Stage 6

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*Shiroyama Yuu POV*
Mein Vater musste an Amnesie leiden. Er verlobte sich heute wirklich mit dieser komischen Frau. Wahrscheinlich war sie eine hässliche, mit Tonnen von Schminke beschmierte junge Egozentrikerin, die sich hoch heiraten wollte, um an das Geld zu kommen. Natürlich war auf Anzug und Krawatte bestanden worden und nun stand er vor dem Gebäude, in dem die Feierlichkeit statt finden sollte. Vor allem meine Familie war anwesend, der sie ja schließlich vorgestellt werden sollte. Nur von ihrer sah ich niemanden, kein unbekanntes Gesicht war unter den Anwesenden. Ich ging lockeren Schrittes zum Saal und würdigte meine Familie keines Blickes, ich hasste meine aufgeblasene Familie, alle miteinander. Nachdem alle saßen und Ruhe im Saal eingekehrt war trat mein Vater auf die Bühne. Er wollte sie als erstes einmal vorstellen und dann den Thermien für diese unsegliche Hochzeit bekannt geben. Ich lehnte mich zurück, was für eine Farce. Ich würde jetzt erst einmal in Ruhe die Show genießen.
Äußerlich gab ich mich ruhig, aber eigentlich fand ich das ganze hier einfach lächerlich und heute Abend mit den Jungs würde ich mich besaufen und herzhaft lachen und dann mich über meinen Vater und über seine neue Olle lustig machen.
Das Licht ging aus und mehrere Scheinwerfer auf der Bühne an. Vater trat mit einem Mikro auf die Bühne und räusperte sich kurz. "Guten Abend meine Damen und Herren, werthe Familie", er grinste, "Heute ist für mich ein sehr freudiger Tag." Ich schnaubte, dieser Mann hatte gut reden. "Ich möchte ihnen heute meine Verlobte vorstellen, Müller Sachiko. Sie ist die erste Frau in meinem Leben nach dem Tod meiner geliebten Yuriko. Sie hat das Licht in mein Leben zurück gebracht, welches ich für lange Zeit verloren habe."
Er streckte die Hand aus und eine zierliche Frau ging auf ihn zu. Sie hatte schwarze Haare, zu einem festen Dutt nach oben gedreht. Sie trug einen grünen Kimono, mit einem verschnörkelten braunen Rankenmuster. Als sie sich mir zuwendete, blickte ich in ein freundliches und aufgeschlossenes Gesicht. Ich war baff, erwartet hatte ich eine blonde, zugeschminkte Barbie erwartet, die im Mini un mit viel zu hohen Pömps hier erscheint. Keine Frau im Alter meines Vaters, die auch noch gut aussah. Ich sah rüber in die Gesichter, überall überraschte Blicke, na wenigstens war ich nicht der einzige, der sowas gedacht hatte. Sie trat an meinen Vater heran und nahm seine Hand.
Mit einem leichten Lächeln verbeugte sie sich und als sie sich wieder aufrichtete, nahm sie das Mikro in die Hand und begann zu sprechen. Ihre Stimme, ich schluckte gegen einen Kloß in meinen Hals an, sie klang fast so wie die von... Mutter. Oh nein Aoi du wirst jetzt nicht sentimental, das ist doch gar nicht deine Art. "Es freut mich Sie alle kennen lernen zu dürfen und hoffe auf ein gutes Auskommen miteinander."
Dann ging es zum Essen. Mein Alter nahm mich kurz beiseite und sah mich ernst an, man was hatte ich den jetzt wieder angestellt!? Er wies in eine Richtung, "Kümmer dich bitte um die Tochter von Sachiko", sagte er und eilte dann wieder zu seiner "Verlobten". Ich sah in die Richtung und bekam den zweiten Schock für den Tag. Da stand diese Müller aus der Schule, och ne, dass sollte meine Stiefschwester werden, nocht doch. Sie stand verloren zwischen den Gästen. Ihr Kimono war schwarz mit blauen Lotusblüten verziert. Eines musste ich ihr lassen, sie gab sich alle Mühe für ihre Mutter zu lächeln, doch ihre Augen erreichte es nie. Ihr Blick wanderte zu mir und hielt meinen fest. In dem Moment wurde sie noch bleicher und ihre Mimik entgleiste. Sie schien wohl noch nicht begriffen zu haben, dass es mein Vater war, den ihre Mutter heiratete. In diesem kurzem Augenblick drehte sie sich um und lief in Richtung Toilette davon. Das auch noch, jetzt durfte ich ihr hinterher rennen. Genervt folgte ich ihr.
*Kohanes POV*
Ich schmeckte das Erbrochene noch auf der Zunge, während ich die Spülung betätigte, was hatte Shiroyama- san hier zu suchen? Oder war er etwa?! Nein, bitte nicht, alles bloß das nicht. Er konnte einfach nicht mein Stiefbruder sein. Ich war erledigt, verloren, tod, noch mehr Schiekane konnte ich einfach nicht verkraften. Tränen sammelten sich in meinen Augen und nur mit Mühe konnte ich sie wieder verdrängen. Ich durfte jetzt nicht weinen. Mum fragte sich bestimmt eh schon, wo ich so lange blieb. Doch ein Blick in seine kalten Augen hatte genügt, um zu wissen, dass wir nicht willkomen waren. Ich hatte Angst, fürchterliche Angst. Mein ganzer Körper zitterte, ich konnte es einfach nicht unterdrücken, aber ich musste mich unbedingt wieder unter Kontrolle bekommen, wenn ich dieses Essen überstehen wollte. Die Tür ging auf und viel wieder ins Schloss. "Müller- san bist du hier drin?", hörte ich Shiroyama-sans Stimme von der anderen Seite der Tür. "Geh weg!", brachte ich krächzend zusammen und schluckte die Angst herunter. Das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte war ein Nervenzusammenbruch. "Jetzt komm schon raus, mein Vater will, dass ich dich zum Tisch begleite", hörte ich seine tiefe Stimme nun direkt hinter der Klotür. "Geh doch einfach schon mal ohne mich, ich komme gleich nach." Ich war sehr stolz darauf das meine Stimme kaum zitterte. Dennoch hörte ich mich furchtbar an und das wusste ich selbst am besten. Die Tür fing an zu ruckeln und erschrocken drehte ich mich um, er versuchte doch nicht gerade wirklich diese Tür zu öffnen. "Shiroyama-san lass das" sagte ich leicht hysterisch. "Den Teufel werde ich tun, denkst du ich hab Bock auf Ärger mit meinem Alten. Ich trete die Tür ein wenn du sie nicht öffnest!" Die Tür eintreten, während ich hier drin war, bestimmt nicht. Ich atmete noch einmal tief durch und schob den Riegel zurück. Mit seinem nächsten Zug an der Tür, sprang diese auf und er stand direkt vor mir. Ich bot bestimmt keinen schönen Anblick, kreidebleich und mit Tränen in den Augen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und blickte an mir vorbei. Es schien ihm peinlich zu sein, sich mit jemanden wie mir abgeben zu müssen. "Machst du dich bitte fertig, das wir essen gehen können", sagte er mit neutraler Stimme, ich nickte einfach nur. Schnell schminkte ich noch mal mein Gesicht nach und legte ein wenig Rouge auf, um wenigstens ein wenig Farbe zu bekommen.
Dann trat ich vor die Tür, wo Shiroyama-san schon wartete. Er hielt mir den Arm hin, doch sein Gesicht blieb kalt, keine Emotionen waren zu erkennen. Ich schluckte und hakte mich bei ihm ein. Er führte mich zum Speisesahl und alle Augen richteten sich auf uns. Mein Magen zog sich zusammen und ich hatte das Gefühl, dass ich mich gleich wieder übergeben müsste. Er führte mich zum Tisch mit meiner Mum und seinem Vater, zog mir dort einen Stuhl zurück und setzte mich. Ich fühlte mich furchtbar und wusste nicht, ob ich nur einen Bissen herunter bekam. Das Essen wurde aufgetragen, die Vorspeise eines 3 Gänge Menüs, Salat mit Seelachsfilet. Er sah lecker aus, dennoch, mein Magen fühlte sich an wie ein unförmiger Klumpen und nur zögerlich griff ich nach dem Besteck. Mit wenig Elan stocherte ich in dem Salat herum und versuchte ihn herunter zu bekommen, mit Erfolg. Wäre auch ziemlich peinlich, jetzt raus aufs Klo rennen zu müssen. Die Vorspeise wurde zügig abgeräumt und die Hauptspeise folgte. Lamm mit einer Soße und mehereren Gemüsesorten, zu Blumen geschnitten und auf dem Teller angerichtet. Katsuo- san und meine Mutter unterhielten sich angeregt, während Shiroyama-san und ich schweigend in unserem Essen herum stocherten. Er hatte dabei eine ziemliech gelangweilte Miene aufgesetzt. Ich schaffte kaum die Hälfte von dem, was sich auf dem Teller befand. Ich schmeckte aber auch kaum etwas, es war als würde ich einfach auf irgendwas herum kauen. Meine Mum blickte streng zu mir herüber und ich versuchte mich in einem Lächeln. Damit schien sie zufrieden und ich seufste innerlich. Es war ja nicht so, dass ich ganz dagegen war das Mum wieder heiratete, aber für mich kam das alles viel zu früh. Ich war noch nicht bereit dafür, vielleicht irgendwann, nur nicht jetzt. Es ging mir zur Zeit einfach alles an die Nieren.
Ich legte das Besteck beiseite und gab es auf das Essen herunter würgen zu wollen. Ein Kellner kam herbei gelaufen und räumte den Teller eilfertig ab, auch den Teller von Shiroyama-san. Mum und Katsuo-san aßen noch. Nach und nach wurde das Hauptgericht abgeräumt. Dann kam wieder ein riesen Schwarm Kellner und präsentierten für alle gleichzeitig das Dessert. Es war ein Soufle mit Vanillesoße und Aprikosen und Mangostücken garniert. Es sah wirklich gut aus. Mein Magen zog sich zusammen. Ich würde es gern probieren, aber ich war mir nicht so sicher, wie viel ich noch vertragen würde, ohne demnächst das Klo wieder furchtbar gern zu haben. Langsam hob ich den Löffel und führte ihn zum Mund. Eine Explosion traf auf meine Geschmacksnerven, es schmeckte sogar noch besser, als ich mir vorgestellt hatte. Mit etwas mehr Elan aß ich weiter und ignorierte meinen Magen. Es klappte recht gut und so überstand ich den Rest des Essens. Als alles abgeräumt war zerstreuten sich die Gäste, da nun die Feier beendet war. Ich entschuldigte mich und zog mich in den Hintergrund zurück. Ich würde mir ein Taxi rufen, sobald es höflich war zu gehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 10, 2016 ⏰

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