1. Kapitel

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Eleanor

Immer schneller ging ich durch die Reihen. Links und rechts lagen noch ordentlich gefaltete Klamotten herum. Die Hand, die um meine Taille geschlungen war, löste in mir ein angenehmes Kibbeln aus und die Schmetterlinge flogen im meinen Bauch herum. Auch nach vier Jahren Beziehung, waren wir verliebt wie am Anfang. Wir waren nicht nur ein Liebespaar, sondern verbanden auch tiefe Freundschaft miteinander. Mit ihm zusammen konnte man jeden Mist bauen. Manchmal nervten wir die Jungs, mit unseren außergewöhnlichen Ideen. Vielleicht kam auch deswegen die Bezeichnung, ich sei der weibliche Gegenpart von ihm. Denn ich war genauso verrückt wie er: Wir hatten den gleichen Musikgeschmack 'The Fray' und lachten über die gleichen Witze.

Auch wenn mich die Hand, die einen leichten Druck auf meiner Haut ausübte, beruhigte, schlug mein Herz schneller. Nervös fuhr ich mir durch meine langen, lockigen, braunen Haare und schaute auf den Boden. Unbewusst schmiegte ich mich noch näher an den warmen Körper neben mir. Die Situation – auch wenn ich sie schon kannte – machte mir Angst. Ich fühlte mich bedrängt. Aber was konnte man schon dagegen machen, wenn der eigene Freund weltbekannt war? Ich unterdrückte meine Gefühle – lieber hielte ich solche Situationen aus und war mit dem zusammen, den ich über alles Liebte, als mit einem gebrochenen Herzen und einer großen Packung Eis in der Hand, zu verkriechen.

Handykameras waren auf uns gerichtet, die jeden Schritt mitfilmten, den wir taten. Fotos wurden geschossen. Ich könnte jetzt wahrscheinlich mein Handy raus holen, auf Twitter gehen und schon die Bilder sehen, die vor nicht mal fünf Minuten fotografiert worden waren.

Die Hand um meine Taille verschwand und sofort breitete sich eine leichte kälte aus. Schnell schaute ich auf und sah wie Louis sich ein dunkel blaues T-Shirt anschaute.

„Das wird dir bestimmt stehen", sagte ich und lächelte ihn an. Meine Worte kamen leise über meine Lippen. Es war der erste Satz, denn ich in diesem Geschäft sagte. Durch den Lärm und der Hintergrundmusik, war die ganze Situation sehr unruhig. Ich liebte es mir Klamotten anzuschauen und sie miteinander zu kombinieren, doch in diesen Moment, wollte ich hier nur noch raus.

Kritisch betrachtete er das Stück Stoff in seiner Hand: „Meinst du wirklich?", fragte mich mein Freund und sah mir ins Gesicht. Seine blau-grünen Augen strahlten mich an. Ich liebte es, wenn seine Lachfältchen sich zeigten. Als ich ihm das gesagt hatte, hatte er mich geschlagene fünf Minuten lang, qualvoll durch gekitzelt, bis ich eingeknickt bin und ihm versprechen musste, dass sie nicht süß waren. Den Sinn daran hatte ich aber nicht verstanden. Aber trotzdem war es Lustig gewesen und ich hatte ein neues Thema gefunden, womit ich Louis necken konnte.

Dennoch waren diese Augenblicke einer der schönsten Momente. Wir waren zusammen gewesen, hatten uns gegenseitig im Arm gehabt. Dies hatten wir nicht all zu oft. Häufig war er mehrere Wochen oder sogar Monate am Stück weg. Tourte auf der ganzen Welt, nur um seinen Traum zu verwirklichen und die Fans glücklich zu machen. Aber er liebte es. Immer wenn er mir am Telefon oder per Skype erzählte, was gerade bei ihm so los war, strahlten seine Augen oder ich hörte es alleine an seiner Stimme. Die Band – seine Jungs – gaben ihm so viel und das konnte ich ihm nicht kaputt machen. Ich brachte es nicht über mein Herz, ihn von diesem Gefühl fortzuziehen, nur weil ich ihn vermisste und bei mir haben wollte. Sein Traum kam an erster Stelle und dann seine Familie – zumindest redete ich mir das ein...

„Ja", sagte ich und schaute kurz hinter mich. Ein fataler Fehler, wie sich in binnen einer Millisekunde herausstellte. Prompt blickte ich in eine Linse, die zu einer Kamera gehörte. Schnell schaute ich wieder weg. Aber ich wusste ganz genau, dass es zu spät war. Innerlich könnte ich mich selber schlagen.

„Okay. Ich vertrau dir", sagte er und legte es sich um seinen Arm, wo schon ein kleiner Stapel an Klamotten war. Seine Hand fand meine und wir verschränkten unsere Finger wieder miteinander. Ein wenig konnte ich unter der Berührung entspannen. Die aufgeregten Stimmen hinter uns ignorierte ich so gut es ging.

Etwas schneller führte er mich zur Kasse. Endlich! Ich wollte nur noch hier raus. Die Fans wurden immer aufdringlicher und der Bodyguard hatte allerhand zu tun, sie von uns weg zu halten. Ständig wollte einer der Mädchen Louis anfassen und rastete dann aus, wenn sie es geschafft hatte.

Natürlich verstand ich es, dass man aufgeregt war, wenn man sein Idol traf, aber man musste doch nicht weinend weg rennen, als hätte man sich verbrannt, oder doch?

Ich schob es auf meine Müdigkeit, dass sich meine Laune immer mehr verschlechterte, aber ich war einfach nur kaputt vom Tag. Wir waren gerade in Toronto und die Jungs hatten heute ihr letztes Konzert in Kanada, ehe es morgen früh nach Chicago ging.

Als Louis heute Morgen mit dieser wundervollen Idee kam, shoppen zu gehen, dachte ich mir nichts dabei. Die Stadt anzusehen und dabei noch ein paar neue Klamotten zu kaufen, war wundervoll. Leider war ich zu naiv gewesen, um zu glauben, dass uns keiner erkannte. Ich wurde eines Besseren belehrt.

Er legte seine Sachen auf die Theke und die Kassiererin fing an die Klamotten abzuscannen. Louis löste seine Hand von meiner und schlang wieder seinen rechten Arm um meine Taille. So zog er mich noch näher an seinen warmen Körper. Erschöpft vergrub ich meinen Kopf in seine Halsbeuge und lehnte mich gegen ihn. Tief atmete ich seinen himmlischen Duft ein. Ich liebte ihn so sehr, dass ich es nicht einmal in Worte fassen konnte.

Er drückte mir einen leichten Kuss auf mein Haar und murmelte, sodass nur ich es verstehen konnte: „Wir sind gleich im Hotel. Gleich kannst du dich ausruhen"

Ich nickte nur und blieb in dieser Haltung. Leicht strich Louis mit seinen Fingern über meinen Rücken. Ich schloss meine Augen und genoss seine Nähe. Für ein paar Sekunden konnte ich den Lärm, der um uns war – diese Hektik – verdrängen. Ich sehnte mich nach dem weichen Hotelbett, was auf mich wartete.

Als nach gefühlten Stunden, die Kassiererin endlich fertig war und uns die Tüte mit den Klamotten reichte, schob sich der Bodyguard zu uns und nahm sie uns ab. Wieso auch immer, schließlich konnten wir sie eigentlich selber tragen, aber ich habe die Bodyguards von den Jungs noch nie verstanden.

„Kommt", sagte er mit seiner tiefen brummigen Stimme. Man merkte ihn an, dass er leicht genervt war. Genauso wie wir, wollte er nur noch hier weg.

Immer noch den Arm um mich geschlungen, führte mich Louis schnell zum Hinterausgang. Also wieder durch die immer wachsende Schar an Mädchen und Jungen. Zum Glück machten manche für uns Platz und ließen uns somit durch. Diese Sorte von Fans mochte ich am meisten. Sie waren freundlich und auch wenn sie an jeden Ort waren, wo die Jungs es auch waren, hielten sie respektvoll abstand; bedrängten uns nicht und ließen uns nicht fühlen, als wären wir in einer Sardinenbüchse eingesperrt. Leider gab es zu wenige von ihnen.

Meinen Kopf hatte ich dennoch weiter gesenkt. Ich mochte es nicht wirklich, wenn man mich fotografierte. Spaßbilder mit Freunden oder mit der Familie waren in Ordnung aber nicht spontan oder wenn man es eigentlich gar nicht wollte. Aber wie gesagt, ich hielt es für meinen Freund aus.

Als wir endlich ankamen, hielt uns dort schon eine freundliche Mitarbeiterin die Tür auf. Schnell traten wir hindurch und die schwere Tür, die uns von dem Wahnsinn da drinnen abschnitt, fiel ins Schloss.

Stille.







Together - ElounorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt