Die nächsten Tage und Wochen verliefen eigentlich ganz normal, also bis auf das ständige Flüstern um mich herum, dass ganz und gar nicht normal war. Aber von Anfang an lernte ich es zu akzeptieren. Außerdem war es schön, jemanden um sich herum zu haben. Jaqueline war wirklich jemand ganz Besonderes, in vielerlei Hinsicht war sie so wie Damien. Sie hätte ihm bestimmt gefallen. Hätte.
Jake benahm sich in den letzten Tagen auch sehr seltsam. Er redete kaum, sonst war er es ja immer gewesen, der die ganze.Zeit die Familie unterhalten hatte. Auch in der Schule stand er meist allein herum. Er wurde ausgeschlossen, genau wie ich. Bloß das ich Jaqueline hatte. Sie half mir sehr.
Eines normalen Tages wartete ich an den Spinden auf Jaqueline. Doch sie kam nicht. Sonst rief sie doch auch immer an, wenn sie krank war. Mit den Schultern zuckend, öffnete ich meinen Spind.
Was ich sah, lässt sich eigentlich nicht mit Worten ausdrücken. Es war das Grauenvollste,was ich je, jemals in meinem Leben gesehen hatte. In meinem Spind war alles voller Blut und etwas, das aussah wie ein Gehirn. In die eine Ecke war ein Zettel angepinnt, auf dem stand: "Du hast es ja nicht anders gewollt; wir wissen von deinen Taten. Du wirst Jaqueline NIE wieder sehen!"
Ich setzte mich auf den Boden und fing heftig an zu weinen. Was wollen die eigentlich alle von mir, warum? Was für Taten? Kann ich nicht einfach mal ein schönes Leben haben? Die Zeit mit Jaqueline war wirklich geradezu schön gewesen. Doch das sollte anscheinend nicht sein. Nie wieder... Wie kann man so etwas Grausames einem Menschen antun. Es ist schrecklich, da man weiß wie sehr Jaqueline leiden musste.
Was sollte ich denn jetzt tun?
Die nächsten Stunden verbrachte ich auf dem Mädchenklo. Ich wusste zwar, dass ich nichts damit zum GUTEN - verdammt, ich dachte noch an das Gute - wenden konnte, doch ich konnte einfach nicht damit klarkommen, dass man
so herzlos und brutal mit unschuldigen Menschen umging. Außerdem wusste ich nicht was ich tun sollte - die Polizei rufen und damit vielleicht noch andere mit reinziehen und vielleicht es noch schlimmer machen? - oder nichts sagen? - Das geht doch nicht! Ich wusste es nicht.Ich entschied mich dazu, zur Polizei zu gehen.
Was, aus jetziger Perspektive, ein riesiger Fehler war. Ein Fehler, durch den das Ganze erst richtig anfing.
Da saß ich also auf der Polizeiwache und versuchte denen zu erklären, was passiert war. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Polizisten mir gar nicht richtig zuhörten. Und außerdem sahen die mich die ganze Zeit argwöhnisch an, sowie als wäre das, was ich denen gerade erzählte, mein Werk gewesen.
Als ich auf der Wache angekommen war, da hatten die beiden Polizisten, die mich dann "betreuten" schon vorher, wie alle aus der Schule, meinen Namen gewusst. Es war wie, als würden mich alle schon vorher kennen und für etwas verurteilen, was ich selbst nicht wusste.
Ich hatte ja schon vor einer ganzen Weile angefangen, selbst an mir zu zweifeln. Ich war jeden Abend; oder Nein, eigentlich fast immer meine Fehler und Macken, meine guten und schlechten Seiten durchgegangen.
Etwas was mich zum Beispiel an mir störte war das Schlafwandeln, meine Eltern hatten das schon früher mitgekriegt, dass ich nachts einen Streifzug durch unser Haus machte. Als kleines Kind hatte ich sogar versucht beim Schlafwandeln aus dem Fenster zu steigen, zum Glück hatte Jake mich noch gerettet.
Doch so schlechte Seiten ich auch hatte, ich konnte einfach nicht verstehen, wie und warum alle hier so voreingenommen von mir waren. Ich verstand es einfach nicht. Noch nicht.
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Aurora's Sünden
Mystery / ThrillerAurora hat Angst, seit sie an ihre neue Schule geht. Sie fühlt sich permanent verfolgt, beobachtet und irgendwie hat jeder etwas gegen sie. Aurora weiß, dass sie das nicht mehr lange durchhalten wird. Hat das alles mit ihrer Vergangenheit zu tun?