Der erste Plan

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Kapitel 6

Mariella:

Christian: Mir ist mein  gutaussehendes Erscheinungsbild durchaus bewusst, das ist doch wohl jedem, ich meine: Sieh mich an. Dass Mädchen mich anbeten, ist nichts neues, Kleine, aber ab wann der schönere Teil unseres Deals für dich beginnt, entscheide leider immer noch ich. Xx

Wie viel peinlicher, konnte es für mich eigentlich jetzt noch werden? Und wie arrogant musste man bitte sein, um mit Christian Collins, in dieser Kategorie zumindest gleich auf zu sein? Also für mich war der Kerl echt nah dran am Superlativ und dass nicht nur in Bereichen wie Arroganz, Rumpöbeln und Rauchen. Collins war kein Kind von schlechten Eltern, im Gegenteil, seine Eltern schienen von außen, beziehungsweise wenn man auf die Klassenausflüge in der 5. und den Tag an dem sein Vater ihn im Büro des Direktors abholen musste, weil er auf der Toilette beim Kiffen erwischt worden war, zurückblickte, echt bodenständig zu sein. Seine Schwester Faye Collins übrigens auch. Sie ist Cheerleader-Kapitän und trägt in unserer Schule nicht umsonst den Spitznamen „Sweetheart". Sie sieht einfach echt niedlich aus. Ihre natürlich blonden Haare, ihre meist rosafarbenen Kleidungsstücke und ihr fettes Lächeln, was sie grundsätzlich immer auf ihrem Gesicht trägt. Manchmal fragte ich mich sogar, ob Faye dieses Lächeln jemals abgelegt hatte.

Jetzt überlegte ich schon seit geschlagenen 10 Minuten, was ich Christian antworten sollte. Nisha hatte sich mit den Worten „Lass uns doch noch eine Folge Desperate Housewives gucken" schön herausgeredet, und war mittlerweile nur noch ansprechbar, wenn ich sie fragte, ob ich die Popcornschüssel auffüllen sollte.
„Du, Ni. Ich schreib jetzt einfach irgendwas." Sie reagierte nicht. „Ni!" Langsam, aber beschwerlich bewegte sich Nishas Kopf in meine Richtung. Sie sah aus wie ein Faultier, was gerade widerwillig gezwungen worden war, den Ast zu wechseln. „Hm?" Ich verdrehte die Augen und funkelte sie an. „Ich schreibe jetzt einfach was." Von meinem „Gesprächspartner" bekam ich im Gegenzug nur ein leises grummeln, was sich für mich verdächtig nach „Hast du das nicht eben schon gesagt?" anhörte. Ich beschloss, mein Gerede nun endlich in die Tat umzusetzen und es aufzugeben, meine beste Freundin davon zu überzeugen, dass mein Leben, doch eigentlich viel spannender war, als dass von ein paar Frauen, die in einer Straße lebten in der täglich circa 5 Leute umgebracht wurden.

Mariella: Ich denke das sollte ich akzeptieren...

Christian: Ja solltest du. Also, ich entscheide, dass wir morgen damit anfangen. Ich habe einen Plan. Erzähl' ich dir morgen. Sei pünktlich!

Mariella: ...?

Christian: Morgen um viertel vor 8 an der Turnhalle mein' ich.

Mariella: Jetzt macht's Sinn.

Ich konnte es mir nicht verkneifen. Dieser Spruch lag mir einfach auf der Zunge, beziehungsweise es kribbelte mir in den Fingern.

Mariella: Echt? Die Turnhalle als Treffpunkt, wird das nicht langsam langweilig?

Christian: Übermut tut selten gut, Shawty.

Ich entschloss mich, die ganze Nachrichtensache jetzt auf sich zu beruhen lassen und startete einen neuen Versuch, Nisha aus ihrer Traumwelt, in der sie als Eva Longoria durch eine Vorstadt joggte, zu holen. „Hast du eigentlich von der geplanten Magic Mike Fortsetzung gehört?" Ziel erreicht. Ich hatte einfach den Riecher für ihre Schwachstellen. Sie sprang auf und warf dabei fast die Popcornschale um, die ich gerade noch, dank meiner super Ninjareflexe, mit meinem Fuß zum stehen bringen konnte. „Wie geil ist das denn?" „Man Nisha, das war ein Scherz. Merkst du nicht, dass du seit ner guten Stunde nur noch körperlich anwesend bist?" Sie sah ein wenig trotzig aus, während ich das sagte. „Das sagt die richtige, ich habe wenigstens nicht die ganze Zeit mit meinem Handy rumgespielt, während wir uns zum DVD gucken verabredet haben" „Nisha, darf ich dich daran erinnern, dass du, Christian fucking Collins eine Nachricht über mein Handy geschickt hast, in der du das Wort Hottie, warte ich buchstabiere es dir noch mal H,o,t,t,i,e, als Begrüßungsfloskel gewählt hast? Ist doch klar das ich dann ausraste, wenn er antwortet." Anscheinend begann Nisha endlich zu schalten und ihr Gesichtsausdruck änderte sich von leicht genervt, zu schuldbewusst.

„Krass! Er will sich mit dir treffen? Vor der Turnhalle? Oh man, Ella. Das ist ein Date!" „Bist du komplett verrückt geworden? Er will mit mir besprechen, wie wir weiter vorgehen, was nur zu meinem Vorteil ist, denn falls es dir noch nicht aufgefallen ist, bin ich jetzt weder Member bei realrumors, noch habe ich einen Cent dazu verdient, den ich in meine Kollektion stecken könnte." „Na ja, du hast gerade selbst gesagt, das ist Christian fucking Collins. An deiner Stelle würde ich da echt vorsichtig sein! Schon wenn ich seinen Namen höre stellen sich mir alle Nackenhaare auf." Ich musste lachen. „Das liegt natürlich nicht daran, dass dein Bruder versucht mit ihm befreundet zu sein." Sie schaute mich gespielt wütend an „Natürlich nicht Iella!", und ich muss zugeben, dass ich echt froh war, dass das an diesem Abend, dass letzte Gespräch über Collins war.

Der nächste Tag begann, wie bereits der Montag damit, dass ich keine Ahnung hatte, was ich anziehen sollte. Das Gute daran war, dass ich bei Nisha übernachtet hatte, die mir, wie immer wenn ich bei ihr schlief, ihre Klamotten, die mir von der Größe her echt gut passten, auslieh. Andersherum galt natürlich dasselbe. Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass uns Gerechtigkeit in unserer Freundschaft echt wichtig ist? Nein? Okay, dann gab es dafür vielleicht andere Zeichen.
Der Weg zur Schule in Nishas Auto, war wie immer mehr Qual als Wahl. Ich weiß echt nicht wie Nisha das hinkriegte, aber in diesem Auto roch es permanent nach Nagellackentferner. Als ob irgendein mysteriöses Wesen, wie das Sandmännchen, jede Nacht etwas von dem gehypten Aceton freien Remover von Mac auf die Amaturen träufelt.

Als ich um 7:30 Uhr zum ersten Mal an diesem auffällig sonnigen Januarmorgen auf die Uhr sah, stieg in mir die Aufregung auf das Treffen mit Christian. Es ging nur um die Besprechung des Planes, dessen war ich mir bewusst. Trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen, wenn ich an ein erneutes Zusammentreffen mit Christian dachte. Unsere ersten Konversationen, spiegelten nämlich ein Verhalten meinerseits wieder, was eigentlich gar nicht meinem Charakter entsprach. Eigentlich war ich gar nicht vorlaut oder selbstbewusst. Ich würde sagen, vor Leuten, die ich kannte, war ich eher eine gesunde Mischung. Bei Christian allerdings, würde ich diese ganze Sache nochmal anders deuten. Einmal, weil ich ihn kaum kannte, außer aus den Schlagzeilen von RR und dem, was man halt so herumerzählte und weil ich natürlich etwas gegen ihn in der Hand hatte, wodurch ich mir selbst einen echt ganz guten Vorteil zugespielt hatte.

„Da bist du ja endlich! Hast du zu lange vor dem Spiegel gestanden und dein äußeres bedauert?" „Okay, Collins. Sag einfach was du vor hast, egal was, ich bin dabei!" "Verzweifelt?" Er fing an zu grinsen und räusperte sich theatralisch. „Wir brechen ins Schwimmbad ein." Meine Augen weiteten sich und ich korrigierte meinen eben ausgesprochenen Satz etwas, "Egal, ich bin dabei, außer wir brechen ins Schwimmbad ein." „Shawty, hab dich nicht so. Gestern warst du noch so frech und heute wieder auf Vorzeigeschülerin? Mariella, Mariella, ich glaube man muss dir noch beibringen, wie man sich vor Leuten präsentiert, die weitaus mehr drauf haben als man selbst. Meine Devise ist, sei schlau, stell dich dumm." „Echt? Ich hätte es von dir eigentlich genau andersherum erwartet!" Ein fieses Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, während er mir brüderlich auf die Schulter klopfte. „Siehst du, so ist es viel besser. Also? Bist du dabei?" Ich überlegte und kam zu dem Entschluss, dass ich gar keine andere Wahl hatte, als seinem Plan zuzustimmen. Wenn ich einen Rückzieher machen würde, würde er das nur ausnutzen um mir zu sagen, dass ich Pech hatte, wenn ich seine Hilfe nicht annahm. „Wieso überhaupt ins Schwimmbad einbrechen? Wo ist denn da die gute Story hinter?" Er druckste ein wenig herum, was ich von ihm gar nicht erwartet hätte. „Wir haben das schon oft gemacht, Mick, Endrit und ich. Ist ganz cool, ganz allein da rumzuhängen. Das Denken anscheinend nicht nur wir. Du glaubst nicht, was wir da schon alles gesehen haben. Kennst du noch Mr. Givern?" „Dieser Mathereferendar?  Ja, wieso?" „Er und Lucy Riverspoon?" Ihr müsst wissen, dass ich nicht das schnellste Auffassungsvermögen besaß, und dementsprechend auch nicht direkt kapierte, was Christian mir hier eigentlich sagen wollte. „Könntest du nicht einfach mal auf den Punkt kommen? Der Unterricht fängt gleich an!" „Da ist sie wieder, die kleine Vorzeigeschülerin. Ich rede von Sex, Mariella! In allen möglichen Formen! Allen möglichen." Mir klappte der Mund auf und zum Glück auch wieder zu. Christian Collins war bekannt für sein Mundwerk und mir war auch klar, dass er mit Themen wie Sex offen umging, trotzdem war es seltsam. „Also, da keine Einwände folgen, nehme ich an, du bist dabei. Heute Abend um 23 Uhr vor dem Schwimmbad." Solangsam, erlaubte es mir mein Verstand wieder, die richtige Antwort auf seine Aussage zu formulieren und ich entgegnete ihm: „Super, aber ich komme nicht allein." „Klasse, bring die brünette Freundin mit. Endrit freut sich schon." Wie? Endrit? Und woher wusste er von Nisha? Was wird das nur wieder für eine Nacht?

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