaugte mich leicht. Das es mich kein bisschen freute war bei dieser offiziellen Begrüßung natürlich raus zu lassen.
Ich bekam einen Platz in der letzten Reihe zugewiesen und setzte mich. Ich war eine von etwa 40 Schülern und schon in der Homeroom Stunde bemerkte ich, dass es trotz dieser ganzen Leute sehr leise war. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, auf jedenfall kam es mir so vor. Es wurde alles mögliche besprochen, angefangen über Zwischenprüfungen bis hin zum Sportfest. Schon nicht schlecht so eine Stunde, man konnte gut abspannen, besonders weil einen ja niemand beachtete. Unseren Stundenplan bekamen wir auch und ich bemerkte schnell, das die drei Schriftsysteme nicht zu lesen waren, auf jedenfall für mich, wie sollte ich um himmels Willen so schnell diese ganzen Schriftzeichen lernen? Ich bin doch kein Übermensch! Im ersten wirklichen Unterrichtsblock hatten wir Englisch. Wenigstens konnte ich hier die Schrift lesen und ich kam ziemlich gut mit. Was für ein Wunder, aber wer weiß wie die nächsten Stunden werden würden. Nach dem ersten Block folgte eine Frühstückspause im Klassenzimmer und ich packte mein Bento aus, ein Mix aus westlichen und japanischen Essen. Ich nahm die Stäbchen in die Hand und aß langsam und genüsslich mein Essen. Die Pause war nicht lang, aber lang genug, um die Hälfte meines Pausenbrotes zu verspeisen. Nach der Pause folgte Bio und Geo Unterricht, dann die Mittagspause, gefolgt von Japanisch und noch eine Stunde Homeroom. Wie sich herausstellte gab es danach noch Arbeitsgemeinschaften und ich schaute am Schwarzen Brett nach, erstaunlich das es das Ding hier auch gab, ob mich eine davon vielleicht interssierte. Es gab vieles, aber wirkliches Interesse konnte ich für keine Aufbringen. Also ging ich in Richtung Bahnhof, um nach Hause zu fahren.
Dort angekommen warf ich meine Schultasche in die Ecke und mich auf mein Bett. Schon der erste Schultag war eine einzige Katastrophe gewesen, es machte keinen Spaß, ich konnte zwar diese doofe Sprache, aber lesen konnte ich kein Wort, ich würde Stundenlang lernen müssen um sie zu beherrschen und Mum war auch so gut wie nie zu Hause. Ich will wieder nach Hause! Aber das konnte ich ihr ja schlecht an den Kopf klatschen. Ich setzte mich wieder auf und sah mich im Zimmer um, es blieb mir ja kaum etwas anderes übrig, als mich mit der jetzigen Situation abzufinden und die Schriftzeichen zu lernen, am besten fing ich mit dem an was ich mir heute von der Tafel abgeschrieben hatte. Also stand ich auf, zog mir diese lächerliche Schuluniform aus und setzte mich an meinen Schreibtisch, um diese Schriftzeichen zu lernen und wenigstens etwas von dem heute gelernten zu verstehen.
Ich war jetzt etwa einen Monat in der Schule. Bisher hatte ich weder Freunde gefunden, noch sonderlich Spaß an meinen Schulalltag. Ich saß Nachmittags stundenlang und übersetzte für mich die Schriftzeichen, damit ich sie irgendwann verstand und langsam wurde ich auch schneller, aber es dauerte halt. Das einzigst Schöne war das Sportfest gewesen, bei welchem ich ziemlich gut abgeschnitten hatte. Negativ daran war, dass mir jetzt der Leichtatletik Club hinterher rannte und unbedinngt wollte das ich ihnen beitrat und das war furchtbar anstrengend. Auch heute flüchtete ich mal wieder vor ihnen und versuchte ein ruhiges Plätzchen zu finden. Auf dem Schulhof hinter dem Schulgebäude waren einige Bäume und auf einen von diesen kletterte ich nun schnell. Diese Verrückten vom Club rannten darunter durch und schon hatte ich sie abgelenkt. Ich seufste, endlich Ruhe. Ich packte mein Beto aus und machte es mir auf einem der dickeren Äste bequem. Das Essen schmeckte hier draußen in der Ruhe doch gleich doppelt besser. Das ich eingeschlafen war, bemerkte ich erst als der Schulgong ging und anzeigte, dass die Mittagspause vorbei war. Ich erschrack mich halb zu Tode packte im Eiltempo mein Essen zusammen und versuchte vom Baum herunter zu kommen. In dem Moment rutschte ich ab und flog von ein Meter fünfzig Höhe herunter. Na toll, das konnte doch nur schmerzhaft werden, aber der erwartete Schmerz blieb aus. Ich war sogar relativ weich gelandet.
Ich machte die Augen wieder auf und sah auf einen Jungen der unter mir lag und sich den Kopf rieb. Oh nein, alles blos das nicht, das bedeutete meinen Tod, seine Fangirls würden mich umbringen, oder schlimmeres. Unter mir lag Suzuki Akira, aus meiner Klasse. Ich schluckte, nein, nein, nein, dass konnte aber auch nur mir passieren. "Entschuldige Suzuki- san, ich bin abgerutscht", stammelte ich zusammen und stand sofort auf. Er erhob sich auch und funkelte mich, wütend? hasserfüllt? mordlustig? an. Oh we, was hatte ich mir jetzt eingebrockt, ein zweiter Gong der Glocke erinnerte mich daran, dass wir ins Klassenzimmer mussten und ich rannte.
Natürlich kam ich zu spät und bekam eine ziemliche Rüge von dem Lehrer. Ich konnte doch auch nichts dafür das ich eingeschlafen war, kam hallt vor wenn man bis mitten in die Nacht lernte um den bekloppten Schulstoff aufzuarbeiten. Suzuki- san funkelte mich immernoch an und einige seiner Fangirlies hatten auch schon einen mörderischen Blick aufgesetzt. Hilfe! Am Nachmittag blieb mir nichts weiter als schlagartige Flucht, erst am Bahnhof war ich mir halbwegs sicher, dass mir nichts mehr passieren konnte und hörte auf zu rennen. Ich war völlig außer Atem, aber mir schwante schon Übles, wenn ich nur an Morgen dachte. Das konnte ich wirklich unmöglich überleben. Diesmal fuhr ich nicht gleich nach Hause sondern ein paar Stationen weiter, blieb aber noch in Shinjuku. Hier gab es ein paar Schulen die japanisch beibrachten und ich brauchte Hilfe bei den Schriftzeichen, also würde ich sie jetzt so lernen. Für den Kurs hatte ich mich schon eingeschrieben und die Bücher hatte ich auch schon besorgt. Der Kurs wurde vor allem von Ausländern besucht und diese wollten vor allem die Sprache lernen, ich war da eine riesiege Ausnahme. Der Lehrer war streng, aber freundlich und endlich verstand ich wie diese dummen drei Schriftsysteme ineinander griffen. Ich verbrachte zwei Stunden dort, fuhr dann nach Hause und machte dort mit Hausaufgaben und lernte weiter.
Irgendwann, ich glaube um 11 oder halb 12 schaffte ich es Abendbrot zu Essen und danach ins Bett zu veschwinden. Den nächsten Morgen quälte ich mich aus dem Bett, zog mich an und machte mein Bento fertig. Dann ging es zum Bahnhof, hin zur Schule, wo ich mich so lange wie möglich versteckte, aber noch pünktlich im Unterricht eintraf. Homeroom und Physik überstand ich noch lebend, aber in der Frühstückspause musste ich machen, dass ich davonkam. Diese Weiber waren ja die reinste Hölle. Aber ich hängte sie ab und konnte auf einer Treppe mein Frühstück runter schlingen, um noch pünktlich zum nächsten Unterricht zu kommen. Es war Englisch und die Lehrerin dieses Fachs liebte mich, sie verzieh es mir auch, dass ich zwei Minuten zu spät kam. Auch Japanisch war erträglich, aber ich wusste was dann folgen würde, die Mittagspause, in welcher mich nicht nur der Club jagen würde, sondern auch diese Fangirls, ich war erledigt!
Zwei Sekunden nachdem der Gong ertönt war rannte ich mit meiner Tasche im Anschlag aus dem Raum, zu meinem Glück, denn sie waren mir dicht auf den Versen. Durch das Schulhaus zu rennen war zwar strikt verboten, aber mir blieb nichts anderes übrig. Wusch ging es die Treppen hinunter und mit vollkaracho gegen irgendjemanden und ich landete ungemütlich mit dem Rücken gegen die Treppenstufen. Wen oder was hatte ich den jetzt bitte umgerannt? Als ich mich aufrichtete sah ich in das Gesicht eines Schülers, den ich schon häufiger mit Suzuki- san zusammen gesehen hatte. Wie hieß er noch mal, er war auf jedenfall in meiner Klasse, Matsumoto Takanori, ja genau das war der Name. Das konnte auch nur mir passieren. Der kleine Kerl, wie konnte man nur so klein sein, sah mich etwas genervt an und schnauste mich mit einem "Pass doch mal auf wo du hinnrenst!", an. Ähm, "Entschuldige Matsumoto- san", nuschelte ich leise bevor ich aufsprang und nach oben sah, da lauerten sie und waren auf dem Weg. Oh mein Gott ich musste hier weg. Ich rannte an dem ungläubig schauenden kleinen 'Zerg'? vorbei und verschwand aus dem Schulgebäude, um mich hinter der Turnhalle zu vestecken.
Ich atmete auf. Jetzt hatte ich den zweiten der berühmtesten Gruppe der Schule verärgert, das konnte ja lustig werden, bald würde mich die ganze Schule hassen, ich stellte mich aber auch zu blöd an für die Welt. Die Pause verbrachte ich versteckt und rannte zum nächsten Unterricht sobald es mir möglich war. Auch hier fühlte ich mich von allen Seiten beobachtet und ich wollte gar nicht wissen was für Gedanken sie hegten, wahrscheinlich war es pure Mordlust. Nach Homeroom kam Herr Toshimoto zu mir und bat um ein Gespräch. Er fragte ob ich mich für eine Arbeitsgemeinschaft entschieden hätte. Als ich verneinte wies er mich mit Nachdruck darauf hin, dass ich mich bei einer einschreiben musste. Ich seufste leise, ich interessierte mich aber für keine. Ich antwortete ihm, dass keine von ihnen mich ansprechen würde und ich nach der Schule schon einen anderen Kurs besuchte, um mein Japanisch aufzubessern. Leider gab es für mich dennoch kein Erbarmen. Also versprach ich, mich bis Donnerstag in eine AG einzutragen, mir blieb ja wohl nichts anderes übrig. Also stellte ich mich nach Homeroom noch einmal ans schwarze Brett und versuchte eine AG zu finden, welche wenigstens halbwegs interessant war. Schließlich fand ich eine, eine Hauswirtschaftsarbeitsgemeinschaft, spezialisiert auf Kochen und Backen. Also ging ich los in den angegebenen Raum. Ich klopfte und schob vorsichtig den Kopf in den Raum. Alle standen an Arbeitsplatten und werkelten an etwas. Ein Mädchen aus dem dritten Jahrgang kam auf mich zu und lächelte. "Du bist doch die Neue oder?", fragte sie. Ich nickte. Sie reichte mir die Hand "Ich bin Ishina Yashiro die Leiterin der AG,nenn mich einfach Yashiro. Du möchtest bei uns mitmachen oder?" Wieder nickte ich, "Gern, ich heiße Müller Kohane", wisperte ich leise. "Na dann Kohane- chan, dort drüben ist noch ein Platz frei, zeig mir mal was du kannst", lächelte sie und wies auf eine Arbeitsplatte neben einen der wenigen Jungs hier im Raum und ich stellte mich neben ihm.
Was konnte man machen was ihnen schmecken würde? Nach kurzen überlegen viel mir der Obstkuchen ein, mit Kecksboden, gefüllt mit Obst und einer dünnen Teigdecke obendrauf. Also fing ich an den Teig zusammen zu rühren und ihn dan flach zu kneten und in die Form zu geben. Dann schnippelte ich das Obst und pürierte es. Danach gab ich es in den Kecksboden und machte mich an die Decke. Ein luftig leichter Teig, welchen ich über das Obst legte und mit den anderen Teig am Rand festdrückte. Dann machte ich noch ein Muster in die Decke und steckte ihn dann in den Ofen. Nach einer halben Stunde roch der ganze Raum nach dem Kuchen und einige drehten sich neugierig in Richtung Ofen. Der Junge neben mir schien mich schon die ganze Zeit beobachtet zu haben, denn er grinste mich mit einem ziemlich überdimensionalen Lächeln an und arbeitete lässig an seinem Essen weiter. Kurze Zeit später war der Kuchen fertig und ich holte ihn aus der Backröhre. Es roch wirklich gut, aber ob er auch so schmeckte konnte man nur ahnen. Ich befreite ihn aus der Backform und bestreuselte ihn mit Puderzucker. Dann schnitt ich ihn an. Yashiro- san gesellte sich zu mir und ich reichte ihr ein Stück. Sie kostete und ein "Oishi!", war kurz darauf ihre Antwort auf meine nicht gestellte Frage, ob er schmeckte. Er schmeckte also, ich konnte also immer noch backen, obwohl ich schon eine Weile aus der Übung war. Durch ihr Oishi angelockt, kamen auch einige andere der Arbeitsgemeinschaft und kosteten den Kuchen. Von den meisten kam ein begeistertes Lecker, oder der schmeckt richtig gut. Was mich am meisten erstaunte war jedoch die Ansage, dass ich es damit sogar gegen ihren Besten in der AG aufnehmen konnte. Der Grinsekater schlich sich von hinten an und kostete. "Ja der schmeckt", meinte er. "Also wirklich Yutaka- kun, dass ist mehr Wert als nur ein 'er schmeckt', nur weil du su gut kochen und backen kannst!", meinte Yashiro- san und automatisch wusste ich, dass er ihr Bester war, ich glaubte sogar das dieses grinsende etwas eine Klasse höher als ich war, also auch bei Yashiro- san in der Klasse und mit denjenigen befreundet war, denen ich in letzter Zeit eher unangenehm aufgefallen war. Ok, aber wenigstens behandelte er mich noch gut, auch der Rest der Gruppe war nett zu mir und einen weitern guten Nebeneffekt hatte dieser AG Eintritt noch, ich wurde die Leichtatletik Leute los, was für ein Glück.
Nach Abschluss der Arbeitsgemeinschaft fuhr ich noch zu meinem Japanischkurs und gab dort dem Lehrer bescheid, dass ich ab jetzt immer so spät kommen würde. Er nahm es gelassen auf, er wollte nur das ich dann eine Weile länger blieb. Also wurde länger geblieben und weiter fleißig Schriftzeichen gelernt. Um 10 war ich dann endlich aus der Stunde raus und fuhr nach Hause. Dort konnte ich dann mit meinen Hausaufgaben weiter machen, was hieß ich würde noch später ins Bett kommen, als gestern Abend. Als ich um 12 todmüde ins Bett fiel fühlte ich mich halb erschlagen. Nicht nur das ich erstens Suzuki- san auf den Kopf geknallt war, nein ich musste auch noch seinen kleinen Freund umnieten und beide waren kleine Berühmtheiten unserer Schule, was hieß ihre Fangirls würden mich jagen, eine Tatsache die ermüdend und lästig war. Ich wollte doch nur meine Ruhe, aber die würde ich nicht bekommen, erst recht nicht, weil ich jetzt auch noch einer Arbeitsgemeinschaft hatte beitreten müssen. Das ganze war ein Sumpf und es gab kein Rettungsseil, mit welchem ich mich aus den mich in die Tiefe ziehenden Matsch retten konnte. Ich griff nach meinem geliebeten Plüschaffen Mercy und kuschelte mich unter meine Decke. Ich musste schlafen, damit ich den morgigen Tag wenigstens mit so viel Energie wie möglich begehen konnte.
Der nächste Tag wurde, um es milde zu sagen, noch schlimmer als der letzte. Er begann ja eigentlich relativ gut, weil ich die Frühstückspause verschont blieb von den Fangirls, aber anstatt es so gut weiter ging musste mir ja natürlich wieder ein Missgeschick passieren, wie konnte es auch nicht, schließlich hatte sich mein Glück in letzter Zeit gänzlich verabschiedet. In der Mittagspause rannte ich nämlich, mal wieder, vor den Fangirls davon, nur das ich diesmal schon ein Versteck gefunden hatte und versucht hatte zu Essen, aber man hatte mich gefunden und so musste ich schleunigst verschwinden und hatte keine Zeit mehr gehabt mein Bento zu schließen. Tja und was passiert natürlich, auf dem Pausenhof stolperte ich über einen kleinen Stein, bitte wie konnte man über einen Kieselstein stolpern, aber ich schaffte es natürlich, und mein Bento flog dem nächstbesten über die Schuluniform und der Reis, mitsammt Soße und dem rästlichen Inhalt beschmierte das Hemd. Oh, oh, tja und wie das Schicksaal es wollte konnte es natürlich nur einer der berühmten Schullieblinge sein den ich dort beschmaddert hatte, Shiroyama Yuu, eine Diva durch und durch und er hatte, genau wie die anderen, eine ganze Horde von Fangirls und die würden mich töten für das was ich gerade getan hatte. Ich war erledigt, tod, hoffnungslos verloren. Wie sollte ich bitte den Fangirls von den drei bekanntesten und beliebtesten Schülern entkommen? Das war ein Ding der Unmöglichkeit, auch wenn man schnell laufen konnte. Ich schluckte und sah den Jungen vor mir an. Sofort fing ich an mich bei ihm zu entschuldigen, immer und immer wieder verneigte und entschuldigte ich mich. Aber wirklich was bringen tat es nicht, die Diva da vor mir war stocksauer und verlangte doch ehrlich von mir das ich ihm das Hemd ersetzte. Kleinlaud gab ich bei, was sollte ich auch anderes tun, ich holte das Geld aus meiner Tasche und bezahlte ihm das Hemd. So konnte man das Taschengeld von mehreren Monaten auch los werden, ich wollte doch heute schoppen gehen, aber das konnte ich jetzt wohl vergessen, auf jedenfall die nächsten drei Monate, bis ich wieder genug Geld zusammen hatte. Shiroyama- senpai nahm das Geld entgegen, sah mich noch einmal wutschnaubend an und rauschte dann an mir vorbei, seine Fangirls im Schlepptau und jede einzelne von ihnen sah aus, als ob sie mir jeden Moment den Hals umdrehen würde. Morgen war ich tod, wenn nicht sogar schon heute. Seufsend über das verlorene Essen begab ich mich in den Klassenraum und setzte mich einfach auf meinen Platz.
Der heutige Tag war wirklich eine einzige Katastrophe und er war noch nicht mal vorbei. Wenigstens wurden die letzten Stunden entspannend und in der Arbeitsgemeinschaft konnt ich mir etwas zu Essen machen und mich durch die Gerichte der anderen probieren, dass hieß ich konnt mein Mittagessen ersetzen. Uke- senpai blieb mir gegenüber immer noch freundlich, zu meinen Glück war mir mit ihm ja noch kein Ünglück passiert, aber Misses Schicksaal mochte mich ja zur Zeit nicht, weshalb ich nur noch darauf wartete das mir hier irgendein Scheiß passierte. Tja bedingte Dinge sollte man hallt nicht beschreien, nein das sollte man wirklich nicht und was hatte ich getan, ich hatte es beschrien und die Bestrafung dafür folgte auf dem Fuß. Stolpern konnt ich in letzter Zeit so oder so schon ziemlich gut, oder abrutschen, oder irgendwo gegenrennen, also was machte eine Kohane am nächsten Tag in der AG Zeit, ich stolperte und zwar über meine eigenen Füße, ja ich stand mir mal wieder selber im Weg, wie nützlich, aber leider lief es auf eine ziemlich peinliche Szene heraus. Also ich stolperte und was macht man wenn man stolpert, man versucht instinktiv sich irgendwo fest zu halten und wo hällt man sich fest wenn man mitten im Gang stand, natürlich am nächstbesten was man zu greifen bekam. Leider war das nächstbeste die Hose von Uke- senpai, an der ich mich nun festhielt und da ich immer noch fiel nahm ich die Hose mit mir und so wie es die Schwerkraft will, mit nach unten, in Richtung Fußboden. Und so zog ich mit meinem Fall auch die Hose von Uke- senpai mit nach unten und so stand er nur noch in Unterhose im Raum, was mit einem vielstimmigen Kreischen quittiert wurde. Uke- senpai zog sie sofort wieder an, aber schon im nächsten Moment blaffte er mich an, was mir denn bitte einfallen würde mich an seiner Hose fest zu halten. Ich stotterte eine Entschuldigung und zwar mit hochrotem Kopf. Yashiro- san sah geflissentlich über den Vorfall hinweg, aber viele der Mädchen die Fans von Uke- senpai und seinen Kochkünsten waren, sahen mich niederschmetternd an und schon vermisste ich schmerzlich die mir hier schon vertraut gewordene entspannte Stimmung und Uke- senpais Grinsen, obwohl ich es noch so merkwürdig fand. Ich stand wieder auf und versuchte weiter zu arbeiten, aber heute bekam ich nichts vernünftiges mehr zu stande. Nachdem Yashiro- san die AG endlich beendet hatte verschwand ich sofort.
Niedergeschlagen fuhr ich zu meinen Kurs und erledigte dort meine Aufgaben und zu meiner Befriedigung stellte ich fest, dass ich mittlerweile ganze Sätze lesen konnte ohne in einem Nachschlagewerk nachsehen zu müssen oder den Lehrer zu fragen. Wenigstens etwas in meinem Leben was glatt lief. Ich konnte nur beten, dass mich die Fangirls irgendwann in Ruhe lassen würden, aber in nächster Zeit war wohl nicht damit zu rechnen. Um meine Phase von Missgeschicken zu komplettieren stellte ich mich in einer Gruppenarbeit zu doof an, einen Kerl von einem Weib zu unterscheiden. In Kalligrafie sollten wir zusammen ein Plakat entwerfen und dabei in Schönschrift einige Schriftzeichen aufbringen zusammen mit einer Tuschelandschaft. Es funktionierte ja alles ganz prächtig, bis ich die Bemerkung machte, dass in allen anderen Gruppen mindestens ein Kerl war, bei uns aber keiner. Tja und damit latschte ich volle Kante ins Fettnäpfchen. Die Mädels meiner Gruppe sahen mich an und eine davon so entgeistert, dass ich mich unweigerlich fragte, was ich jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. "Ich bin kein Weib!", kam es leicht angepisst von dem besagten Mädchen, welches eigentlich ein Kerl war und wie es das Schicksaal wollte gehörte auch dieser zu der Gruppe von Kerlen, welche ich nun schon die ganze Woche belästigte.
Takashima Kouyou war hübsch, war sich dessen auch so ziemlich bewusst und ließ eine Diva raushängen, die es mit jedem hätte aufnehemen können, wahrscheinlich hatte ich ihn deshalb immer für ein Weib gehalten, dass einzige Weib in einer Gruppe von Kerlen, das dem nicht so war wusste ich jetzt und natürlich mussten meine Gruppenkameradinnen das in der ganzen Klasse herum posaunen, sodass es bald jeder wusste. Ich konnte nicht mehr, aber der größte Schock sollte erst noch folgen. Nicht nur das ich jetzt in jeder Minute die ich in der Schule verbrachte verfolgt, beobachtet und schief angesehen wurde, nein auch mein 'Privatleben' wurde ordentlich auf den Kopf gestellt. Ich hatte mich ja gerade an die jetzige Situation gewöhnt und kam so halbwegs damit klar, da meinte meine Mum am Samstag Nachmittag zu mir, dass sie etwas mit mir zu besprechen habe. Schon bei dieser Ansage schwante mir Übles, denn das letzte Mal als sie diesen Satz zu mir sagte, lief es darauf hienaus, dass wir nach Japan ziehen würden und zu besprechen hatte es eigentlich nicht mehr viel gegeben, ganz einfach weil eh schon alles entschieden gewesen war. Ich wettete auch diesmal, dass alles schon entschieden war und ich nur noch ja und Amen sagen konnte, da wehren zwecklos war. Also setzte ich mich auf die Couch und wartete auf die Ansage. "Also Schatz. Morgen Abend werden wir Essen gehen und ich werde dir dort meinen Geliebten vorstellen!"

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