Kapitel 1

64 5 8
                                    

Das ist der langweiligste Urlaub seit Jahren. Ägypten. Was kann man hier schon groß sehen? Pyramiden. Aber ganz ehrlich, die sehen alle gleich aus und nach drei hat man einfach die Schnauze voll. Aber meine Eltern wollen natürlich alle sehen. So wie Eltern halt eben sind.

Gerade sitzen wir in einem Bus, mit dem wir, wie könnte es auch anders sein, zu einer Pyramide fahren. Ich sitze neben meiner kleinen Schwester Sam und höre Musik. Gerade läuft mein Lieblingslied. Am liebsten würde ich laut mitsingen, aber das wäre wohl etwas peinlich, weil ich absolut nicht singen kann. Ich schließe die Augen und denke an zu Hause. Wie gerne wäre ich jetzt in meinem Zimmer, hätte WLAN und meinen Fernseher. Ich könnte mit meinen besten Freundinnen Kayla und Elena ins Kino gehen, oder ich könnte einfach nur auf meinem Bett liegen und nichts tun. Ich könnte in's Freibad gehen, oder in den Park. ABER ich sitze in diesem Bus und fahre zu einer Pyramide, die genauso aussieht, wie die hundert, die wir uns schon davor angeschaut haben.

Plötzlich höre ich einen Schrei.

Ich reiße die Augen auf. Meine Schwester starrt aus dem Fenster und hat den Mund weit geöffnet. Hat sie geschrien? Ich schaue aus dem Fenster. Es rennen bestimmt zwanzig schwarz bekleidete Männer auf unseren Bus zu. Ich nehme meine Kopfhörer ab, schaue nach vorne und sehe, wie der Busfahrer hektisch das Lenkrad herumreißt. Was ist los?

Ich höre einen Schuss.

Der Bus ruckelt und kommt dann zum stehen. Ich drehe mich ruckartig um. Nichts ist zu sehen und nichts deutet darauf hin, dass der Schuss uns galt. Außer der Tatsache, dass wir stehen geblieben sind. Die Leute, die bei uns mit im Bus sitzen, fangen an panisch zu werden. Sie schreien durcheinander und springen von ihren Sitzen auf. "May!" Sam klammert sich ängstlich an meinen Arm. "Alles gut", versuche ich sie zu beruhigen, obwohl ich weiß, dass ganz und gar nicht alles gut ist. Rechts von mir sehe ich, wie draußen die schwarz gekleideten Männer auf unseren Bus zulaufen. Jeder zweite von ihnen mit einem Gewehr in der Hand. Was zur Hölle wollen die von uns und warum haben sie Gewehre in der Hand? Panik steigt in mir auf, doch ich versuche sie, so gut es geht zu verbergen, denn Sam schaut mich immer noch ängstlich an. Ich nehme sie in den Arm und flüstere, sie solle sich beruhigen. Ich sehe, dass die Männer nun neben unserem Bus sind. Einer von ihnen hämmert mit der Faust an die Bustür. "Nicht aufmachen!", schreit eine Frau aus dem hinteren Bereich des Busses. Der Busfahrer dreht sich zu uns um. "Bitte beruhigt euch alle. Die wollen nur eure Wertsachen und euer Geld. Ich werde jetzt gleich die Tür aufmachen. Gebt ihnen alles, was sie verlangen, sonst..." Er bricht ab, da es erneut an die Tür hämmert. Oder vielleicht auch, weil er es nicht aussprechen will. Wenn wir nicht tun, was diese Männer von uns wollen, würden sie uns Schmerzen zufügen. Oder Schlimmeres. Sie haben schließlich nicht umsonst Waffen dabei. Die Bustür öffnet sich. Es steigen fünf der Männer ein. Alle bewaffnet. Sie zeigen uns eine Uhr und packen diese in einen Beutel. Sie wollen uns klar machen, was sie von uns wollen. Dann halten sie den Beutel der Frau in der ersten Reihe hin. Diese legt ihre Kette und ihren Geldbeutel hinein. Die Männer kommen jetzt immer näher zu uns.

Noch zwei Reihen.

Noch eine.

Sie halten den Beutel dem Ehepaar, das neben uns sitzt, hin. Dieses legt Geldbeutel und Handys hinein. Der Mann, der den Beutel hält deutet auf seine Hand. Die Eheringe. "Nein", sagt die Frau und schüttelt heftig den Kopf. Der schwarz gekleidete Mann blickt sie wütend an, deutet jedoch nochmals auf seinen Finger. "NEIN", sagt die Frau bestimmt. Sie war etwa Mitte fünfzig. Warum sie sich traut, sich diesen Menschen zu wiedersetzen, weiß ich nicht. Ich finde es mutig, doch was erhofft sie sich davon? Diese Männer haben Waffen! Wenn sie wollen, können sie jeden einzelnen von uns umbringen. Der Mann mit dem Beutel ist jetzt zornig. Er sieht sich um und sein Blick bleibt an Sam hängen. Er sieht seinen Begleiter kurz an und nickt zu ihr herüber. Ehe ich mich versehe, hat er Sam vom Sitz gerissen und hält ihr sein Gewehr an den Kopf.

Mein erstes Kapitel ist fertig! Ich hoffe es gefällt euch und ich würde mich sehr über Feedback freuen. :)

Falling worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt