„Ich weiß ja nicht, ob das richtig war.", warf Takahiro nach einer Weile nachdenklich ein.
„Ach, Misaki wird das schon nicht so verbissen sehn."
„Bist du dir da sicher, Usagi-san? Es klang so, als wäre es wichtig.", sagte der Schwarzhaarige besorgt.
„Ja. Mach dir nicht so viele Sorgen, er ist schließlich kein Kind mehr.", meinte der Autor lächelnd. „Ich werde ihm später alles erklären."
„Du hast Recht. Lass uns den Tag heute einfach genießen."
Usami Akihiko und sein langjähriger Freund waren inzwischen unterwegs zum Wonderland Vergnügungspark. Kurz bevor sie losfahren wollten, hatte Misaki bei sich zu Hause angerufen und wollte anscheinend den Autor sprechen. Allerdings war Takahiro ans Telefon gegangen und so hatte ihm Usagi Andeutungen dazu gemacht, dass sie unbedingt los müssten und jetzt keine Zeit zum Telefonieren wäre. Also hatte Takahiro seinen kleinen Bruder einfach abgewimmelt und aufgelegt.
Natürlich tat es dem Schriftsteller leid. Doch er hatte seine Gedanken noch nicht wieder richtig geordnet und selbst wenn er selber ans Telefon gegangen wäre, so hätte er ja doch nicht wirklich mit ihm reden können. Denn schließlich war Takahiro ja da gewesen und er hätte ihn wohl kaum rausschicken können, ohne irgendwelche Fragen aufzuwerfen. Außerdem wäre er Misaki sicherlich wieder angegangen, wenn er mit ihm gesprochen hätte und das wollte er auf keinen Fall.
Der Autor verstand sich langsam selbst nicht mehr. <Was ist nur los mit mir?> Für ihn wäre es doch normal gewesen der Sache sofort nachzugehen, egal wer in dem Moment bei ihm war oder was er gerade zu tun hatte. Warum also blieb er dieses Mal so ruhig? Er hatte einfach keine Erklärung dafür. <Mir jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen bringt ja doch nichts. Wenn Takahiro wieder merkt das etwas nicht stimmt, wird es auch schwierig. Irgendwann wird er mir wohl nicht mehr glauben, dass nichts ist. Wobei er über seine Probleme ja selbst nicht sprechen will. Hmpf...> Der Autor sah leicht nach rechts zu seinem Freund hinüber. Als dieser dann plötzlich seinen Blick erwiderte, wich Usagi seinem Blick eilig aus.
Nach einer weiteren Stunde im Auto waren sie endlich am Ziel angekommen.
„Uwaah. Ist das alles riesig hier.", sagte Takahiro voller Begeisterung, als sie in die Richtung des Einganges liefen. „Wo wollen wir denn als erstes hin?"
„Immer mit der Ruhe.", erwiderte Usagi. „Lass uns erst einmal die Eintrittskarten kaufen. Danach können wir in dem Führer, den wir beim Kauf erhalten, schauen wo wir als erstes hingehen können."
„Ich bin so aufgeregt."
„Ja, das merke ich.", meinte der Autor lächelnd. „Es scheint so, als wärst du noch nie in einem Vergnügungspark gewesen."
„Nun ja, war ich schon.", sagte Takahiro mit leicht trauriger Stimme. „Einmal, als Misaki noch klein war und unsere Eltern noch lebten, als Geburtstagsgeschenk."
„Ah... mit Misaki." Als der Schriftsteller den Namen seines Liebsten hörte, ballten sich seine Hände wie von selbst zu Fäusten. Doch er beschloss jetzt nicht an seine Probleme zu denken und mit Takahiro eine schöne Zeit zu verbringen. Denn schließlich wusste er immer noch nicht, warum sein Freund so plötzlich vor seiner Tür gestanden hatte und hoffte, dass dieser ihm bald alles erzählen würde.
Nachdem sie dann den Eintritt bezahlt hatten, machten sie sich auf den Weg zu den ersten Fahrgeschäften. Die zwei Freunde hatten viel Spaß und genossen die Zeit die sie zusammen verbrachten sehr. Sie fuhren mit den großen Achterbahnen, die es wirklich in sich hatten und auch mit kleineren Karussells. Nach der wilden Fahrt mit der Wasserbahn brauchte der Autor erst einmal eine Pause.
„Meine Güte, ich glaube das ist nichts für mich.", sagte der Grauhaarige als er sich auf eine Bank setzte.
„Hahaha.", lachte Takahiro. „Du bist doch kein alter Mann. So schlimm war es doch nun auch wieder nicht."
„Aber dieses hoch und runter, rechts und links... wenn ich nur daran denke wird mir schon ganz anders."
Takahiro lachte noch immer und hatte inzwischen schon Tränen in den Augen.
„Nun hör schon auf.", nörgelte Usagi.
„Entschuldige. Lass uns was essen, okay?"
„Ja, gute Idee."
Takahiro war froh, dass der Besuch im Freizeitpark seinen Freund ein wenig abzulenken schien. Auch ihm selbst tat diese Abwechslung mehr als nur gut. Er freute sich sehr darüber, dass er mal wieder etwas gemeinsam mit seinem Kindheitsfreund unternehmen konnte.
Früher hatten sie oft etwas zusammen gemacht, doch als beide anfingen zu Arbeiten und neue Leute kennenlernten änderte sich das. Nachdem Takahiro dann seine zukünftige Frau vorgestellt hatte und der Autor sich inzwischen mehr mit Misaki beschäftigte, sahen sie sich so gut wie gar nicht mehr. Nach dem Umzug nach Osaka, der plötzlich nach der Hochzeit stattfand, telefonierten sie sogar nur noch ab und an. Dabei war der Schriftsteller doch immer so anhänglich gewesen und jetzt schien von dieser Zeit nichts mehr da zu sein. Dies stimmte den Schwarzhaarigen irgendwie traurig.
„...wollen wir als nächstes hin?"
„Hmn?"
„Wo wollen wir als nächstes hin?", fragte der Autor erneut.
„Ah. Ich war in Gedanken, entschuldige.", erwiderte Takahiro. „Als nächstes? Hmn, entscheide du! Immerhin haben wir bis jetzt nur das gemacht, was ich wollte."
„Hmn. Dann gehen wir uns die Delfin Show anschauen.", meinte er und deutete auf das etwas weiter entfernte Gebäude, welches einen Delfin auf dem Dach hatte.
„Was Ruhiges also, okay.", sagte Takahiro lächelnd und stand auf.
Nach der Delfin Show sahen sie sich noch zwei weitere Shows an und gerade als sie das Gebäude verlassen hatten, klingelte ein Handy.
„Ich glaube das ist deins.", meinte der Grauhaarige.
„Oh, du hast Recht." Als Takahiro sein Telefon aus der Tasche gezogen und auf das Display gesehen hatte, verfinsterte sich sein Blick augenblicklich. „Ich muss da eben ran gehen, dauert auch nicht lange.", sagte er mit ernster Stimme und verschwand hinter einer Ecke.
Usami Akihiko sah seinem Freund mit ernster Miene hinterher und fragte sich wer der Anrufer sein könnte. Der Autor setzte sich auf eine naheliegende Bank und zündete sich eine Zigarette an. <Wann er mir wohl sagen wird was geschehen ist? Ich werde noch verrückt...>
10 Minuten später kam Takahiro wieder und noch immer hatte er diesen finsteren Gesichtsausdruck.
„Tut mir leid, hat doch länger gedauert."
„Ist schon okay, war ja sicherlich wichtig...", sagte der Autor mit einem leichten Lächeln.
„Naja... lassen wir das.", erwiderte Takahiro. „Was machen wir jetzt? Es wird langsam dunkel."
„Stimmt. Hmn, ich weiß nicht. Zurück fahren?"
„Also eigentlich würde ich lieber noch etwas hier bleiben."
„Oh. Okay, dann bleiben wir eben noch hier." Der Schriftsteller sah seinem Freund an, dass irgendetwas bei dem Telefonat gewesen sein musste und er deshalb nun traurig war. Also musste er dafür sorgen, dass sich das änderte. „Wo willst du hin?"
„Da hin!", erwiderte er und zeigte auf das große Riesenrad.
„Ah, gut. Dann dahin."
Also machten sich die Zwei auf den Weg zum Riesenrad. Beide schwiegen, keiner von ihnen brachte auch nur einen Ton auf dem Weg dahin über ihre Lippen, obwohl ihnen so viel auf dem Herzen lag.
Nun saßen sie in einer Gondel des Riesenrades und starrten, ohne ein Wort zu sagen, in den sich dunkelblau färbenden Himmel.
„Was hältst du von der Ehe, Usagi-san?", unterbrach der Schwarzhaarige die Stille.
„Hmn?"
„Und von der einen wahren Liebe?"
„Wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte der Autor etwas verwirrt.
„Ach nur so...", gab er als Antwort zurück.
„Takahiro...", fing der Autor ernst, jedoch mit sanfter Stimme, an. „Willst du mir nicht sagen warum du plötzlich zu mir gekommen bist? Ich sehe dir doch an das etwas nicht stimmt. Immerhin kennen wir uns schon so lange."
„Wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmt?", fragte er mit einem gequälten Lächeln.
Dann beherrschte erneut Stille die Gondel. Nach einigen Minuten jedoch, atmete der Schwarzhaarige tief durch. „Die Wahrheit ist... ich wusste nicht wohin ich sonst gehen sollte. Du bist schließlich mein bester Freund..."
„Takahiro...", Usami Akihiko sah sein Gegenüber mit weit geöffneten Augen an.
„Für mich ist das ein völlig neues Gefühl, ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.", sagte er mit weinerlicher Stimme. „Ich meine, wie soll man sich fühlen, wenn man von seiner Frau verlassen wird?"
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Meine neue Liebe
FanfictionTakahiro steht plötzlich vor der Tür und bringt das Leben des Schriftstellers und seines Geliebten Misaki völlig durcheinander. Und wer ist dieser Mann, zu den es Misaki in seiner Verzweiflung zieht? Was werden die Zwei tun, um sich nicht zu verli...