Kapitel 13

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Fertig angezogen stehe ich vor meinem Spiegel. Ich trage ein weißes Kleid das bis zur Taille eng anliegend ist und danach locker nach unten fällt. Es geht mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel und der Stoff ist etwas dick, somit auch sehr weich. Meine Haare sind zu einem strengen, hohen Zopf gebunden und meine Spitzen sind gelockt. Dabei hat mir Gege geholfen. Mein Gesicht ist... nein. Nicht dezent. Gege hat ein Kunstwerk aus mir erschaffen. Wortwörtlich. Meine Wange Knochen sehen so scharf aus, das ich angst habe ich könnte mich an ihnen schneiden wenn ich mit der Hand nur in die Nähe komme. Schwarze High Heels aus samt unterstreichen den Look. Ich setze mich auf mein Bett und warte jetzt nur noch auf Carter.

In Gedanken vertieft hätte ich fast die Klingel überhört. Ich stehe auf und sprinte, soweit es mir möglich ist mit diesen Schuhen, die Treppe runter. Meine Mom hat Carter Die Tür schon geöffnet. Er steht im Anzug vor der Tür und grinst mich breit an. Dieser Moment ist eines der schönsten und wichtigsten meines Lebens. Ich muss breit lächeln und lasse nun auch die letzten Stufen hinter mir. "Hallo prinzessin." Ein Kribbeln durchfährt meinen Bauch und mir wird etwas schwindelig. Aber Carter nimmt mich in den Arm und die Unsicherheit in meinen Beinen verschwindet sofort. "Viel Spaß ihr zwei." Verabschiedet uns meine Mom und wir gehen zu Carters Auto.

"Wohin fahren wir?" Frage ich neugierig. "In ein Restaurant." Sagt er mit schelmischem Grinsen. "Das weiß ich auch du Dödel!" Sage ich schnippisch, was ihn zum lachen bringt. "Es gibt ein Restaurant, das ist etwas weiter entfernt. Ich habe uns einen Tisch reserviert. Es ist noch neu und jetzt schon sehr begehrt."

Und tatsächlich. Als wir ankommen scheint es sehr voll zu sein, aber es sieht einfach nur wundervoll aus. Ich quieke vor Freude leise auf. Carter freut sich darüber wie es mir gefällt. Er steigt aus und öffnet mir nun die Tür. Dann reicht er mir die Hand, damit ich aussteigen kann. Ich bedanke mich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Dies ist alles so spannend für mich. Ich war zwar schon öfter in solchen Restaurants wegen meiner Mom, aber nie mit meinem festen Freund...

"Carter Mccolins." Sagt Carter knapp und der Herr im Smoking nickt ihm zu. Dann führt er uns zu unserem Tisch. Carter sagt ihm was wir essen wollen und er verschwindet. "Du hättest mich ruhig fragen können!" Sage ich lachend. "Ich weiß das es dir schmecken wird." Lächelt er. Wir unterhalten uns über dies und das und haben mittlerweile auch schon unser Essen bekommen. Es schmeckt einfach göttlich. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Danach gibt es noch einen Nachtisch. "Wenn Mary dir nur zu Nahe kommt reiß ich ihr den Kopf ab Carter!" Gebe ich lachend von mir. "Ich weiß.." er scheint bedrückt. "Es ist alles vergessen Carter. Du hast sie ja... 'nur geküsst'." Mir ist das selbst sehr unangenehm, weshalb mein Lächeln wohl etwas schief ist. Er lächelt leicht. "Ich fasse es nicht dass du jetzt mit mir hier sitzt. Dass du jeden meiner noch so großen Fehler akzeptierst. Ich könnte das nie."

Bevor er weiter reden kann Küsse ich ihn. Es ist zwar ein wenig umständlich, aber es klappte. Doch ich löse mich mit einem Ruck von ihm, und fange an lauthals zu Husten. Meine Kehle brennt und die Galle macht sich bemerkbar. Im Restaurant ist es still. Dann fängt es wieder an. Ich huste noch ein paar mal, bis eine Mischung aus etwas Galle und viel mehr Blut vor mir auf dem Boden liegt. Ein stechen durchzieht mich und ich lege meine Hand an die Seite. Ich habe mich mittlerweile auf den Boden gekauert und nehme nichts mehr war. Nur das laute gerufe und Carter der hektisch versucht mir zu helfen. Ich sehe auf mein Kleid. Ich glaube das kann in Müll. An meiner Seite hat sich ein großer, roter Fleck mit dunkelrotem Rand gebildet. Oh bitte lieber Gott. Lass mein leben so enden. Es wäre so ein schönes Ende...

Aber zu früh gefreut. Ich höre die Sirenen und Sanitäter die auf mich zu gerannt kommen. Schnell liege ich im Krankenwagen und Carter an meiner Seite. "es wird alles wieder gut, versprochen." Flüstert er mir aufmunternd ins Ohr. Ja, natürlich wird es das. Es muss einfach. Egal was gerade passiert ist. Ich bin immer noch glücklich. Aus meinen Augen fließt eine Mischung aus Freundenstränen und Tränen wegen dem Schmerz.

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"es ist eine Entzündung an ihrer Wunde entstanden, die sich somit wieder geöffnet. Es wird wohl zu Nierenversagen führen, es ist zu spät um etwas zu tun." Sagt mir ein Arzt. "Und wieso sehen sie erst jetzt diese Entzündung!?" Fragt Carter aufgebracht. Der Arzt schaut ihn nur skeptisch an. Ohne zu antworten verlässt er den Raum und ich lasse einen hohen Wutschrei los. "Mein Gott! Ich hab keine Lust mehr! Ich habe diesen scheiß Geruch von Desinfektionsmittel satt! Ich will jetzt raus hier!" Quengel ich wie ein Kleinkind verbittert. "Serena. Beruhige dich jetzt erstmal. Ich glaube du bist dir mit der Situation noch nicht im Klaren." Sagt er mit disziplinierter Stimme. "Bitte!? Wer hat hier denn welche Schmerzen? Mir geht es gut! Ich will nach Hause."

"Rena! Hör auf mit dem Mist!"

Seine plötzlich laute und strenge Stimme lässt mich zurück schrecken. "Uhm. Sorry..." murmel ich. Ich rutsche etwas zur Seite, hebe die Decke und klopfe auf den freien Platz neben mir, während ich ihm in sie Augen schaue. Er legt sich langsam neben mich und legt behutsam die Arme um mich. Er streift den Verband was mich kurz die Lift scharf einziehen lässt. Ruckartig weicht er zurück. "Ist alles okay!?" Es ist so süß wie er sich sorgt.. ich nicke leicht und lege seine Arme wieder um mich. Dann rutsche ich näher an ihn ran, so dass unsere Körper wie angepasste Formen direkt aneinander liegen.

Eine halbe Stunde liegen wir genauso da und Carter flüstert kleine Sachen in mein Ohr wie 'du bist so wunderschön' oder 'alles wird gut', welches mich zum lächeln bringt. Noch im Halbschlaf höre ich ein klopfen. Carter setzt sich langsam auf und ruft "herein." Verschlafen reibt er sich die Augen. "Serena! Mein Gott nicht mal essen gehen kannst du!" Ruft meine Mom aufgebracht durch den kleinen Raum. "Rena!? Oh, gott sei dank es geht dir gut! Situationsbedinkt..." Mein Bruder setzt sich neben Carter. "Hey Nick. Uhm können wir nach Hause? Mir geht es gut.." Fange ich an. "Hör auf damit Serena... du kannst nicht ignorieren was hier geschieht.." Redet Nick drauf los. "Doch ich kann! Und ich werde. Aber wenn ihr mir nicht helfen wollt, dann schaff ich das nicht!"

"Und was wenn wir wirklich nicht wollen?" Fragt er schnippisch.
"Dann wärt ihr wohl sehr schlechte Freunde." Wenn ich nicht im Krankenbett liegen würde, würde ich jetzt einen dramatischen Abgang machen. Stattdessen drehe ich mich weg, wie ein Kleinkind das keine Süßigkeiten bekommt. Ein leiser Seufzer ist zu hören, dann eine Tür die zu knallt. Ich höre wieder meine Mom seufzen. Carter liegt wieder neben mir und streichelt mir sanft über den Bauch, während ich, wieso auch immer, an der Ecke der Decke knabbere.... was ist denn bloß los mit mir? Erbärmlich irgendwie. Aber ich bin einfach sehr nervös. Ich brauche eine Zusammenfassung meines Lebens, jetzt! Ganz für mich alleine.

Bulimie - Ganz nah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt