Koffer und Wut

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„Ta... Takahiro?" Usami Akihiko sah sein Gegenüber verwirrt und überrascht an.
„Hi!", sagte dieser mit einem strahlenden Lächeln und winkte leicht mit der Hand.
„Was..." Doch der Schriftsteller hielt inne, nahm sich zwei Koffer und ging zurück in die Wohnung. „Komm erst mal rein."
Takahiro nahm den Rest und folgte ihm hinein. Drinnen stellten sie sein Gepäck erst einmal im Flur ab und gingen ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch zu setzen.
„Also, was ist passiert?", fragte er nun gerade heraus.
„Hmn? Was soll denn passiert sein? Darf ich nicht mal Sehnsucht nach meinen kleinen Bruder haben und dabei einen alten Freund besuchen?", antwortete der Angesprochene.
„Nun schon, aber..." Er musterte Takahiro und machte sich eine Zigarette an. „Ohne Ankündigung? So viel Gepäck? Wie lange wolltest du denn bleiben?"
„Ähm, naja, ich weiß noch nicht so recht... Ich wollte euch einfach mal überraschen." Takahiro senkte seinen Kopf ein wenig nach unten, um den Blick seines Freundes auszuweichen.
„Hmn..." Usami Akihiko kannte Takahashi Takahiro, Misakis älteren Bruder, seine jahrelange unerwiderte Liebe ganz genau. Er wusste wann er versuchte etwas zu verheimlichen. Und die Tatsache, dass er plötzlich mit vollen Koffern unangemeldet vor seiner Tür stand, bestätigte nur seinen Verdacht, dass etwas nicht stimmte. Doch konnte er ihn natürlich nicht zwingen darüber zu reden wenn er es nicht wollte.
„Wo... wo ist Misaki eigentlich? Kommt er bald nach Hause?", fragte Takahiro nach einer Weile.
„Nein, er ist nicht da. Er ist mit ein paar Kollegen vom Verlag in Osaka und wird wohl erst in zwei Wochen zurück sein."
„Oh... dann bist du also ganz allein?"
„Nun, jetzt doch wohl nicht mehr, oder?"
„Ja, stimmt... Schade, ich habe Misaki schon solange nicht mehr gesehen."
„Wenn du vorher angerufen hättest, wäre dein Weg nicht umsonst gewesen.", meinte der Schriftsteller und drückte seine Zigarette aus.
„Umsonst?", entgegnete ihm sein Freund mit ungewöhnlich lauter Stimme, was ihn selbst kurz zusammenzucken ließ. Dann sprach er flüsternd weiter. „Der war ganz bestimmt nicht umsonst!"
„Hast du was gesagt?"
„Was? Äh nein, nichts...", antwortete er und senkte seinen Blick. Takahiro wusste, dass er vor seinem Freund nichts verbergen konnte, deshalb musste er vorsichtig sein.
Nun herrschte eine qualvolle, fast schon unerträglich Stille. Nach einigen Minuten erhob sich dann der Hausherr und machte sich daran in der Küche Kaffee zu kochen.
„Ich mache uns erst einmal Kaffee. Danach zeig ich dir, wo du den ganzen Kram hinstellen kannst."
„Okay, danke Usagi!"
„Nichts zu danken!", erwiderte er lächelnd.

„So, hier ist dein Zimmer!"
„Waah, so rosa..."
„Ja, wir lieben diese Farbe einfach."
„Misaki etwa auch?" Takahiro sah den Schriftsteller überrascht an.
„Ganz besonders er.", antwortete er grinsend. Natürlich entsprach dies nicht ganz der Wahrheit, aber Misaki war ja nicht hier um etwas anderes zu behaupten.
„Hmn... und sauber ist es hier ja echt überall."
„Sicher! Misaki ist ja auch eine klasse Hausfrau!"
„Du hast doch so viel Geld, wieso holt ihr euch keine Haushälterin?", fragte der schwarzhaarige während er sein Gepäck ins Zimmer trug.
„Nein, ich habe es zwar schon einmal vorgeschlagen, doch Misaki meinte, dass er es lieber selbst machen will." Eigentlich war es genau andersrum der Fall. Usagi wollte nicht das in der Wohnung irgendwelche Frauen herumschleichen und ihre Zweisamkeit störten. Deshalb blieb dem armen Misaki nichts anderes übrig als alles selbst zu machen.
„Ja, mein kleiner Bruder war schon immer so. Ich freue mich echt, dass ihr zwei euch so gut versteht. Immerhin könnte Misaki auch alleine wohnen. Aber zu zweit ist es doch irgendwie schöner. So, alles verstaut. Ähm soll ich heut kochen?"
„Hmn?" Er sah seinen Freund fragend an. Erst jetzt war er wieder richtig anwesend, denn bis vor ein paar Sekunden durchlebte er einen herrlichen Tagtraum. „Ach, ja mach nur. Ich muss später noch arbeiten und hätte dafür eh keine Zeit."
„Okay, dann schaue ich gleich mal nach was alles da ist und gehe, wenn es sein muss, noch einkaufen."
Beide gingen ins Wohnzimmer zurück. Der Schriftsteller machte es sich auf der Couch bequem und zündete sich erneut eine Zigarette an. Sein Freund hingegen war dabei in die Küche zu gehen, als plötzlich sein Handy klingelte.
„Willst du nicht ran gehen?", fragte Usagi, als er sah wie Takahiro sein Telefon anstarrte.
„Äh, nein. Ist nicht so wichtig!", antwortete er hastig, drückte den Anrufer weg und steckte es zurück in die Hosentasche.

„Also, ich gehe dann eben zum Supermarkt. In einer Stunde bin ich wieder da."
„Ja, bis später." Usagi zog kräftig an seiner Zigarette und atmete einigen Sekunden später wieder aus. Nun war er wieder allein in dieser riesigen Wohnung. Nach 5 Jahren wohnten er und Misaki noch immer da wo alles Begann. Hier fühlten sie sich einfach wohl und hier waren sie zu Hause. <Vielleicht... vielleicht wäre eine Haushälterin ja doch besser. Es würde ja reichen, wenn sie zweimal in der Woche käme.> Er wusste genau was er jedes Mal von seinem Geliebten abverlangte, wenn dieser sich neben der Arbeit auch noch um den ganzen Haushalt kümmern musste.
Ganz in Gedanken versunken hörte er nicht wie das Telefon klingelte. Erst als der Anrufbeantworter ansprang und eine allzu bekannte Stimme den Weg in sein Ohr fand, schreckte er plötzlich hoch.
„Hey, blöder Usagi! Wo steckst du denn schon wieder? Ich sagte dir doch, dass ich um diese Uhrzeit anrufen würde..."
Usami Akihiko stürmte zum Telefon und riss den Hörer an sich. „Misaki!"
„Sieh an, bist ja doch da!", sagte er verärgert.
„Natürlich bin ich da! Wo sollte ich auch sonst sein?"
„Gute Frage...", erwiderte er nachdenklich. „Na egal... Und fühlst du dich einsam ohne mich?", fragte Misaki mit frechem Unterton.
„Wieso sollte ich, wo ich hier doch so netten Besuch habe?", gab Usagi lässig zurück.
„Waaas?", schnaubte er. „Erzähl doch nicht! Sicherlich hast du schon allen möglichen Unsinn angestellt.
„Nein wirklich! Er kocht sogar später für uns etwas Leckeres.", sagte der Schriftsteller nun neckisch.
„Haa? Wer? Du lässt doch sonst nie jemanden in die Wohnung wenn es nicht sein muss. Also sag schon! Wer ist es?"
„Sag mal... Kann es sein das du eifersüchtig bist?"
„Was? Ich doch nicht!", protestierte Misaki.
„Doch, das bist du. Wie niedlich. Aber du brauchst keine Angst zu haben, es ist ja nur Takahiro."
„Mein... was? Mein Bruder? Wieso? Warum kommt er wenn ich nicht da bin?", bombardierte er Usagi mit Fragen.
„Das weiß ich leider auch noch nicht.", erwiderte er nun mit ernster Stimme. „Er stand heute auf einmal vor der Tür mit seinem gesamten Haushalt. Zumindest wüsste ich sonst nicht, was in den Koffern und Taschen drin sein könnte. Als ich ihn fragte, meinte er nur, er wollte uns überraschen. Sicher ist irgendetwas vorgefallen, doch er wollte mir nichts sagen."
„Ich komme sofort nach Hause! Mit mir wird er sicher reden!", platze es aus ihm heraus.
„Nein! Das brauchst du nicht. Bleib wo du bist Misaki!"
„Aber ich-"
„Wiedersprich mir nicht!", sagte er mit lauter, wütender Stimme. „Ich werde es wohl alleine schaffen meinem Freund zu helfen!"
„U... Usagi-san... warum bist du jetzt so wütend? Ich wollte doch nur..."
„Ich... Tut mir leid. Wir reden ein anderes Mal weiter. Bleib einfach wo du bist Misaki. Gute Nacht."

Meine neue LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt