Ich hatte mich angezogen, nachdem mich der grinsende, glatzköpfige Arzt darum geben hatte. Ich wusste nicht genau wieso, aber ich hatte das unschöne Gefühl, dass dieser eine Vorliebe für Männer gehabt hatte. Vor allem, wenn ich seine Blicke immer mal wieder unter die Luppe nahm und versuchte nicht zu erzittern, wenn seine Augen an eine Stelle wanderten, die mir in dem Augenblick verdeckt lieber gefiel. Ich war allerdings sichtlich erleichtert, als ich frische Kleidung anlegen konnte und damit jegliche Blicke von mir abgewandt wurden. Eine Erklärung hatte ich während des Anziehens bekommen. Zumindest hatte man mir gesagt, was genau geschehen war.
Eines der Monatlichen Beben im Bereich des Ärmeren Berlins. Scheinbar hatte man den Bereich abgeriegelt und Menschen in der Nähe in einen anderen Bereich gebracht. Das alles hatte der Reichere Bereich Berlins für die Menschen getan, die sie vor ihren Toren eigentlich jedes Mal umbringen.
Verarschen konnten sie sich selbst. Etwas anderes hatte ich aber nicht zu hören bekommen..
Sie hatten mich angeblich unter den Überresten eines nahen Hauses gefunden. Dieses war wohl eingestürzt und hatte mich in sich verschlungen. Ich fragte mich, wie es Möglich war überlebt zu haben. Daraufhin gaben sie mir keine wirkliche Antwort. Ich hörte lediglich Gemurmel von dem Mann, der mich dauernd beobachtete.
Laborratte.
Ich konnte dieses Wort schon nicht mehr hören, als es von dem komischen Glatzkopf entflohen war. Ja, darunter konnte ich mir etwas vorstellen und wenn ich ehrlich war, so hatte ich nie ein gutes Gefühl bei irgendwelchen Laboren und Experimenten. Es gab so einige hier in der Gegend. Einige, die den Menschen wenigstens etwas Spannung ermöglichen wollten. Diese Labore gehörten der Regierung aber im keinsten Falle an. So wie ich das aber hier verstanden hatte, arbeiteten diese Leute im Auftrag des verschlagenen Hauptes. Ich seufzte.Das Mädchen.
Ich konnte mir bei gutem Willen nicht mehr einprägen, wie sie ausgesehen hatte. Ich wusste, dass sie da gewesen war und ich erinnerte mich an das wehen ihres weißen Haares im Winde. Auch an das verschlagene Grinsen konnte ich mich sehr gut erinnern...doch was den Rest anging, wie ihre Figur oder ihre Augen, so hatte ich keinerlei Antwort darauf. Ich hatte die Ärzte um das Mädchen gefragt, doch diese schenkten mir nur verwirrte Blicke. Vielleicht hielten sie mich sogar schon für einen verrückten, auch wenn ich mir eher sicher gewesen war, dass diese beiden hier die Verrückten waren. Ich wusste weder wieso ich hier war, noch was genau los war. Ich war hier. Super. Aber ich hatte keinen Plan was das sollte und wieso man gerade MIR half.
Laborratte.
Hätte ich eine, so würde diese bereits im Mund von einem der Ärzte stecken. Ich hasste es, wenn man mich so offensichtlich anlog und mir keinerlei sonderbare Beachtung schenkte. Ich fühlte mich wie ein Zootier, welches keine Rechte hatte. Nun, eigentlich hatten wir im ärmeren Bereich keine wirklichen Rechte und das war die reine Wahrheit. Die Gesetzte wurden so umgeändert, dass lediglich die Reichen hier etwas davon hatten. Vor allem Frauen hatten es im Armen Bereich schwer, doch diese fand man mittlerweile nur noch selten auf den Straßen. Ich glaubte sogar, dass sie eine aussterbende Art waren. Ziemlich lächerlich, wenn man so etwas schon denken musste. Dennoch...war genau dies unsere Erfolglose Welt.
Ich war ein Pessimist. Das bemerkte man wahrscheinlich ziemlich schnell.
Meine Augen musterten ein weiteres Mal die umgebung. Ich kam aus der viel zu kleinen Kabine und musterte die beiden Ärzte, welche wie Papageien einfach nur da standen und mich mit einem Zettel und Stift in der Hand beobachteten. Sie schrieben alles auf was ich tat. Wenn man mir da sagen würde, alles sei in Ordnung, dann würde man in wenigen Sekunden meine Faust im Gesicht verspüren.>>Wir fühlen sie sich?<<
>>Gut.<<
>>Übelkeit oder Erbrechen? Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen? irgendwelche Nebenwirkung.<<
>>Ne ich hatte Übelkeit und Erbrechen aber geht ja jetzt wieder.<<
>>Können sie normal Atmen?<<
>>Sehe ich so aus, als würde ich wie ein wilder hecheln?<<
Das brachte den anderen, blondhaarigen Arzt zum schweigen. Er richtete seine Brille und nickte kurz, ehe er die Informationen auf seinen Zettel übertrug. Ich streckte mich während dieser Zeit und suchte den Raum nach so etwas, wie einen Spiegel ab. Waschbecken und Spiegel waren selbstverständlich in der letzten Ecke vorhanden, welch ein Glück.
Mit einem stillen murren bewegte ich mich darauf zu und war froh gewesen, dass ich nicht mehr so unsicher auf den Beinen gewesen war. Ich wollte mir nur noch das Gesicht waschen und irgendwie hier raus kommen. So bewegte ich mich gähnend an den Ärzten vorbei und ging zu dem Waschbecken herüber. Vor diesem blieb ich stehen und wandte meinen Blick in den quadratischen, sauberen Spiegel.Ein Halsband?!
Sollte ich jetzt Hund spielen, oder was?Ja natürlich kotzte mich der Anblick an. Wie ein Hund an der Leine besaß auch ich ein Halsband, welches jedoch in der selben Farbe wie meine Haut schimmerte. Scheinbar hatten die Idioten gedacht ich würde deswegen keinen Wind davon bekommen, aber dieser Gedanke war mehr als nur dumm gewesen.
>>Was soll der Halsband scheiß?!?<<, knurrte ich in die Richtung der starrenden Ärzte. Ich konnte nicht genau sagen, dass es so war, aber ich glaubte in den Augen des blondhaarigen Angst zu sehen. Dabei sah ich nicht wirklich so aus wie ein Muskelmann, der gleich allen eins unter die Rübe hauen würde. Ich war in etwa 1,87 Meter groß und nur leicht Muskulös gebaut. Mein blondes Haar und die typischen, blauen Augen gaben mir die Arische Perfektion. Aber ich war natürlich kein Nazi.>>Entschuldigung? Sie meinen das Band? Es messt die Vitalzeichen. Machen sie sich darum keine Sorgen.<<
>>Verarsche. Sie verarschen mich<<, fluchte ich wie wild vor mich hin und hatte den Verlust meiner Kontrolle mit einem Kick gegen einen Hocker gekrönt. Die beiden Herrn zuckten zusammen, rührten sich aber nicht von der Stelle. Eher schrieben sie alles auf.
Es reichte.
Ich hielt den Scheiß sicherlich nicht für okay und wenn die sich irgendetwas suchen wollen, mit dem sie spielen können, so war es sicherlich nicht ich gewesen. Wutentbrannt bewegte ich mich auf einen der Ärzte zu und bemerkte, dass dieser nicht davor scheute mir aus dem Weg zu gehen. Dennoch war nichts hinter ihm mein Ziel gewesen, sondern er selbst. So griff ich zur Seite und packte ihn beim Kragen, um den Zettel von seiner Hand zu reißen und ihn anschließend unsanft zur Seite zu stoßen. Der Arzt taumelte ängstlich, fing sich aber noch im letzten Moment und bewegte sich ruckartig zur Tür. Ein roter Knopf verriet mir, dass es der Alarm gewesen war. Ich nutzte den kurzen Schockzustand aus, um direkt auf den Knopf zuzusteuern und im Rennen diesen noch eher zu erreichen, als der Arzt. Jener schluckte und schaute einfach nur zu mir hoch. Ich schenkte ihm einen kalten, wütenden Blick, welcher ihn dazu veranlagte lieber zurück zu gehen und nicht zu stören.>>So und ihr erzählt mir jetzt einmal was hier läuft, alles klar?<<
Schweigen.
Hatten sie etwas Angst vor mir?Ich sah bis hier hin, dass der Brillenträger schluckte und weiche Knie bekam. Die beiden Ärzte hier schienen keineswegs welche zu sein, die ein gutes Durchsetzungsvermögen besaßen. Eher wie kleine Masochisten, die noch bei ihren Müttern lebten.
Ich entschied mich den Zettel zum Informationen austausch zu nutzen.
Die klar lesbare Überschrift der ziemlich langen Notiz trug den Namen "Projekt Uarola"
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Uarola - Der Anfang des Endes
FantasyYoma lebt auf der dystopischen Erde. Sein Leben ist durch die Bedingungen ein reines Desaster. Keine Nahrung, keine Familie, nicht einmal Eltern die ihm zur Seite stehen. Der Einzelgänger muss sich einen Weg durch die gefahren der Welt bahnen und le...