Kapitel 5-SAMSTAGNACHT

12 2 2
                                    

Sie fanden ihn in seinem Auto. Sein ganzer Körper war blutverschmiert und man hatte ihm bestialische Drohungen in seine Haut geritzt. Seine Augen waren weit geöffnet und sahen aus, als hätten sie etwas gesehen, was absolut nicht menschlich war. Die Unterlippe war durchgebissen, vor Angst wahrscheinlich und eines der Ohren war abgerissen. Es fehlten Strähnen in seinem Haar, ausgerissen neben ihm liegend. Ich fragte mich, wie man nur so grausam sein konnte. Der, der diesen Mord begangen hatte, war mit einer abartigen Präzision vorgegangen und es sah so aus, als wäre all das schon lange geplant. Mum hockte davor und schrie. Sie hatte sich nicht mehr im Griff, 5 Tage saß sie in Jakes Auto und schrie sich den Rest ihrer Seele aus dem Leib. Sie war völlig ausgerastet und hatte sich geschworen, herauszufinden wer es gewesen war. Ich konnte es einfach nicht glauben, was mit meinem Leben passiert war...

Und Dad...war verschwunden. Er hatte nach der Nachricht seine Sachen gepackt und war einfach gegangen. "Auf ewig", hatte er gesagt. Ich konnte ihn fast verstehen, dass er zurück zu seinen Eltern nach Massachusetts wollte. Hätten wir weggekonnt, wären wir auch gegangen, aber Mum war zu fertig, um von hier wegzufahren.
Sie hatte ja jetzt außer mir niemanden mehr. Wären die Umstände nicht so schlecht, wäre ich schon längst wie Dad hier abgehauen. Mum wusste genau, dass ich sie nicht im Stich lassen würde.

Ich habe außerdem das richtig schlechte Gefühl, dass man mich hier nicht mehr weglassen wird.

Schon 6 Tage nach Jakes Tod ging ich wieder in die Schule; nachdem ich Mum aus dem Auto herausbekommen und ins Bett verfrachtet hatte. Es war Freitag. Mir war schlecht. Und
diese Blicke...

Als ich nach Hause kam, war ich vollkommen fertig, sie hatten mich derb beschimpft, angespuckt und mir Mülleimer übergeworfen und das in meinen Augen ohne Grund. Auch die Lehrer wussten davon, doch sie ignorierten es einfach, übersahen es... genau wie diese Polizisten es getan hatten, als ich mit der Aussage über Jaquelines Tod zu ihnen gekommen war.

Bei Jakes Tod war es ähnlich seltsam gewesen, die Polizisten waren da gewesen, hatten das Auto abgesichert, nach Spuren gesehen- versucht, meine Mum aus dem Auto herauszubekommen und man glaubt es eigentlich nicht, da sind Kräfte aus ihr herausgekommen.... , sie hat sich gewehrt und geschrien, sodass die recht schnell aufgegeben haben-
sie sind allgemein sehr schnell wieder gegangen, so als wüssten sie sowieso schon, wer der Täter war.

Die Nacht zum Samstag wurde unser Haus mit Eiern beworfen und mit Drohungen besprüht. Mum hatte nichts dazu gelernt und rief wieder die Polizei.
Doch natürlich liefen deren Untersuchungen wieder genauso ab wie bei dem letzten Mal...

SAMSTAGNACHT
Um 11 Uhr abends stieg sie aus ihrem Bett. Monoton zog sie sich ihre Klamotten an. Ein dunkelrotes Abendkleid, dazu Turnschuhe und einen Mantel. Sie ging in die Küche, nahm sich aus einer Schublade ein Küchenmesser und lief auf die Veranda. Mit einem Ruck rannte sie so schnell es mit einem Abendkleid eben ging - los. Sie rannte durch die Straßen, sie wusste wohin sie musste, sie wusste es und sogleich auch nicht.

Dann war sie da. Sie wusste, was sie zutun hatte und sogleich auch nicht. Sie lief mit sicheren Schritten über den Rasen des Vorgartens dieses Hauses. Wo sie noch nie gewesen war. Sie zog sich am Fensterbrett hoch, jetzt war Sie gleich da. Er sollte rennen...Mit einem katzenhaftem Satz war Sie drin... Sie stand da und beobachtete. Sie leckte sich über die Lippen und sprach leise..."Hallo Ernest! Schön, das ich dich wecken darf"
Man konnte noch Ernests erstickten Schrei hören.

**************************
Und Ernest war tot.

--------------------------
Wisst ihr noch, wer Ernest war?

Aurora's SündenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt