Die beiden Geschwister führten mich in den Wald und begannen schon bald zu rennen. Dieser Körper war ziemlich ungewohnt für mich und so war es kein großes Wunder, dass ich beim ersten Baumstamm, über den die Geschwister mit Leichtigkeit gesprungen waren, hingen blieb und auf die Nase flog. Liara lachte erneut, sprang zwei mal um mich herum und lief dann weiter. Nun, als auch ich die Pantherform angenommen hatte, redete ich mit den beiden wie sonst auch. Nur, dass wir natürlich nicht die Münder öffneten und Worte formten. Wir kommunizierten miteinander in Gedanken, wie Liara es vorhin mit mir gemacht hatte. Yen hatte mir erklärt, dass wir uns beeilen mussten um nicht angegriffen zu werden. Eine jede Gruppe hatte nur begrenzt Zeit, um ihre Neulinge abzuholen, denn die Stelle, an der wir gefunden wurden - genannt Auffangstation - befand sich im Territorium der Wölfe. Sie waren derzeit das stärkste Rudel, deshalb waren sie auch als erstes da gewesen, als sie Seffen geholt hatten. Die Rangliste war auch einfach. So wie die einzelnen "Abgesandten" gekommen war bis zu Yen und Liara, dass waren die ersten neun. Erst die Wölfe, dann die Tiger, die Füchse, Löwen, Falken, Dachse, dann das gemischte Rudel der Geparden und Leoparden, danach die Pumas, dann wir Panther, nach uns kamen Bären, dann die Luchse und auf den beiden letzten Plätzen die Katzen und die Hunde. Nach dieser Rangfolge waren auch die Größen der Territorien aufgeteilt, oder eher gesichert worden. Auf meine Frage hin, wieso denn die Füchse das dritt stärkste Rudel waren, wo sie doch so viel kleiner waren als wir Raubkatzen, antwortete Liara mir, dass sie sehr viele seien und für ihre strategische Überlegenheit bekannt wären. Ich kam außer Atem und bemühte mich einfach zu folgen.
Als wir im "Lager" ankamen, hatte ich inzwischen erfahren, dass wir hier hauptsächlich in unseren Fellen - so wurden die Tiergestalten genannt - herum liefen. Manchmal, nur manchmal wenn wir die Erlaubnis bekämen, einkaufen zu gehen, dürften wir den Wald verlassen, müssten aber als Menschen auftreten. Aber da das einen Frischling wie mich ja nicht zu interessieren brauchte, wie Liara mir höflicherweise erklärte, zeigte sie mir erstmal das Lager.
Es bestand aus einer kleinen Lichtung und einem kleinen Gebiet im Wald, wo es auch eine Höhle gab. Die Höhle wurde als Schlafplatz für eigentlich uns alle genutzt, nur wenn es Streit gab, jemand alleine sein wollte oder ein Pärchen Zeit für sich brauchte schliefen sie im Wald unter großen ausladenden Bäumen oder in kleinen Kuhlen zwischen den Wurzeln. In der Nähe gab es einen kleinen Bach, an dem es ein kleines Steinplateau gab, wo man sich zum trinken hin kauern konnte. Yen erklärte mir, dass wir alle unser eigenes Essen jagte und nicht wie manch andere teilten, doch wir dürfen nicht zum Spaß jagen, da es so dazu kommen könnte, dass wir nicht mehr genug andere Tiere im Wald hätten. "Komm mit." "Was?", ich sah Yen fragend an. "Ich zeig dir wie man jagt. Für gewöhnlich jagen wir allein, aber du musst es noch lernen, deswegen jage ich mit dir." Überrascht sah ich ihn an. "Oh, ähm, danke." Er ging langsam los, nickte ein paar anderen zu und begab sich zielsicher zu einem Ausgang des Lagers. "Yen?" Ich sah mich verwirrt um. "Ja?" "Woran erkennt man - wenn wir unsere Felle.... anhaben?" "Wenn wir unsere Felle tragen." "Ja, wenn wir unsere Felle tragen, wer wer ist? Ich meine, woher weiß ich, dass ich mit dir rede und nicht mit Liara, oder sonst jemandem?" "Das merkst du nach ein paar Tagen. Wir haben alle verschiedene Merkmale. Ich habe beispielsweise an der Schulter eine Narbe auf der anderen Seite aus der Zeit, in der es noch starke Kämpfe um die Territoriumsgrenzen gab. Und Liara hat größere Augen als die Meisten." Schnell betrachtete ich seine Schulter. "Auf der anderen Seite." "Hat jeder so ein Merkmal?", redete ich schnell weiter. "Naja, nach und nach wirst du es schon schaffen. Es gibt auch einige wenige, die besondere Augenfarben haben, oder Maya eine starke Kämpferin, hat ein spezielles Fellmuster, weil ihre Mutter eine Gepardin war." Ich nickte. "Sei ab jetzt leise. Es geht los. Als erstes musst du hören, ob etwas in deiner Nähe sich bewegt - gegen Windrichtung, Blätter oder knackende Stöcke oder dergleichen. Verwechsel es aber nicht mit den normalen Geräuschen des Waldes. Du wirst es nach einiger Zeit auseinander halten können.
Meine Ohren registrierten mehrere Geräusche und doch hörten sie sich für mich alle natürlich an. Leichten Fußes, ohne kaum ein Geräusch zu verursachen, trabte Yen in Richtung eines kleinen Abhangs, er legte sich zum Sprung bereit hin, fixierte irgendetwas und stützte sich darauf. Aus dem Busch vor ihm sprang ein Hase und jagte davon, natürlich setzte Yen hinterher, nur vergrößerte sich der Abstand weiter. Als der Hase in meine Richtung umschwenkte, setzte ich mich in Bewegung. Ich rannte dem Tier halb entgegen halb vor, um ihm den Weg abzuschneiden, woraufhin es umdrehte und nun wieder Yen vor sich hatte, doch der hatte sich einfach hingelegt und knabberte an einem kleinen blauen Vogel herum. Da ich damit gerechnet hatte, dass er das Tier weiter verfolgen würde, hatte ich abgebremst und schaute nun frustriert auf ihn hinab.
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Territorien
FantasyIm nördlichen und östlichen Wald kämpfen die unterschiedlichen, von den Menschen verstoßenen, Wandlerrudel um die Ausweitung ihrer Territorien. Die junge Katlyn entpuppt sich als ein Mitglied des Pantherrudels und versucht sich in diese neue Welt ei...