Dort wachte ich auch wieder auf. Er hatte mich wohl gestern noch in sein Bett getragen, denn ich wachte in diesem auf. Ich lag auf seinem Arm und hatte mich an seine Brust gekuschelt. Ich bemerkte zu meinem Entsetzen, dass er sich sein Hemd ausgezogen hatte und nur in Boxershorts geschlafen hatte. Ich versuchte unauffällig abzurücken, doch er, noch im Halbschlaf, zog mich nur noch weiter zu sich. Ich atmete tief und ruhig ein. Er roch so gut. Was denkst du denn da? Du wolltest heute aufhören! Ich seufzte. Ja, ich wollte aufhören. Das würde ich jetzt auch. Ich versuchte mich also aus seiner Umklammerung zu befreien, was allerdings nicht klappte. Ich seufzte ein weiteres mal, wovon er diesmal aufwachte und mich anschaute: „Was ist los, Kleines?" „Nichts. Ich wollte nur aufstehen, doch Ihr lasst mich ja nicht, Herr.", sagte ich leise. „Lucas, bitte. Und warum möchtest du aufstehen? Es ist sechs Uhr morgens." „Oh, entschuldige. Das wusste ich nicht.", entschuldigte ich mich unsicher. Er umarmte mich noch immer so fest und langsam drang das Kribbeln in mein Bewusstsein vor. Oh, nein, nicht kribbeln. Bitte. „Brauchst dich nicht zu entschuldigen. Hat dir das gestern Abend gefallen?" „Ja, vielen Dank." „Das freut mich. Ich fand es auch sehr schön. Was hast du heute zu tun?" „Nicht viel. Ich sollte die Blätter zusammenkehren und zum Kompost bringen, und Ben in den nächsten Tagen den Garten zeigen." „Wie lange dauert das Blätter kehren?" „Warum? Weiß ich nicht genau. Vielleicht eine Stunde. Der Garten ist groß." „Warum? Weil ich dich vermisst habe." Das Kribbeln wuchs noch mehr an. Ich atmete tief ein. Jetzt denk bloß nichts falsches, Mila. „Aber was hast du denn vermisst? Ich meine, also ..." „Dich. Nur dich. Deine Musik, deine Anwesenheit, dein Lächeln, deine Augen, dein Gesicht, deine gute Laune... Es gibt viel." „Aha.", murmelte ich verblüfft. Das hatte ich nicht erwartet. „Ich möchte dich einfach oft in meiner Nähe haben. Ich mag dich, Mila. Ich mag dich sehr. Du bist mir so wichtig , wie nur wenige Menschen in meinem Leben." „Danke." Ich hauchte nur noch. Was war das gerade? Was hatte er gesagt? Was meinte er damit? Warum konnte ich das nicht deuten? Er ist dein Herr. Er ist wie Filda. Vielleicht zärtlicher. Du hast Filda vor ein paar Tagen gemerkt. Er will nur SEX! Ich seufzte bei dem Gedanken. Wie schade. Mila, mach dir keine Hoffnungen! Verdammt, er ist dein HERR! Ich hatte es ja verstanden. Ich seufzte noch mal und lehnte mich zurück, um Lucas anzusehen. „Worüber denkst du nach?", fragte er und ließ mir endlich mehr Platz, sodass ich von ihm abrücken konnte. „Nichts. Ich habe nur die letzten Tage revue-passieren gelassen.", wich ich aus. Er nickte: „Irgendwie glaube ich dir nicht so ganz. Was ist passiert? Oder über was hast du nachgedacht?" „Es ist nichts. Ich mache mir ein paar Sorgen um ein paar Kräuter von der Köchin. Aber ich glaube ich habe die Lösung gefunden. Morgen kann ich sie dann wieder gesund machen. Dann gibt es noch bessere Kräuter.", erklärte ich. Das stimmte nicht ganz. Ja, ich hatte die Kräuter und ja, sie waren krank, aber die Lösung hatte ich auch schon, nur hatte ich nicht gerade darüber nachgedacht. Er nickte skeptisch. Ich nickte bekräftigend. „Lass uns frühstücken. Dann kannst du ja kehren und danach können wir den Tag verbringen.", lächelte er. Ich nickte erleichtert, dass er nicht mehr auf das Thema einging und wand mich aus seiner Umarmung, um aufzustehen. Ich strich mein Kleid glatt und bereute es sofort gestern eingeschlafen zu sein. „Ich wollte es dir nicht ausziehen. Aber Gon, bekommt das schon wieder hin.", sagte die tiefe Stimme von Lucas hinter mir. Ausziehen? Ein Schauer lief meinen Rücken entlang und ich schüttelte mich kurz. Dann schaute ich aus dem Fenster. Dieser Ausblick! Er war einfach nur schön. Aber das hatte ich die letzten Male auch schon bemerkt. Lucas stand ebenfalls auf und zog sich ein Hemd und Hose an. Dann führte er mich in den Speiseraum. Dort frühstückten wir und danach ging ich in meine Kammer, zog mich um und brachte das Kleid verlegen zu Gon: „Ähm, Gon, tut mir Leid, aber ich bin in deinem Kleid eingeschlafen und ich wollte fragen, ob du das wieder hinbekommst?" Gon lächelte und nahm das Kleid einfach an. Ich verschwand mit einem Danke in den Garten und kehrte die Wege von Blättern frei. Danach ließ ich mich ein wenig erschöpft auf die Bank sinken und schob meine Ärmel hoch. Man sah wieder die blauen Flecke und so schob ich es hastig wieder herunter. Als der Herr, also Lucas um die Ecke kam, wurde ich rot. Fragend schaute er mich an: „Was ist los?" Ich schüttelte den Kopf: „Nichts." Er nickte skeptisch und forderte mich dann auf: „Erzähl mir jetzt alles über den Händler und das alles, was wir gestern abgebrochen hatten." „Was willst du alles genau wissen? Frag nach!", nickte ich bereitwillig. „Der Händler schlägt bis jemand tot ist?" „Ja, zum Beispiel meine Freundin oder die Eltern von Ben. Alle Diener die nicht zu einem Händler gehören können sich glücklich schätzen." „Hat er dich auch schon so geschlagen?" „Ich lebe noch." „Und annähernd?" „Natürlich. Es kommt wahrscheinlich jeder einmal in den Geschmack." „Womit schlägt er?" „Stock, Rute, Peitsche, manchmal auch mit Keulen oder Steinen. Sehr unterschiedlich." „Aber es gibt doch so starke Diener. Warum wehren sie sich nicht?" „Weil er eine Pistole trägt. Niemand wehrt sich. Niemals. Nimmer. Zudem ist man gefesselt und kann sowieso nichts tun." „Okay. Darf ich dich etwas persönliches fragen?" „Kommt drauf an." „Woher kommen die Narben an deinem Arm und deiner Seite und so?" „Vom Händler und von Filda." „Hm. Deine Eltern, warum kamen sie bei dem Autounfall um?" „Ich denke das war der Händler. Meine Eltern hatten mich bei ihm auf die Schule geschickt, nicht in der Absicht, dass ich Dienerin wurde. Sie hatte nur kein Geld für eine normale Schule. Das Auto hatten sie sich vom Händler geliehen." „Das weißt du, obwohl du so jung warst?" „Ja, ein älterer Schüler hat mir das später mal erzählt und jeder, den ich gefragt habe, hat ihm zugestimmt. Ich glaube daran." „Darf ich noch etwas persönliches fragen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Wurdest du jemals geliebt oder gemocht?" „Ja? Oder auch nicht? Gemocht auf jeden Fall. Von meiner besten Freundin. Und jetzt von Karl, Tom, Julia, Ben und noch ein paar anderen. Aber geliebt? Vielleicht – aber dann will ich nicht mehr geliebt werden. Das tut weh." „Von wem?" „Ich weiß nicht, ob das Lieben ist. Aber er sagte es immer. Von Filda?" „Nein. Filda hat dir weh getan, hat dich vergewaltigt, aber nicht weil er dich liebte. Du warst einfach nur ein Mittel, dass er befriedigt wurde. Das klingt hart und es tut mir auch Leid, aber es ist leider so. Hast du jemanden geliebt?" Sollte ich jetzt ihn nennen? Nein. „Ich glaube nicht. Ich weiß zumindest nicht, wie sich das anfühlt." „Hm." Er dachte nach und ich spielte mit meinem Ärmel herum, achtete aber darauf, dass er nicht hoch rutschte. In Gedanken war ich bei meinem letzten Zusammentreffen mit Filda. Ich wollte das nicht noch einmal. Aber er hatte mich gefunden. Jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Ich musste wohl oder übel gehorchen. Ich wischte die Gedanken daran zur Seite und dachte über meine Zukunft nach. Ich sah mich mit Ben durch den Garten wuseln und mit ihm lachen. Für ihn wollte ich sorgen, wollte ihm eine große Schwester sein. Er hatte ein ähnliches Schicksal wie ich. Also musste ich für ihn da sein. Ich dachte aber auch daran, dass ich noch immer nur eine Dienerin war. Aber gleichzeitig, wenn mein Verhältnis zum Herrn so gut blieb, dann würde ich gerne weiterhin dienen. Mein Blick fiel auf das Gewächshaus und ich entschied mich schnell die Kräuter von der Köchin zu versorgen. Dann könnte ich mir morgen fast frei nehmen. Ich stand auf und ging dort hinein Es war warm und ich vergaß den Herrn draußen auf der Bank und schob die Ärmel hoch. Er könnte es von dort nicht sehen. Ich nahm mir Wasser, Erde und den Dünger und noch eine Pflanze, die der Pilz nicht gut fand. Dann würde er verschwinden. Die Pflanze war winzig klein und so pflanzte ich sie zu den Kräutern dazu. Als ich fertig war, stand ich zufrieden auf. Morgen würde ich Ben nur noch den Garten zeigen. „Mila?", rief Lucas und ich trat aus dem Gewächshaus, wobei ich mir hastig die Ärmel herunter strich. Argwöhnisch schaute er mich an: „Warum hast du die Ärmel so schnell herunter geschoben?" „Warum nicht? Mir ist kalt.", log ich. „Du kannst schlecht lügen, Kleines. Komm her. Zeige mir, was du versteckt hast.", sagte er ernst. Ich schloss die Tür vom Gewächshaus. „Ich würde lieber erst noch selber etwas essen. Danach gibt es Mittagessen.", versuchte ich ihm auszuweichen. „Kleines, komm her. Du dienst heute nicht. Also lass das. Komm her." Ich seufzte und ging zögerlich auf ihn zu. Einige Schritte vor ihm blieb ich stehen und schaute kurz zu ihm dann schaute ich auf den See. „Ich kann mir schon fast denken, was ich gleich sehe.", seufzte Lucas und trat an mich heran. Er schob den Ärmel hoch und dann den anderen. „Mila, wer?", fragte er streng. Ich schwieg. „Wer?", sagte er schärfer. „Filda.", hauchte ich. „Wann war das? Wie ist er hier her gekommen?" „Vor drei Tagen." Wieder war es nur ein Hauch. Er fasst an meine Seiten und wollte mich zu ihm ziehen. „Bitte, fasse mich nicht an. Bitte.", hauchte ich flehend. „Mila, Kleines, ich will dir helfen." Vertraue ihm! Vertraue ihm! Und nochmals: Vertraue ihm! Ich war einen Schritt zurück gewichen. Jetzt schloss ich die Augen und machte den Schritt wieder auf ihn zu. Ängstlich schlug ich die Augen auf und starrte mit nassen Augen in ein besorgtes Gesicht. „Kleines, erzähl mir bitte, wenn es dir schlecht geht, ja? Ich möchte dich nicht unglücklich sehen. Ich wünsche mir, dass du bei mir glücklich sein kannst." Ich schluckte heftig und starrte einfach nur weiter in seine blauen Augen. So schön zum darin versinken. Nein, das nicht, Mila! Mach keine dummen Sachen! Ich wandte meinen Blick ab. „Komm mit." Er führte mich in das Bad und dort blieb ich unschlüssig stehen. Ich war starr und konnte mich nicht bewegen. Vorsichtig öffnete er mein Kleid und zog es mir über den Kopf. Er hatte die Salbe vom letzten Mal noch da und fing an die Flecken damit sanft einzureiben. Ich zitterte vor Angst am ganzen Leib und erst als ich mein Kleid wieder trug, fühlte ich mich wieder sicher. Er zog mich sanft in seine Arme und küsste auf meinen Kopf. Das Kribbeln tauchte wieder auf und explodierte. Ich schmiegte mich eng an ihn. Jetzt fühlte ich mich bei ihm wieder sicher und gut aufgehoben. Er drückte mich noch fester an sich und trug mich in sein Bett. Er legte sich neben mich und hielt mich weiter fest im Arm. Ich atmete tief seinen Geruch ein und dachte an nichts mehr. Rein gar nichts. „Kleines, ganz ruhig. Vertraue mir, bitte. Ich will dir nichts böses. Wirklich nicht.", flüsterte er. „Warum? Warum tust du das alles für mich?", fragte ich, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. „Ich mag dich und ich möchte dich nicht unglücklich sehen. Ich mag dich wirklich sehr. Weißt du, ich liebe dich. Das ist lieben. Nicht das was Filda getan hat." Ich erschrak. Er liebte mich? „Aber lieben? Das ... das kann ich nicht. Ich kann nicht eine Beziehung führen!" „Warum nicht?" „Ich habe Angst. Davor, dass doch wieder alles wie vorher ist. Ich will nicht mit jemandem schlafen, das macht man doch in einer Beziehung, oder? So doof es sich auch anhört. Ich kann das einfach nicht." „Ich würde gerne mit dir schlafen. Aber das hat Zeit, viel Zeit und ich habe Geduld. Hast du es versucht? Ich kann warten. Ich habe Geduld und Ängste kann man überwinden. Vertraue mir nur ein kleines bisschen, Kleines." „Nein, ich habe es nicht versucht. Aber ich weiß, dass es schief gehen wird." „Warum probierst du es nicht? Was hast du zu verlieren?" „Alles. Das bisschen, was ich mir aufgebaut habe. Die Freundschaften hier sind das einzige was ich habe." „Dann sprich doch mal mit Julia. Sie wird dich ganz bestimmt nicht im Stich lassen, wenn es nicht klappt und auch nicht, wenn es klappt." „Mhm. Lass mir bitte Zeit.", bat ich. „Gerne, wenn du es versuchen möchtest, bitte." „Lass mir Zeit, zum überlegen, bitte." „In Ordnung. Wann würdest du mir Bescheid sagen?" „Wie viel Zeit gibst du mir? Zwei Tage?" „Okay. Mein Kleines, hm?" Er drückte mich kurz und ließ mir dann wieder etwas Platz. Ich schaute ihn unsicher an und lächelte schief. Ganz langsam lehnte er sich vor bis er meinem Gesicht so nahe war, dass unsere Lippen sich berührten. Ganz kurz küsste er mich und strich dann zärtlich lächelnd über meine Wange: „Du bist ein tolles Mädchen, Mila." Ich schluckte ohne zu wissen, was ich erwidern sollte. Verlegen suchte ich in seinen Augen nach einer Antwort, die ich ihm geben konnte, doch ich fand keine. Er lächelte sanft und plötzlich waren seine blauen Augen so warm. Ich wusste nicht wie und warum, aber sie waren es und schienen weich zu sein. Ich verlor mich auf der Stelle in ihnen und sah darin seine Ehrlichkeit und sein Verlangen nach meiner Anwesenheit. War das Leuchten dort hinten Liebe? Er schien auf einmal vertrauenswürdig, also mehr als das zu sein und seine Augen verrieten das. Ich bemerkte, was er getan hatte, er hatte mich in seine Augen gelassen. Der Spiegel zur Seele. Ich durfte in ihn blicken. Etwas geschockt über das Vertrauen zu mir verließ ich seine Augen und schaute verlegen kurz weg. Dann ließ ich meinen Blick wieder zu ihm wandern. Ich konnte einfach nicht den Blick lange abwenden von diesen Augen. Nun waren sie wieder lächelnd verschlossen, doch ich wusste instinktiv, wenn ich mich auf das alles einließ würde ich sie noch einmal sehen dürfen. Und dann würde auch ich ihm Einlass gewähren in meine Seele. Ich schaute erkennend zu ihm und sah sein Lächeln. „Was möchtest du tun?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, schlag du etwas vor." „Wir könnten spazieren gehen, oder wir können schwimmen, oder wir bleiben einfach hier liegen.", zählte er auf. „Such etwas aus.", forderte ich ihn auf. „Ich bin für – spazieren." Er lächelte wieder und richtete sich auf. Ich nickte und stand auf. Also, auf geht's.
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Dienerin
RomanceMila ist verängstigt, als sie zu ihrem neuen Herrn muss und der herausfindet, dass sie gut Klavier spielen kann. Denn was damals passierte, als ihr letzter Herr dies wusste, lässt sie bis heute nicht los. Zu ihrem Pech fühlt sie sich von ihm angezog...