ein ganz normaler Tag

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Ich öffnete meine Haustür und schaute direkt in strahlendes Sonnenlicht, was für London im September ziemlich ungewöhnlich war. Das nahm ich als gutes Zeichen, dass dieser Tag wunderschön werden würde - aber das würde er sowieso, weil ich nach drei Wochen endlich meinen Freund wieder sah. Ich zog auch gleich mein Handy aus der Tasche, um ihn anzurufen, denn so wie ich ihn kannte, würde er sonst bis in die Puppen schlafen. Ich wählte schnell seine Nummer und tatsächlich brauchte er eine ganze Weile, bis er dran ging und auch da klang er noch sehr verschlafen.

„Hallo?" „Einen wunderschönen guten Morgen. Ich hoffe, ich habe dich geweckt", sagte ich fröhlich. „eh, ja, ja hast du." „Freut mich." „ehm, ja..." Wahrscheinlich wusste er nicht mal, mit wem er redete. „Ich wollte nur sicher gehen, dass du wach bist, wenn ich nachher komme." „Du kommst her? Ach ja, stimmt. Wann noch gleich?" „Um 4 Uhr, Aidan, um 4." „Ah, okay. Und wir haben?" „Kurz nach 10." „Was? Wieso weckst du mich denn schon so früh?", fragte er empört. Immerhin war er jetzt wach. „Damit du genug Zeit hast um dich frisch zu machen und aufzuräumen." Denn ich konnte mir ziemlich genau vorstellen, wie seine Wohnung aussah, wenn ich drei Wochen lang nicht vorbei gekommen war. „Du hättest mich ruhig noch ein Stündchen schlafen lassen können." „Ich habe dich schon lange schlafen lassen. Ich bin seit halb neun wach." „Ich kann ja nix dafür, wenn du den frühen Vogel spielen willst." „Ich will halt noch einen Wurm fangen." „Was?", fragte er perplex. „Ach, nichts." Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und genoss die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht. „Also, ehm, bring dir was zum Anziehen mit." „Was?" „Na, ein Kleid oder so", murmelte er ins Handy. „Wieso?", fragte ich alarmiert. Hatte ich etwas vergessen? „Frag nicht, tu es einfach. Ich werde dir sowieso nichts verraten." Ich holte schon Luft, aber Aidan kam mir zuvor. „Und du brauchst auch nicht versuchen zu streiken, ich sage dir nichts. Tu es einfach." Woher hatte er denn schon wieder gewusst, dass ich genau das vor hatte? Denn ich hasste es, unwissend zu bleiben. Mit Überraschungen war man bei mir einfach an der falschen Station. „Ich weiß ja, wie neugierig du bist, aber akzeptiere es einfach. Nur dieses Mal." Ich hatte sowieso keine Chance. „Na schön", murmelte ich. „Danke. Und Prinzessin?" Ich musste wieder grinsen, als er mich mit dem Spitznamen ansprach, den er mir gegeben hatte. Ich hatte es schon oft gehört, aber mir wurde jedes Mal aufs Neue warm ums Herz. „Ja?" „Ich freu mich schon, dich zu sehen. Ich liebe dich." „Ich liebe dich noch viel mehr", sagte ich leise. „Wir sehen uns dann nachher." „Ja, bis dann. Vergiss dein Kleid nicht." „Werd ich nicht." Grinsend legte ich auf und steckte mein Handy zurück in meine Tasche.

Ich machte mich auf den Weg in die U-Bahn, aber seine Worte gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Was hatte er heute mit mir vor? Eigentlich hatte ich noch ein paar Einkäufe erledigen wollen, aber kurz vor der U-Bahn Station blieb ich stehen. Wieso eigentlich nicht? Ich konnte auch jetzt schon zu Aidan fahren. Ihm beim Aufräumen helfen. Und ihn ausquetschen. Ich wollte mir ohnehin nur unwichtige Sachen kaufen. Kurzerhand machte ich auf dem Absatz kehrt und ging zurück zu meiner Wohnung.

Ich schnappte mir schnell ein schwarzes Kleid aus meinem Schrank und nahm die Kette mit, die Aidan mir geschenkt hatte. Sie war silbern und eher dezent, aber sehr schön und passte hervorragend zum Kleid. Ich packte noch Schuhe ein und kam dann vollbeladen aus dem Haus. Ich konnte das Kleid ja nicht einfach in die Tasche knuddeln. Die Sonne war mittlerweile hinter einer Wolke verschwunden und ein zügiger Wind zog durch die Straßen. Ich zog meinen blauen Mantel enger und ging etwas schneller. Nur war die U-Bahn jetzt eher eine schlechte Idee, denn mit meiner Ladung, die ich dabei hatte, rempelte ich jeden zweiten Passanten an und haute sogar einem Kind meine Handtasche ins Gesicht. Das bekam ich ja wieder super hin.

Daher war erleichtert, als ich endlich einen Platz hatte und sah dem Ausstieg überhaupt nicht entgehen. Aber irgendwann verkündete die Stimme „This is Piccadilly Circus. Change for Bakerloo Line. This is a Piccadilly Line service."

a day in forever (Aidan Turner OS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt