Kapitel 7

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Ich liege immer noch da und betrachte den Himmel, als vor mir die Sonne aufgeht. Zuerst ist es nur rot am Horizont und dann beginnt sie langsam aufzutauchen. Ich setze mich auf und schaue ihr solange zu, bis sie ganz da ist. Ich wünsche mir, ich wäre hier jetzt nicht alleine. Ich will, dass Kayla und Elena da sind, um mit mir diesen wundervollen Sonnenaufgang anzuschauen. Oder Sam. Oder Luke. Meine Gedanke schweifen einfach zu ihm. Zu seinem perfekten Körper, seinen strahlenden Augen, seinen Witzen, seinen immer etwas verwuschelten braun-blonden Haaren, die ihm in Strähnen ins Gesicht fallen. Er hat nie groß auf mich geachtet. Eigentlich hat er fast nie mit mir geredet. Er ist einer der Beliebten. Und ich eine, wie soll ich sagen, eher nicht so Beliebte. Aber was würde ich dafür geben, wenn er jetzt hier neben mir sitzen würde und seinen Arm um mich legen würde. Ich schüttele den Kopf. Dann richte ich mich auf und beginne zu laufen. Genau wie am Tag davor. Wieder nach Norden. Mein Hals kratzt und ich komme nur langsam voran. Jeder Atemzug tut weh, meine Beine fühlen sich schwach an und die Tatsache, dass ich letzte Nacht praktisch nicht geschlafen habe, macht es nicht gerade besser. Trotzdem sage ich mir, dass ich durchhalten muss. Jeder Schritt wird zur Qual, doch ich laufe weiter, immer weiter nur mit dem Gedanken, dass ich es schaffen muss. Aus keinem bestimmten Grund, ich muss es einfach. Also laufe ich und laufe ich, werde immer langsamer und sehe der Sonne dabei zu, wie sie am Himmel wandert. Langsam beginne ich die Welt um mich herum nur noch verschwommen wahrzunehmen. Wüste und Himmel verschmelzen am Horizont zu einem unscharfen Bild, dennoch laufe ich weiter. Nach einer Weile beginne ich schwarze Punkte zu sehen und mir wird so schlecht, dass ich zusammenbrechen und würgen muss, doch es kommt nichts hoch. Seit fast zwei Tagen habe ich nichts mehr gegessen oder getrunken. Also hocke ich da auf meine Knie und Arme gestützt, den Kopf gesenkt und weiß nicht mehr weiter. Aber wie auch am Tag zuvor hält mich der Gedanke an Sam am Leben und ich versuche aufzustehen, doch sobald ich nur etwas aufrecht stehe, breche ich sofort wieder zusammen. Ich beginne zu kriechen, denn das ist das einzige, was mir jetzt noch bleibt. Ich komme noch langsamer voran als ohnehin schon, also ich gelaufen bin, aber ich sage mir, dass ich wenigstens etwas voran komme und das ist besser als gar nicht. Meine Knie und Hände fühlen sich langsam wund an und schmerzen jedes Mal, wenn ich sie wieder auf den heißen Boden setze, doch im Vergleich zu dem Schmerz, der sich langsam in meiner Kehle gebildet hat, ist das nichts. Ich wünsche mir so sehr, dass ich endlich etwas zu trinken bekomme. Langsam wird der Durst unerträglich...
Und dann sehe ich sie.
Eine Oase.
Sie ist leicht verschwommen, aber ich bin mir ziemlich sicher.
Freude kommt in mir auf.
Vielleicht bin ich doch nicht so verloren, wie ich dachte.
Ich will aufspringen, lasse es dann aber lieber doch, denn schon der Gedanke daran lässt mich wieder würgen. Stattdessen krieche ich weiter, diesmal aber schneller. Die Oase kommt immer näher. Noch 50 Meter vielleicht. Noch 25. Die Oase verschwimmt immer mehr vor meinen Augen. Ich krieche noch ein Stück vorwärts mit dem Kopf auf den Boden gerichtet, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und als ich anhalte um wieder hochzuschauen, ist die Oase weg. Es war eine Fatamorgana. Das kann nicht wahr sein. Der Schlag trifft mich so hart, dass ich nach links umkippe. Dieser kleine Hoffnungsschimmer...einfach weg. Es kann einfach nicht sein. Hätte ich noch irgendwoher aus meinem Körper Wasser nehmen können, hätte ich garantiert geweint, doch ich bin völlig vertrocknet. In meinem Inneren fühle ich mich wie eine Rosine. Verschrumpelt. Ich kann so nicht weiter leben. Das...das funktioniert nicht. Ich werde es eh nicht hier raus schaffen. Das sind meine letzten Gedanken, bevor mich eine Schwere packt und ich um mich herum nur noch schwarz sehe.

So nach sehr langer Zeit kommt von mir auch mal wieder was. Ich hoffe es gefällt euch.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 05, 2016 ⏰

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