Als ich am Sonntagmorgen aufwachte, schien die Sonne durch das Fenster und alles war gut.
Im ersten Moment.
Im ersten Moment war nichts real.
Im allerersten Moment hatte ich die letzten Wochen und Monate vergessen.
Mit einem Mal prasselten Erinnerungen auf mich ein, eher Bilder. Erinnerungen, die ich nicht haben konnte. Ich sah Menschen mit Klamotten, die aussahen als wären sie aus späten 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Was soll das? Da war ich doch gerade erst geboren worden...
Die Menschen in meinen "Erinnerungen" sahen aus, als ob sie Angst hätten, große Angst! Die Münder weit aufgerissen, die Augen riesengroß. Sie starrten etwas an, was ich nicht...sehen konnte. Sie alle waren blutverschmiert und abartig zugerichtet.
Gefesselt.Was war das denn nun schon wieder? Ich wollte einfach meine verdammte Ruhe haben. Vor dieser Welt. Ich meine, mein Bruder war soeben gestorben! Vor nichtmal einer Woche. Grausam ermordet. Wer tut sowas. Wertutsowas. WER TUT SOWAS!! Ich könnte mir keinen logischen Grund vorstellen, auch nur IRGENDJEMANDEN zu töten.
Außer aus Rache
Wer musste mich denn jetzt noch unbedingt mit solchen Bildern oder Erinnerungen oder... quälen? Die Bilder in meinem beschissenen Kopf gingen einfach nicht weg. Ich hatte Angst, dass niemals etwas weggehen würde.
...
Als ich am Montagmorgen in die Schule gehen wollte, packte mich plötzlich jemand von hinten am Ärmel. Wie ich feststellte, war es einer von Ernest's Gangsterkumpels. So wie ich ihn einschätzte, war er ein dummer, aggressiver Mitläufer ohne Stil. Einer ohne eigenen Kopf. Er war einer von denen gewesen, der mich die letzten Wochen so schikaniert und blamiert hatte. Einer, der Spaß an Gewalt hat. Widerlich, wirklich.
Er riss mich herum und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Ich musste laut aufstöhnen und erste Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. Er schlug nochmal zu. Und nochmal. Dann schrie er, kaum verständlich:"Du hast ihn umgebracht, du hast ihn, scheiße verdammt,einfach umgebracht. Er...er hatte hier die Fäden in der Hand und alle Leute. Du wirst dich verpissen müssen, wenn du überleben willst. Niemand tötet von einem eingeschworenen Rudel Wölfe den Anführer. Niemand, der leben will, stört die Gangs."
Mit den Worten packte er mich an meinen Haaren und schleuderte mich mit grobem Hass gegen die nächste Hauswand.
Ich war wie gelähmt, ohne jegliche Reflexe. Er kam näher Und flüsterte mir noch leise in mein Ohr:"Obwohl... zum Verpissen wird es bei dir nicht mehr kommen..."
Und so blieb ich liegen.
Und versuchte mit allen Mitteln, ohnmächtig zu werden, um aus dieser abscheulichen Welt zu fliehen.Am besten nie wieder kommen. Aufgeben. Für immer?
Doch das Schicksal wollte es, dass ich länger auf dieser Erde verweilte, als ich eigentlich wollte.
Das ist jetzt der Moment, wo ich denken müsste: "WTF" .
Seit wann glaubst du denn an Schicksal? Gerade du?Stattdessen blieb ich einfach an dieser verdreckt-weißen Hauswand liegen und wurde nicht ohnmächtig.
Sondern dachte -wie immer- nach.
Bis mir der Gedanke kam:
Was zur Hölle willst du jetzt eigentlich machen? Ich mein' ja nur, du wirSt des Mordes verdächtigt. Du wirst Sterben. Sowieso. Oder? Die werden dich finden. Ganz bestimmt. Also, was zur Hölle willst du jetzt machen?Verdammt.
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Aurora's Sünden
Mystery / ThrillerAurora hat Angst, seit sie an ihre neue Schule geht. Sie fühlt sich permanent verfolgt, beobachtet und irgendwie hat jeder etwas gegen sie. Aurora weiß, dass sie das nicht mehr lange durchhalten wird. Hat das alles mit ihrer Vergangenheit zu tun?