Kapitel 13

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Ich sitze nur kurz so da, dann nehme ich meine Gitarre und mach es mir mit ihr auf dem Bett bequem. Gitarre spielen hilft mir in solchen Situationen immer einen klaren Kopf zu bekommen. Zum einen, weil ich meine Gedanken und Gefühle in den Liedern, die ich spiele, verarbeiten kann, zum anderen, weil ich während des Spielens an nichts anderes mehr denke und mich in meiner eigenen Welt befinde. So weis ich auch nicht, wie lange ich schon da sitze und spiele, als Mats in mein Zimmer kommt um mich zu fragen: "Willst du was essen und wenn ja: was? Ich hab Hunger und will was bestellen!" Ich grinse. Ganz konnte ich ihm das noch nicht abgewöhnen. Und ich habe ja auch nicht immer Lust ihn zu bekochen. "Wie wäre es mit türkisch? Ich habe schon seit Ewigkeiten keinen Falafel Dürüm gegessen!" "Was auch immer die Dame wünscht." Lachend verschwindet er wieder aus meinem Zimmer um die Bestellung zu machen.
Als es kurz darauf klingelt, komme ich auch aus meinem Zimmer und setze mich mit an den Tisch. Ich kann es Mats eindeutig ansehen, wie gerne er wissen würde, was genau zwischen Leo und mir passiert ist. Und ich rechne es ihm hoch an, dass er dieses Thema nicht anspricht. Er weis, dass er mir vertrauen kann, dass ich ihm alles erzähle, wenn ich so weit bin.
Dafür spricht er ein anderes unangenehmes Thema an. Ich habe nicht mehr gedacht, dass er damit noch anfängt. "An Weihnachten fahren wir zu unseren Eltern. Du hast doch da bestimmt nichts dagegen!" Entgeistert gucke ich ihn an. Ich habe ganz eindeutig etwas dagegen und das weis er auch ganz genau. Ich bin nicht umsonst nach Dortmund gekommen! "Mats, ist das dein Ernst?!", frage ich wütend. Doch mein Bruder grinst mich nur blöd an. "Natürlich meine ich das Ernst! Denkst du ich mach Witze Caty kommt auch mit. Wir sind auch schon zu dritt angemeldet." Flehend sehe ich ihn an. "Bitte! Kann ich nicht hier bleiben? Ich werde doch sowieso nicht vermisst dann" Jetzt lacht der auch noch! "Ich lass dich bestimmt nicht zu Weihnachten alleine zu Hause rumsitzen. Außerdem würde ich dich sehr wohl vermissen." "Wenn ich nicht alleine s..." "Egal was du jetzt sagen willst: NEIN! Du kommst mit und redest mit ihnen. Ich finde es auch ziemlich schwach von ihnen, was sie gemacht haben, aber es sind nun mal unsere Eltern." Ich seufze. Mit Mats zu diskutieren ist echt sinnlos. "Darf ich mich wenigstens so anziehen wie möchte?" Endlich scheint er zufrieden zu sein und nickt. "Habe ich dir jemals Kleidervorschriften gemacht?" Damit ist das Thema durch und wir können uns beide wieder dem Essen widmen.


Da sind wir nun also. Wir stehen vor dem Haus in dem ich 17 Jahre meines Lebens verbracht habe. Und inzwischen habe ich sogar Lust auf ein Treffen mit Herrmann und Ulla. Ich will ihnen zeigen, dass ich auch gut alleine, ohne sie, zurechtkomme.
Und trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen, extra schöne Sachen für diesen Tag anzuziehen. Mein Outfit besteht aus einem Rock (siehe Bild), einer einfachen gelben Strumpfhose, meinen Springerstiefeln, einem ZSK-T-Shirt und meiner Kutte, welche ich in wochenlanger Arbeit gestaltet habe. Passend dazu trage ich noch Accessoires wie ein Nietenhalsband.

Wir klingeln und ich kann meine Mutter rufen hören: "Herrmann, kannst du bitte öffnen? Ich bin am kochen." Nach kurzer Zeit öffnet sich die Tür und wir stehen unserem Vater gegenüber.


Zwei verschiedene Welten (FF mit Mario Götze und Mats Hummels) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt