Vereint

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Aufgebrachte Stimmen drangen an mein Ohr. Ich stand nur wenige Schritte von meiner Tür entfernt. Meine Augen waren leicht rot vom weinen und ich hatte es versucht mit Wasser wegzubekommen, doch es half nichts. Ich sah aus wie eine Heulsuse, die wegen jeder Kleinigkeit anfängt zu weinen. Diese roten Flecken im Gesicht... wie ich sie hasste! Alle konnten sehen, wie verletzlich man war und was geschehen war. Einfach doof!

Ich wischte mir noch mal über die Augen und trat näher an meine Tür heran. Ich spresste mein Ohr an die Tür und spürte das kalte Metall der Ziffer 105. Nun rutschte ich nach links, um aufs Holz zukommen und lausche angestreng. ,,Was?! Ich.... Ich soll..", erklang eine Männerstimme. ,,Ja genau, das sollst du!", erklang die Stimme einer Frau, so vertraut und schön. Ich öffnete die Tür und schaute in die mir zugewanten verdutzten Gesichter, der beiden Menschen vor mir. ,,Hi Mum, hi Bruderherz!" sagte ich mit sarkastischen Unterton und funkelte Beide wütend an. ,, Georgina .... Du weißt das ....das ..... Jona dein.." „ Bruder ist ?..... ja! Er hat mir eine Woche nichts davon erzählt und .....", ich wante mich an Jona, ,, Wieso hast du es mir nicht gleich am Anfang gesagt?!" Er schaute nur auf seine Füße und zuckte mit den Schultern, wie ein kleiner Junge, der bereut was er getan hatte, aber den Grund nicht nennen wollte. „ WIESO?!", harkte ich nach. Schlagartig schaute er mich an und schrie schon fast: „ ICH WEIß ES NICHT!" und dann etwas leiser fuhr er fort ,,Ich weiß es nicht. Ich habe dich da so liegen sehen, in dem Krankenbett und daran gedacht, wie sehr wir uns gestritten hatten und.... es war so schwer dich anzusehen ohne zudenken.... ich bin daran Schuld ..... ich ...nur ICH. Ich bin dafür verantwortlich, dass meine kleine Schwester hier liegt. Und als ich dann erfahren habe, dass du dich nicht mehr an mich oder an dein Leben erinnern konntest, sind die Schuldgefühle nur noch schlimmer geworden! Ich bin dafür verantwortlich, das die Amnesie deine Erlebnisse eingefangen hat." „Sag doch sowas nicht!", kam aus meinem Mund und ich machte einen Schritt auf Jona zu. „ Doch! Ohne unseren Streit wäre das alles nicht passiert!" Eine kleine Träne sah ich seine Wange runter laufen. „ Nein..... was geschehen ist, ist nicht deine Schuld!", sagte ich in einem beruhigendem Ton und nahm seine Hand, „ Es ist okay. Es ist vielleicht das, was geschehen sollte. Wer weiß was noch passiert. Aber es ist okay. Vielleicht bekomme ich meine Erinnerungen auch wieder zurück."

Das war das erste Mal, das ich meine Amnesie annahm und vielleicht sogar etwas Gutes darin sah. Ich habe in diesem Moment mein Leben von vorn begonnen und es angenommen wie es ist. Ich fing ganz von vorne an und schloss ab mit dem Vergangenen, blicke nach vorne und mochte mein Leben so wie es war.

Jona umarmte mich. Nach einigen Sekunden ließ er mich wieder los und schaute über meine Schulter hinweg meine Mutter an. Mein Blick wanderte auch nun zu ihrem Gesicht. „ Wie geht's dir?", fragte ich. „ Ganz okay....", gab sie nur zurück. „ Mum? Wollen wir nicht unseren Streit vergessen und noch mal über alles reden?", hörte ich Jonas Stimme neben mir sagen. „ Wie stellst du dir das vor?!", schrie meine Mutter schon fast mit Tränen in den Augen und einer steifen Haltung, „ Ich kann das nicht vergessen und auch wenn Georgiena es nicht mehr weiß und auch damals drüber hinweg gesehen hat, können wir Beide nicht darüber reden! Aber Georgiena hat ein Recht darauf es noch mal zu erfahren. Sie hat ein Recht darauf zu wissen wieso wir Monate lang nicht miteinander geredet haben. Und das habe ich auch übrigens  weiter hin so vor. Komm ja nicht auf den Gedanken, dass ich dir nur wegen Georgiena jetzt alles verzeihen würde! Aber trozdem darfst du es ihr nicht verschweigen und ihre Amnesie ausnutzen! Du MUSST es ihr sagen!" „ Du hast recht!", sagte Jona und schaute mir dabei gequält in die Augen. Und eine kleine Träne fiel von seiner Wange auf den kalten Steinboden.

Ein Teil fehltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt