16.

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Am nächsten Tag saß ich mit Jiraiya zusammen an dem runden Tisch im Hauptzimmer.
Er hatte einen Stift in der Hand und Papier vor sich liegen, ich blickte schweigend aus dem Fenster.
Wie immer regnete es draußen heftig.
"Jiraiya?", brach ich nach einer Weile das schweigen.
"Hm? Was ist?"
"Was denkst du...über das, was Yahiko gestern gesagt hat?"
Er legte den Stift hin und schaute mir in die Augen.
"Ich bin anderer Meinung, es muss irgendeinen Weg geben, damit die Kämpfe ein für alle mal aufhören. Ich weiß nur noch nicht welchen."
Ich lächelte bitter.
"Aber irgendwie hat er recht, denn wie sollen Menschen andere verstehen, wenn sie nicht genau das gleiche durchgemacht haben? Wie sollen sie dann begreifen, wie wichtig der Frieden ist?"
Wieder schwiegen wir eine Zeit lang.
"Ich glaube, Yahiko könnte der Schlüssel sein, dieser Drang in ihm, etwas zu verändern, ist enorm groß", sagte ich.
"Aber wenn man voller Wut ist, kann man nichts zum positiven verändern, das muss der Kleine verstehen, stellt sich mir nur die Frage, wie?"
"Naja-", setzte ich an, doch plötzlich wurde die Tür aufgerissen.
"Hilfe! Jiraiya, Tsuki! Kommt schnell!", rief eine klitschnasse Konan.
"Die Jungs haben ein Problem!"
"Wir kommen!", antwortete ich und wir rannten los.
Draußen sah ich Yahiko und Nagato am Boden liegen, zwischen ihnen einen Shinobi.
"Ich hab Jiraiya und Tsuki mitgebracht" berichtete Konan.
Jiriya lief zu Yahiko und half ihm auf.
"Was war denn los?"
"Dieser Ninja, weißt du... das ist einer von denen, die herumstreunen und die Häuser plündern und... er wollte unser essen stehlen. Nagato hat dann...", er sprach nicht weiter.
Ich untersuchte den Ninja, er war ziemlich tot.
Das ist einer aus Iwagakure, aber wie hat Nagato das geschafft?
Ich blickte zu dem Jungen.
Er atmete schwer und starrte mit geweiteten Augen auf den toten Ninja.
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Diese Augen...das ist doch nicht möglich...das, das kann doch nicht sein.
Ich tauschte einen Blick mit Jiraiya, er hatte es auch gesehen.
Es kann nicht sein, aber diese Farbe...und das Muster.
Ja, das ist ohne Zweifel das Rin'negan.
Das stärkste aller visuellen Jutsus.
Konan ging zu Nagato und half ihm auf die Beine.
Ich half Konan, Nagato zu stützen, und wir machten uns mit Jiraiya und Yahiko auf den Weg zurück zur Hütte.
"Jiraiya, kann ich kurz mit dir sprechen?", fragte ich und wir gingen nach draußen.
"Du hast es auch gesehen, nicht wahr?", ergriff er das Wort.
"Ja, er hat das Rin'negan. Wir müssen die drei unterrichten, er muss lernen, es zu kontrollieren."
"Ja, das habe ich mir auch schon gedacht, also...machen wir es.", sagte er entschlossen.
"Ja, machen wir es", murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
"He! Ihr drei! Kommt mal her!", rief ich die Kinder.
"Was ist denn los?", fragte Konan.
"Kommt mit."
Wir machten uns auf den Weg zu einer Art großer Höhle, die uns vor dem Regen schützen würde.
"Na schön, wir haben uns entschlossen, euch Nin-jutsu beizubringen", verkündete der weißhaarige.
"Im Ernst?", fragte Yahiko begeistert.
"Ja, für den Fall, das ihr mal wieder in eine gefährliche Situation geratet, deshalb", erklärte ich.
"Wir werden es euch beibringen, damit ihr euch im Ernstfall selbst verteidigen könnt."
"Das ist ja super cool! Danke!", rief Yahiko aus.
"Und dir möchte ich danken, das du uns vor den Ninja gerettet hast, ich nenn dich nie wieder einen Feigling, ich schwörs. Wenn wir das nächste mal in so einer Situation stecken, dann werde ich dich beschützen", fuhr er an Nagato gewandt fort.
"Ja, vielen Dank. Sehr nett von dir", antwortete dieser leise.
"Ach, ja? Ach, du Angeber, Nagato hat doch viel mehr drauf als du", neckte Konan Yahiko.
"Hä? Selbst wenn, darauf will ich ja auch unbedingt trainieren wie verrückt, damit ich schnell stärker werde", verteidigte dieser sich.
"Na gut, wie wärs wenn wir dann mal anfangen?", warf ich ein.
"Ihr lernt erstmal, wie man Chakra formt", erklärte Jiraiya.
"Alles klar, Sensei!", riefen die drei im Chor.

Am Abend hatte ich es mir auf dem Dach bequem gemacht.
Ich hatte nicht einschlafen können, und der Regen fühlte sich angenehm an, auf meiner Haut.
Yahiko...und Nagato.
Sie sind ein bisschen wie ihr, nicht wahr?
Mein Blick wanderte zum nächtlichen Sternenhimmel.
Hashirama, Madara.
Und vielleicht werden sie auch endlich unseren Traum vom Frieden verwirklichen.
Unter mir ertönte plötzlich Jiraiyas Stimme.
"Na, was bedrückt dich so mein Kleiner? Möchtest du es mit sagen?"
Ich blickte nach unten, dort saß Nagato und der weißhaarige hatte ihm seine Hand auf die Schulter gelegt.
Huch, warm hab ich ihn nicht bemerkt?
"Ja, aber...", setzte der Junge an.
"Geht es um den Ninja?"
"Ja, genau. Als er Yahiko angegriffen hat, bin ich so wütend geworden, wie noch nie. Mein Kopf er ganz leer, ich wusste nicht mehr, was ich tat. Und dann plötzlich, hat er da gelegen.
Ich hab Angst, ich hab meine Kontrolle verloren, ich war wütend, bin irgendwie völlig ausgeflippt und darum bin ich dann auf ihn losgegangen.
Ich hätte das Problem anders lösen müssen..."
"Hör mir zu", unterbrach Jiraiya ihn.
"Ja?"
"Natürlich ist es nicht in Ordnung gewesen, diesen Ninja anzugreifen, aber du darfst nicht vergessen, das du es getan hat, um einem Freund zu helfen. Das ist das wichtigste. Du hast es ja nicht aus reiner Angriffslust getan, aber du hast Recht, man hätte es auch anders lösen können. Trotzdem musst du dich nicht schuldig fühlen, wichtiger ist es, aus dieser Erfahrung zu lernen und das wirst du, da bin ich mir sicher. Wenn du verstehst, was. Schmerz wirklich bedeutet, kannst du in Zukunft behutsamer mit Menschen umgehen, und dieser Lernprozess zeichnet uns Menschen aus."
"Was meinst du? Das verstehe ich nicht", fragte Nagato.
"Man nennt es erwachsen werden, ganz einfach", antwortete Jiraiya mit einem kleinen Grinsen.
"Na schön, aber...ähm...was heißt das denn bitte genau?", hakte der Junge weiter nach.
"Ach weißt du, das wirst du mit der Zeit selbst rausfinden", sagte der weißhaarige jedoch nur.
"Konan und ich haben geheult, weil wir Hunger hatten, und Yahiko hat uns gerettet, er hat Brot gestohlen und es uns gegeben. Ich möchte die beiden um jeden Preis schützen, und es ist mir egal, was ich dafür auf mich nehme nehmen muss, weißt du?"
"Ja, ich weiß", sagte Jiraiya.
"So, nun lass uns aber schlafen gegen, es ist schon spät", fügte er noch hinzu und die beiden gingen wieder ins Haus.
Mein Blick war starr auf den Mond gerichtet, und eine einzelne Träne stahl sich über meine Wange und tropfte auf das Dach.
Ja, ich bin mir sicher.
Dieser Junge wird uns den Frieden bringen...

Schwester einer Legende - Seele ohne Frieden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt