Kapitel 10

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"Ni-Nick.. es tut mir-" Fange ich unsicher an, Nick schaut auf mit einem vernichtenden Blick. "Nein! Ich werde sich nicht verlieren! Nicht so und schon gar nicht jetzt! Du strengst dich jetzt verdammt nochmal an, hast du mich verstanden!?" Sagt Nick. Sein Geschreie hat mich zum heulen gebracht und er steht mir so nah das ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann.

"Nein! Nein, nein, nein, nein! Ich hasse dich Nick! Ich hasse dich so sehr! Lass mich in Ruhe! Du hast gar keine Ahnung! Immerhin bist du hier der beliebte von uns beiden! Ich bin nur der Abschaum der ganze Familie! Und ich werde nie wieder in eines Deiner Filme mit spielen Mom! Die Leute hassen mich dafür! Wieso soll ich das auch noch fördern!? Jetzt kommen wir zu dir Carter! Ist das alles dein ernst? Ist das dein fucking ernst!? Ich bin kein Objekt und es lohnt sich auch nicht für mich zu kämpfen! Ich könnte jede Minute sterben, also las mir mein ach so schönes Leben und zerstör mich nicht! Verstanden? und Gege! Mein Gott es tut mir Leid was du dir alles antust mit mir... ich hab dich wirklich nicht verdient und es ist ein Wunder das du bei mir geblieben bist. Ich liebe dich. Nur noch Finn. Ich bin eine Kleine dreckige schlampe und habe es nicht mal verdient dich anschauen zu dürfen. Du bist ein Wundervoller Mensch Finn, genauso wie du Gege. Ich denke das wars dann auch."

Alle sind still und schauen mich mit großen Augen an. Ich betrachte die ganzen Schläuche und Kabel an mir und die Spritze in meinem Arm. Mit einem Ruck ziehe ich sie nach einer ab. "Serena was tust du da!?" Fragt mein Bruder verunsichert und greift mit einer Hand nach mir, die ich aber weg schlage. Ich plumse vom Bett und verlasse das Zimmer so schnell wie ich kann.

Ich laufe die Flure entlang und biege immer mal wieder in die verschiedenen Gänge ein um Carter und Finn die mir hinter her gelaufen sind abschütteln zu können. Mittlerweile hatte ich mich wohl etwas verirrt, denn hier in diesen Gängen War es leer. Der Putz fängt an zu bröckeln und die paar Pflanzen die hier in Blumentöpfen standen, waren ausgetrocknet und drohten zu Staub zu zerfallen ehe ich sie anfasse.

Die Angst umhüllt mich und mir wird ein wenig mulmig. Ein paar der Türen sind nicht einmal ganz verschlossen, wie es sonst immer der Fall ist. Einer der Räume steht weit offen und er scheint sehr hell. Ich schaue hinein und sehe ein komplett weißes Zimmer, das aber nicht mehr sehr neu aussieht. Die weiße Lackfarbe der Vitrinen splittert und das alte Ledersofa ist leicht eingerissen. Ein riesen großes Fenster ist zu Sehen und die abgenutzten Gardinen flattern hin und her, wegen der leichten Herbstbrise. Die Fensterbank ist relativ breit und das nutze ich aus und stell mich auf sie drauf, um die Aussicht genießen zu können.

Die goldbraunen Felder sind zu sehen, in der Ferne das Meer. Einige Vögel sind wohl auf den Weg in der Süden. Ich schau runter und bemerke wie tief es doch eigentlich ist. Ich bin wahrscheinlich im anderen Teil des Krankenhauses gelandet. Erst 1999 wurde der neue Teil gebaut. Doch es War nicht genug Zeit da um den alten Bereich abreißen zu lassen. Die ganzen Patienten müssten Raus, das ging aber nunmal nicht.

Ich dachte über vieles nach. Wieso kann ich nicht einfach in den Süden Fliegen, wie diese Vögel? Wäre ich dann nicht endlich frei? Ich stehe sehr nah am Rand der Fensterbank was mich leicht pendeln lässt. Ich schließe die Augen und genieße die angenehme Luft und atme tief ein. Ich könnte es ja einfach beenden. Ja das könnte ich. Genau jetzt.

"Tu dir keinen Zwang an."

Wieso auch nicht? Es gibt ja keinen Grund mehr hier zu bleiben. Ich bin einfach nur ein großes Problem in ihrem Leben. Ein Schritt nur.

Ich nehme den Fuß nach oben und schwanke nach vorne und hatte fast schon das Gefühl der Erlösung in der Tasche. Doch 2 Arme schlingen sich schnell um meine Taille und ziehen meinen Körper langsam zurück. Ich fühle mich wie in Trance und lasse mich gegen den Körper fallen und fange an leise zu kichern. Ach. Ich hatte es fast geschafft. Fast.

Bulimie - Ganz nah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt