Flug nach London

1K 81 5
                                    

Nur noch eine Woche Ferien liegt vor mir und damit schwindet meine Freiheit einfach nichts zu tun und lange auszuschlafen. Dazu kommt noch dieser blöde Streit mit meiner Mutter, der nicht nötig gewesen wäre und die immer größer werdende Sehnsucht nach Jasper. Ihn zu berühren und nicht nur von ihm zu träumen.

Die letzten Wochen haben mir gezeigt, dass mein Herz bereit für einen neuen Jungen ist. Und dieser hat sich in mein Herz gestohlen, obwohl wir uns nicht einmal begegnet sind. Wir haben geschrieben, telefoniert und videogechatted und ich weiß so viel von Jasper als würde ich ihn schon ewig kennen. Er ist in meinen Gedanken wenn ich einschlafe und wenn ich aufwache. Es kribbelt in meinen Fingern und bevor ich noch einmal darüber nachdenken kann, ist der Flug nach London gebucht und mir fällt ein riesen Stein vom Herzen. Diese letzte Woche würde ich nicht herumsitzen und fernsehen, nein, ich würde Jasper Black überraschen.

***

Verschlafen komme ich aus meinem Zimmer um meiner Mama beizubringen, dass ich nach London fahre. Eine Woche.

In der Nacht habe ich nur ein wenig geschlafen und mir die andere Zeit Gedanken über meinen Trip gemacht. Vielleicht freut sich Jasper gar nicht so wie ich über meine kleine Überraschung und schickt mich wieder zurück nach Hause. Natürlich haben wir geflirtet und er hat mir quasi mitgeteilt, dass er sich in mich verknallt hat aber das muss ja noch lange nichts heißen.

Jasper: Ich mag dich Bine. Dich und deine Eigenheiten. Es könnte sein, dass ich für dich mehr empfinde als nur Freundschaft.

Es liegen schließlich sehr viele Kilometer zwischen uns.

Er könnte das zu jeder sagen. Ich ermahne mich nicht immer vom schlimmsten Szenario auszugehen und schnippe mir an meinen Kopf. Weniger Gedanken, Bine! Mehr Jasper Black.

Die Aufregung lässt sich leider nicht mehr ablegen, weshalb sie mich bei meiner Morgenroutine im Bad, beim Schmusen mit meinem Hund Cherry und beim Kaffee begleitet als wäre sie einprogrammiert. Wie ich dieses Gefühl hasse, kann ich gar nicht beschreiben.

Auf jeden Fall rolle ich meinen gepackten Koffer jetzt ins Wohnzimmer, wo ich meine Mutter vermute, um ihr schonend beizubringen, dass ich sie verlassen werde. Natürlich nicht für lange. Die Schule hat mich in einer Woche ja wieder, denn da sind die Ferien zu Ende. Cherry liegt in seinem Körbchen und schläft. Ihn werde ich bestimmt vermissen. Mit nichts kann man so gut kuscheln wie mit meinem kleinen Spitz.

Ich entdecke meine Mama jedoch nicht im Wohnzimmer, sondern im Vorraum, wo sie gerade die Treppen vom Dachboden heruntersteigt. Und ich dachte immer sie hätte eine Phobie gegen dunkle Dachböden und das Ungeziefer, das darin lauert. Das versetzt sogar mir einen unangenehmen Schauer im Rücken.

„Was hast du da oben getrieben?", frage ich sie lieb und bemerke, dass sie sich nervös auf die Unterlippe beißt. Ein Zeichen, dass sie vermutlich nicht die Wahrheit sagen wird. Es macht mich ein wenig misstrauisch. Das mit der Lippe hat sie immer oft gemacht, als ich noch ein Kind war und ihr Fragen stellte, auf die sie selbst keine Antwort hatte. Dann hat sie mir ein Märchen aufgetischt und ich glaubte ihr es ihr auch noch bis ich älter wurde und es selbst herausfand.

„Ach, ich habe nur altes Zeug aussortiert und nach oben gebracht. Du weißt schon, Zeug eben.", sagt sie mir und ich sehe sie misstrauisch an. Sie hat bestimmt kein 'Zeug' nach oben gebracht und irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Hat sie ihren geheimen Lover da oben versteckt? Armer Steve, er weiß bestimmt nichts davon. Ich verdrehe die Augen und verwerfe den Gedanken sofort wieder.

„Okay. Hast du das nicht erst letzte Woche getan?" Sie schluckt und lacht nervös. „Eh ja. Ich mache das öfter. Wir haben so viel Krempel. Aber sag mal, Bine. Warum hast du deinen Koffer gepackt?" Sie zeigt verwirrt auf meinen Koffer, der neben mir steht und bekommt große Augen. Ja, jetzt kommt der Moment, auf den wir alle gewartet haben.

„Oh ja, ich werde nach London fliegen." So, da ist es. Kurz und schmerzlos. Ich kann ihr dabei nicht einmal in die Augen sehen, denn schmerzlos ist es für sie sicher nicht.

„Was? Wieso? Auf keinen Fall, Bine.", schreit sie zornig und gleichzeitig voller Sorge und nimmt mir den Koffer aus der Hand. Ich habe so etwas befürchtet. Welche Mutter würde nicht durchdrehen wenn die eigene Tochter alleine in eine Großmetropole fliegen will? Ich bin aber nun mal kein kleines Kind mehr und das muss sie endlich einmal akzeptieren.

„Ich habe mich in Jasper verliebt, Mama und ich will ihn in meiner letzten Ferienwoche besuchen. Du weißt dass mir Randy eine unglaublich schwere Zeit beschert hat aber jetzt habe ich jemanden gefunden, der mich so nimmt wie ich bin und mir unglaublich gut tut. Das Ticket ist gebucht, der Pfefferspray in meiner Tasche verstaut und ich hab dich lieb?" Dabei sehe ich sie zuckersüß an, denn das zieht immer. Mit vernünftigen Worten kann man meine Mama immer umstimmen.

„Ich weiß nicht, Bine. Du kennst diesen Jasper doch noch gar nicht so lange. Ich finde es gut, dass du durch ihn etwas Bekanntheit erreicht hast. Darauf arbeite ich schon lange hin, aber was wenn er ein Krimineller ist?" Ich weiß, dass ich meiner Mutter einen Traum erfülle wenn ich berühmt werde und damit auch viel Geld nach Hause bringe aber langsam könnte sie echt damit aufhören. Sie weiß doch, dass ich niemals so sein werde wie sie. Über die Bemerkung mit dem Kriminellen kann ich nur lachen. Jasper Black hat einen unglaublich gutaussehenden Körper, ein Piercing und Tattoos, aber deswegen ist er noch lange nicht kriminell. Wenn jemand mich fragt, macht ihn das einfach nur tausendfach heißer.

„Ja, jetzt wo du es sagst. Das könnte sein Video 'Wie verstecke ich eine Leiche?' erklären.", sage ich sarkastisch und nehme den Koffer wieder an mich. Sie lässt ihn sogar freiwillig los und sieht mich nur schmollend an. Das zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Sie gibt auf und versucht mich mit Mitleid bei ihr zu halten aber da hat sie keine Chance.

„Bine... Wie stellst du dir denn das vor? Eine Fernbeziehung hält doch nicht lange."

Da mag sie vielleicht Recht haben.

„Aber ich möchte es wenigstens versucht haben. Weißt du, man kann nichts mit Bestimmtheit voraussagen, außer man macht es und sammelt selbst Erfahrungen."

Und so lässt sie mich ziehen. Mit einem traurigen und einem zornigen Auge. Denn fröhlich ist sie auf keinen Fall, dass ich eine Woche weg sein werde.

***

Sehr kurz aber wenigstens etwas. Lasst mir Votes da wenn es euch gefallen hat.

Mehr Votes =mehr Motivation ;)


Youtube StarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt