Prolog - Ein Orchester Der Resignation

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Das abgenutzte Profil der alten Reifen rollte über den, von Kies bedeckten Parkplatz und quetschte die einzelnen Steine aneinander. Mit einem Schlüsselklimpern verstummte das Brummen des gewaltigen Motors, ehe sich wenige Sekunden später die Beifahrertür öffnete. Eine Dame hob ihr Handtasche auf ihren Schoss und stieg vorsichtig aus dem silbernen Golf aus. »Hast du mein Portmonee gesehen?« fragte die Frau, welche kurz danach die Tür zu knallte. Ihr Freund, der mittlerweile auch ausgestiegen war, reichte ihr die beigefarbene Geldbörse, ließ den Autoschlüssel in seiner Hosentasche verschwinden und lief ein paar Meter vor ihr zu der heruntergekommen Haustür des verwucherten Hauses. Ein schriller Ton erklang, als der junge Mann die Klingel mit dem durchgestrichenen Namen betätigte. Die Dame warf einen bedenklichen Blick auf den Vorgarten. Unkraut erstreckte sich in Meter Höhe, die Hecken wuchsen in alle möglichen Richtungen, während der Zaun verfault immer mehr in sich zusammen fiel. Das Klacken vieler Schlösser riss die Frau aus ihren Gedanken und sie strich sich mit der Handfläche eine Strähne aus dem Gesicht. Der Inhaber des Hauses riss die Tür, welche von einer Kette gesichert worden war, einen Spalt auf und musterte mit den dunklen Augen die beiden unbekannten. »Wer sind Sie?« fragte er mit einer festen, tiefen Stimme, begleitet von einem ausländischen Akzent. »Ähm, Guten Tag. Maibaum mein Name. Wir hatten telefoniert, wegen der Katze.« meldete sich der Mann zu Wort. Der unbekannte Herr, welcher sich in der Dunkelheit des kleinen Hauses versteckte, zog eine Augenbraue weit nach oben, ehe er die Tür zuschlug, die Kette entsicherte und die Klinke erneut runter drückte. »Kommen Sie, kommen Sie...« murmelte er vor sich hin, drehte sich um und ließ die Besucher von selber das Haus betreten. Die Dame war so frei und schloss die Tür hinter sich, wobei sie das seichte Licht, welches durch den Eingang schien, löschte. Vollkommene Dunkelheit umgab das Pärchen, während der Mann sich an der Wand entlang tastete. »Hier, Katze ist hier.« krächzte der seltsame Mann vom anderen Ende des Hauses. Das Pärchen schritt langsam über den Beton Boden, wobei ihre Absätze beim aufkommen nach hallten. Das elendige Kratzen viel zu langer Krallen durchbrach die Stille, als die junge Frau die Taschenlampe ihres Handys anschaltete. Das grelle Licht spiegelte sich in den verzweifelten Augen, welche hinter den vielen, endlosen Gittern wie Blitze hervorstachen. Desperates Miauen, tristes Fauchen und hoffnungsloses Wimmern bildete gemeinsam mit dem Schrappen der Krallen ein Orchester der Resignation. Der lange Flur der Qualen endete in einem Raum, indem eine kleine Laterne brannte. Ein kurzes Klappern eines Schlosses, gefolgt von einem verängstigem und besorgten aufjaulen füllte das Gehör aller anwesenden, als der Inhaber dieser Katzenvermehrung der Kätzin ihr Junges entriss. »Katze noch sehr jung seien.« erklärte der Mann mit seinem gebrochenen Deutsch. »Sie nicht werden essen Katzenfutter.« in seinen verdreckten Händen umklammerte der Mann ein winziges Wesen. Die Augen noch verschlossen und das Fell verklebt, zappelte es wimmernd umher. »Schatz, guck mal wie süß es ist!« flüsterte die Dame mit einer enthusiastischen Stimme ihrem Freund zu. Die Kätzin, welche kraftlos mit den Krallen in Gitter hing, sah besorgt ihrem Junge nach. »Ich nehmen nur Bar Zahlung.« krächzte er, während er das Katzenkind unsanft auf dem dreckigen Holztisch ablegte. Die Dame blickte mit einem schwärmenden Blick auf des wenige Wochen, wahrscheinlich wenige Tage alte, Junge herab. Durch ihre Verniedlichung des ganzen, vergaß sie völlig, wie sehr dieses elendige Wesen seine Mutter brauchte. Nach dem der alte Mann mit den dunklen Haaren, in ein paar unwichtigen Zetteln, Belegen, Rechnungen und Mahnungen gekramt hatte, wendete er sich wieder dem Paar zu, wobei der Kunde ihm das Geld für den viel zu überteuerten Kater in die Hand drückte. »Maus, du kannst ihn in meine Handtasche tun. Wird er schon aushalten, bis wir wieder Zuhause sind.« sprach die blonde Frau und schaute ihrem Freund mit einem verliebten Blick in die Augen. Er nickte dagegen nur und tat was sie ihm sagte. Mit kurzem Abschieds Gruß, torkelte sie auf ihren hohen hacken zurück durch den Flur, wobei ihr die ganzen hungernden, mageren und kranken Katzen nun Egal waren. Der Verkäufer war froh, diese Katze nun los zu sein, da er schon genug Viecher am Hals hatte, die ihm Probleme machten. Das billig Katzenfutter vom Supermarkt neben an, raschelte in dem kaputten und verklebten Futterschalen, während der Mann diese in die Käfige schleuderte. Hungrig wie sie waren, stürzten sich die armen Wesen auf das getrockneten, stinkende Futter und zwangen sich zum schlucken. Das Pärchen hingegen bekam von all dem nichts mehr mit, da diese bereits wieder den Weg nach draußen gefunden hatten und die Dame ihrem Freund um den Hals fiel. »Danke, Danke, Danke!« rief sie ihm zu und drückte ihre Lippen auf seine. »Gern Geschehen, Schatz. Ich weiß wie sehr du dir eine Katze gewünscht hast.« antwortete er und kramte nach dem Autoschlüssel. »Los, fahren wir Nachhause. Ich bin gespannt was Samuel von seinem neuen Zuhause hält.« gab sie von sich, während sie über den Kies zum Beifahrersitz taumelte. Der Herr stieg ebenfalls ein, drehte ein paar mal den Schlüssel herum und ließ den Motor vor sich hin dampfen. Nach einem gekonnten Ausparkmanöver, befand sich der silberne VW wieder auf dem glatten Asphalt und ließ die Reifen über den Weg in der Allee gleiten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 18, 2015 ⏰

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