Unknown User

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KAPITEL 2

Mariella:

Ich schloss die Tür hinter mir und warf den Hausschlüssel auf die Kommode unseres Flurs. Als der Schlüsselbund meine Hand verlies, verschwand in dem Moment auch die Anspannung und das Adrenalin, das bis vor kurzem meinen ganzen Körper besetzte. Erst in diesem Augenblick erkannte ich, was geschehen war. Es wirkte dennoch so surreal. Wie konnte es möglich sein, dass ich genau den Tag gewählt hatte um die Spindkabine einer Schülerin zu beschmieren, an dem auch Christian Collins beschlossen hatte seine anscheinend ungewollte Freundin zu betrügen? Und das mit Mackenzie! Mir fielen 50 gründe ein, wieso er sich ein anderes Mädchen hätte aussuchen sollen. Doch wahrscheinlich gab es gar keine anderen Mädchen mehr, da er sie sowieso schon alle durchgenommen hatte. Dass er so handelte war durchaus berechenbar, aber Mackenzie? Die Mackenzie, die immer jedem etwas zu Essen anbot und die sich dafür entschuldigte, wenn sie angerempelt wurde. Das wollte in meinem Kopf einfach keinen Sinn ergeben. Ich schlich in der Dunkelheit die Treppe hoch und versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen, als plötzlich mein Handy zu klingen begann und ich tief stöhnte. Es gab nur eine Person auf der ganzen Welt, die so dreist war mich bewusst um diese Uhrzeit anzuschreiben.

Nisha: Na wie ist der Einbruch gelaufen? Du wolltest mir doch direkt danach Bescheid sagen! Oder wurdest du etwa erwischt?

Mariella: Nein Ni, ich wurde nicht erwischt. Es ist sogar irgendwie noch besser gelaufen als erwartet. Du wirst bestimmt echt stolz sein. Ich erzähl dir morgen davon ja? Es passt jetzt gerade nur nicht, ich bin zu müde.

Nisha: Wie es ist besser gelaufen? Und wieso sollte ich denn stolz sein? Mann Marella ich kann doch nicht bis morgen früh warten! Erzähl es mir jetzt!

Mariella: Bis morgen Nisha, Nachtii.

Nisha: Wag es ja nicht!

Doch es war schon zu spät. Gerade als ich mein Handy sperren wollte, fiel mir auf, dass sich das Profilbild einer meiner Kontakte geändert hatte. Na ja, es war nicht irgendein Kontakt, es war mein Noname Kontakt. Ich besaß nämlich seit ungefähr vier bis fünf Monaten diese unbekannte Nummer und wusste nicht woher. Es ergab keinen Sinn, aber ich wollte sie trotzdem nicht löschen, falls ich die Nummer doch kennen sollte und möglicherweise nur vergessen hatte sie zu benennen. Und immer wenn sich der Status oder das Profilbild des Kontaktes änderte, konnte ich ein wenig mehr über den Unbekannten erfahren. Mittlerweile wusste ich, dass es sich um einen männlichen Jugendlichen handeln musste mit einem Fabel für Sportwagen und Skating. Jetzt da ich auf das neue Bild des Unbekannten schaute, erfuhr ich wieder etwas Neues über ihn: Er ging auf meine Schule. Nicht nur das, er gehörte sogar zu den Seniors! Denn auf dem Bild war das Senior-Fussballteam der Hawking abgebildet. Dreizehn lächelnde Jungs, die die Arme umeinander schlangen und stolz in die Kamera blickten. Und anscheinend spielte er Fußball. Ich versuchte mich konzentriert an die Namen der verschiedenen Spieler zu erinnern, aber mir fiel keiner ein. Ich kannte niemanden von denen. Bestimmt wusste Nisha mehr. Sie kannte die Namen von jeder nennenswerten Person unserer Schule. Ein großer Vorteil, wenn man sich nicht einmal an die Namen einiger entfernter Familienlienmitglieder erinnern konnte. Doch ich konnte ihn auch einfach fragen, schließlich musste ich ihm irgendwann eine Nachricht schreiben um zu erfahren, wie ich denn überhaupt an seine Nummer geraten war. Also drückte ich ohne weiter darüber nachzudenken auf den Bildschirm und formte die Nachricht.

Mariella: Hey, ich will dich jetzt nicht belästigen, weil es eigentlich ziemlich spät ist und du wahrscheinlich schläfst, aber ich wollte dich fragen, ob wir uns kennen.

Ich überlegte kurz und schickte direkt dahinter noch eine Nachricht.

Mariella: Weil seit Monaten irgendwie deine Nummer auf meinem Handy ist und ich nicht weiß warum.

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