>>Wieso tue ich mir so etwas an?<<
>>Wieso lebe ich in einer Welt, in der man Wahnsinnig werden kann?<<
Seufzend erwischte ich mich selbst dabei, wie ich wie ein jämmerlicher Hund inmitten einer Gasse stand und mit einer umgeworfenen Mülltonne Gespräche führte. Praktisch gesehen waren es Selbstgespräche, aber so oder so würde man mich für verrückt halten, wenn jetzt jemand in diese Gasse hineinlaufen würde. Ich hockte mich herab und musterte den stinkenden Dreck vor mir genauer. So etwas wie wertvollen Schmuck gab es schon lange nicht mehr. Man tat einfach aus dem etwas, was man so auf den demolierten Straßen finden konnte. Autoteile, alte Toaster oder Kühlschrank teile waren hier bereits wie ein gefundener Schatz. Die Menschen bauten sich selbst das zusammen, was sie brauchten. Freunde gab es hier nicht wirklich.
>>Tja, willkommen in unserer scheiß Welt<<, murmelte ich mit einem falschen grinsen vor mir hin und richtete mich auf, ehe ich den Müll einige Meter weiter trat. Wieder würde ich nicht erfolgreich werden und damit die Aufträge meiner Klienten nicht zur Vollendung bringen. Etwas, was in unserer Welt eigentlich als verboten betrachten werden sollte. Es würde mir nur eine Kugel in den Kopf bringen - oder aber eine Glasscherbe, je nachdem wie die Laune meines Klienten gerade so war.
Mit einem angewiderten stöhnen schlug ich nicht allzu feste meinen Kopf gegen eine nahe Betonwand, welche bereits seit einigen Jahren drohte wie ein Zement Haufen unterzugehen.
Was will ich noch in dieser Scheiß Welt?
Keine Familie. Keine Eltern. Kein Geld.Das war der Stil des Lebens, den ich am eigenen Leibe zu spüren bekam. Die Menschen, die hier wenigstens Verwandschaft hatten, die hatten es um einiges leichter als so jemand lächerliches wie ich.
Ich.
Eine Person, die nicht einmal die Schule beendet hatte, da diese in der jetzigen Lage ein vermögen kostete. Nur die, die Kohle hatten, hatten auch ein richtiges Leben. Die anderen Menschen hier waren lediglich Ungeziefer, welches von Tag zu Tag ums Überleben kämpfte. Richtig, wir kämpften wie die Hunde um unser Leben.
Die Regierung?
Ha, schon lange gescheitert. Von ihnen sollte man gar nicht erst reden. Sie existierte da irgendwo im reicheren Bereich der untergegangenen Stadt Berlins. Der Ärmere Teil der Stadt war mit einer etwa dreißig Meter hohen Mauer ausgegrenzt. Ausgegrenzt von dem Luxus, den die Menschen in der anderen Stadt durchleben.Ein weiteres seufzen entlockte ich aus meiner Kehle. Schweißperlen hingen an meiner blassen Stirn, wobei diese dem Anschein nach nicht einmal meinen halbwegs Muskulösen Köper verlassen wollten. Ich strich mit der Innenseite meiner Hand über das blonde Haar meinerseits und versuchte mir auszumalen, wie mich meine Klienten vor aller Augen in kleine Stücke reißen würden. Vielleicht würden sie sogar eine alte Foltermaßnahme bevorzugen. In unserer heutigen Zeit war so gut wie alles Möglich gewesen. Mein Blick fiel in den dämmernden Himmel, während meine Hand inne hielt und wie ein Sack voller Kartoffeln schließlich zu meinen Schenkeln fiel. Es war ein unglaublich langweiliges Leben ohne wirklich Erfolge für jemanden, der in seinem Leben einfach kein Geld hatte. Die älteren erzählten von einer Welt, die mal einfacher gewesen war. Doch heute war diese Welt schon lange Tot. Meine Iriden beobachteten den rötlichen Himmel. Auch in der Nacht würde sich die Farbe des Himmelsreiches kaum ändern. Es würde weiterhin in einem schmutzigen Rot leuchten und den bläulichen, bis hin zum schwarzen Schimmer nur leicht durch die Decke der Verschmutzung lassen.
>>Na du Müllsucher? Dich findet man in den Gegenden aber auch immer<<, ertönte eine weibliche, wenn auch strenge Stimme. Jene weckte mich wie von einer Tarantel gestochen aus meinem pessimistischen Tagtraum.
Meine Augen fielen auf ihr Antlitz.
Weiße, kurze Haare, blaue Augen, blasse Haut und Modelmaße. Ein ziemlich hübsch gepflegtes Mädchen für fürchterliche Tage wie diese. Ich blinzelte mehrere Male, ehe ich meine Aufmerksamkeit gänzlich ihrem Amüsiertem Gesicht zugewandt hatte.>>Wer bist du?<<, fragte ich angespannt und machte einen guten Schritt von der Wand hinter mir weg. Sie schmunzelte jedoch lediglich und legte den Kopf ihrer zur Seite. Dabei fielen ihr einige der eigenartigen, weißen Strähnen ins Gesicht. Davon schien sie aber nicht wirklich fiel zu halten, weshalb sie auch nichts dagegen Tat.
>>Juliette. Meine Freunde nennen mich Julie.<<
Ich nickte unsicher und versuchte mein Interesse auf sie zu richten, doch der Geruch von verbranntem Holz lag ganz nahe in der Luft. Scheinbar schien irgendwo ganz in der Nähe ein Feuer ausgebrochen zu sein. Doch was sollte man dagegen tun? Etwa die Polizei rufen? So etwas wie Telefone oder gar Autos gab es in der zerstörten Stadt keineswegs. Da hätte man wohl in der reicheren Hälfte nachfragen müssen, doch wenn einer von uns es auch nur wagen würde ohne einen wirklich wichtigen Grund zum Tor zu gehen, würde man uns vor Ort noch den Kopf wegblasen. Ich versuchte nicht wirklich daran zu denken und entschied mich zur eigenen Sicherheit, einige Meter zu gehen. Das mir das Weibsbild folgen würde, war mir egal solange sie nicht auf die dumme Idee kam mich auf irgendeine Weise anzugreifen.
>>Yoma. Du siehst nicht so aus, als würdest du von hier kommen, kleine<<, gab ich von mir und versuchte auf cool umzuschalten. Dies ließ die Dame nicht unbemerkt, folgte mir dennoch auf Schritt und Tritt.
>>Und du siehst nicht so aus, als würdest du wie ein Penner leben.<<
Ich schmunzelte. Sie hatte mir damit wirklich ins Gesicht getreten, dass musste ich ihr schon lassen. Ich hielt inne und sah mich in der Gegend um. Bei dem ganzen rumliegenden Krempel hätte man sich vorstellen können, dass hier alles eine einzige Müllhalde war. Ich bemerkte eine Pfütze in der Nähe und spürte in dem Moment das Kratzen meines Halses. Schon seit gestern hatte ich aus guten Gründen rein gar nichts zu mir genommen.
Mir fehlte das Geld.
Dennoch wusste ich, dass man niemals etwas zu sich nehmen sollte, was nicht gereinigt wurde. Es wäre der reinste Selbstmord gewesen.>>Du hast Durst<<, ertönte eine nun etwas weichere Stimme neben mir, welche jedoch immer noch von dem Mysteriösen Mädchen kam. Sie starrte mit den blauen Augen neugierig in mein Gesicht, als würde sie versuchen meine Seele in diesem zu finden. Es brachte einem eine Gänsehaut ein, doch diese versuchte ich im guten zu Ignorieren und weiterhin cool zu bleiben.
>>Nein<<
Ich verfluchte mich selbst für meine abgewandte, kalte Art die ich den weiblichen Menschen immer wieder zeigte. Vielleicht hatte ich dadurch im Alter von zwanzig Jahren noch nie eine Freundin gehabt. Und das, obwohl ich nicht gerade ein unattraktives Gesicht gehabt hatte. Ich ging einfach weiter und versuchte mir einzubilden, dass ich sie bei irgendeiner Abkürzung abschütteln würde. Stattdessen aber lief sie wie eine hungrige Katze ruhig hinter mir her und reichte mir mit der linken Hand eine Flasche Wasser. >>Trink<<, murmelte sie dabei freundlich vor sich hin.
Was sollte ich von ihr halten?
Mein Weg musste ein weiteres Mal zum Stillstand kommen. Nur, um mich in ihre Richtung zu drehen und mit einer desinteressierten Geste die Flasche an mich zu nehmen. Das es unhöflich war, war mir bewusst, doch etwas anderes fiel mir in diesem Moment eben nicht ein.
Was sollte das?!?
Als ich die Flasche an mich genommen hatte, zitterte etwas unter meinen Füßen. Ich bemerkte leider etwas spät, dass es sich hierbei um ein Erdbeben handelte.Ich weitete die Augen.
Ein ziemlich gefährliches Beben.
DU LIEST GERADE
Uarola - Der Anfang des Endes
FantasyYoma lebt auf der dystopischen Erde. Sein Leben ist durch die Bedingungen ein reines Desaster. Keine Nahrung, keine Familie, nicht einmal Eltern die ihm zur Seite stehen. Der Einzelgänger muss sich einen Weg durch die gefahren der Welt bahnen und le...