Liebe und Schmerz

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„Was zum..."
Misaki konnte nicht glauben was er da vor sich sah. Takahiro und Usami Akihiko küssten sich vor seinen Augen. Nein, es sah eher so aus, als würde sein Bruder Usagi-san küssen. Seinen Usagi-san!
„Was hat das zu bedeuten?", fragte er mit lauter Stimme.
Der Schwarzhaarige, der zuvor noch wie in Trance war, wich ruckartig zurück als er die Stimme seines Bruders wahrnahm. Geschockt über sich selbst, sah er sein gegenüber Usami Akihiko perplex an. Dieser schien ebenfalls geschockt zu sein, denn er hatte seine Augen weit aufgerissen.
„I... ich...", stotterte Takahiro.
„Hey!", sagte Misaki schon fast schreiend. Er fühlte sich ignoriert und wurde langsam wütend. „Ich frage noch mal. Was hat das zu bedeuten?"
Der Autor sowie Takahiro richteten beide gleichzeitig ihren Blick auf den scheinbar Fassungslosen. Der Schriftsteller brachte kein Ton heraus. Er hatte das, was eben geschehen war noch nicht realisiert. Es kam ihm vor wie ein Traum.
„Misaki, ich...", begann der Schwarzhaarige und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Es ist nicht so wie du denkst."
„Es ist nicht so wie ich... was?" Der Braunhaarige kochte vor Wut. „Ihr küsst euch also nur zum Spaß?"
„Nein... ich... wie soll ich das nur erklären."
„Du brauchst mir nichts erklären Nii-san. Ich verstehe schon... Viel Glück euch beiden!"
„Misaki?" Takahiro sah seinen Bruder verwirrt an.
Doch der angehende Editor hatte genug, er wollte einfach nur noch weg. Er drehte sich um und marschierte Richtung Wohnungstür.
„Misaki!"
Der Braunhaarige blieb abrupt stehen als er seinen Namen hörte.
Der Schriftsteller schien wieder bei Sinnen und war von der Couch aufgesprungen. Jetzt sah er seinen Geliebten mit ernster Miene an, doch dieser würdigte ihn keines Blickes.
„Misaki! Was redest du da? Wir sind ni-"
„Ich habe genug gesehen!", erwiderte Misaki mit lauter weinerlicher Stimme. „Deshalb habe ich dich also nicht wiedererkannt... Ich habe es immer gewusst! Ich bin weg, mir reicht's!" Und damit stürmte der angehende Editor aus der Wohnung.
Der Autor wollte ihm hinterher laufen, wurde allerdings am Arm festgehalten.
„Usagi-san! Bitte geh nicht...", flehte ihn der Schwarzhaarige an.
„Aber ich muss..."
„Ich flehe dich an... Ich... ich liebe dich!"
Usami Akihiko riss seine Augen auf und sah Takahiro irritiert an.
„Ja... ich liebe dich.", wiederholte er, ließ den Arm des Autors los und ließ sich auf die Couch fallen.
„Takahiro was... Weißt du überhaupt was du da sagst?", fragte ihn der Grauhaarige geschockt.
„Ja. Ich habe lange genug darüber nachgedacht. Die Zeit hier hat es mir letztlich gezeigt."
„Aber wie..." Doch bevor der Autor weiter sprechen konnte, musste auch er sich erst mal setzen. Sein geliebter Misaki war in den Hintergrund gerutscht. Jetzt musste er erst einmal das hier verstehen. „Wie kommst du plötzlich darauf, dass du mich lieben würdest?"
„Naja, ich... wie soll ich das nur erklären.", begann der Schwarzhaarige. „Ich habe mich schon immer gefragt, warum du so speziell warst. Warum du dich in manchen Situationen so seltsam verhalten hast. Ja, ich habe es durchaus mitbekommen, dass du immer an meiner Seite warst... Ich konnte mir nur keinen Reim daraus machen. Ich verstand es einfach nicht. Auf die Idee, dass du mich lieben könntest, wäre ich niemals gekommen. Wie denn auch..." Takahiro hielt kurz inne und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Es muss schrecklich für dich gewesen sein, als ich dir Minami vorgestellt habe... Es tut mir so wahnsinnig leid. Ich war einfach Blind."
Usami Akihiko saß auf der Couch, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Er konnte nicht glauben was er da hörte. Doch was ihn noch mehr beschäftigte war die Frage, woher Takahiro so plötzlich wusste, dass er ihn geliebt hatte. Von ihm selbst hatte er es schließlich nicht erfahren und er glaubte auch nicht daran, dass es ihm Misaki gesagt hätte. Eventuell Hiroki? Nein, das war ausgeschlossen. Doch woher wusste er es dann?
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll...", meinte der Autor und sah zu Boden. „Woher... woher weißt du, dass ich dich..."
„Vor einigen Wochen...", begann Takahiro erneut. „Da habe ich nach etwas gesucht und bin dabei zufällig auf die Spieluhr meiner Eltern gestoßen. Weißt du noch? Du hast sie damals reparieren und restaurieren lassen."
„Ja, ich erinnere mich. Eine wirklich schöne Spieluhr."
„Ja, das ist sie... Kannst du dich denn an noch etwas erinnern, wenn du an diese Spieluhr denkst?"
„An noch etwas?", fragte der Schriftsteller und dachte angestrengt nach. „Nein, tut mir leid... kann ich nicht."
„Hmn" Takahiro sah sein Gegenüber enttäuscht und traurig an. „Diese Spieluhr... Sie hat ein Geheimfach. Ich habe es selber nur durch Zufall entdeckt."
„Ein Geheimfa-" Plötzlich fiel es dem Autor wie Schuppen von den Augen. Das Geheimfach! Wie konnte er das nur vergessen? Wie konnte er ihn nur jemals vergessen? Den Ort an dem er seine Gefühle für Takahiro versteckt hatte.


„Hey Misaki, was gibt's? – Hallo?"
Honda Shoutas Handy hatte geklingelt. Er war natürlich dran gegangen, denn der Anrufer war kein geringerer als sein geliebter Misaki. Doch Misaki meldete sich nicht. Am anderen Ende der Leitung war es totenstill. „Misaki? Hey, sag doch wa-" Doch er hatte aufgelegt. Der Blonde sah sein Telefon ungläubig an. Sofort wählte er Misakis Nummer und versuchte ihn zu erreichen, doch das Handy war aus.
„Was sollte das nur? Ob er nur ausversehen meine Nummer gewählt hat? Hmn, möglich wäre es, aber... Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Er wollte doch nach Hause, vielleicht ist etwas passiert?" Honda machte sich aus irgendeinem Grund sorgen und dachte darüber nach, was er nun machen könnte.
„Die einfachste Lösung ist es wohl, wenn ich zu ihm fahre... Ja, das werde ich machen!" Der Editor warf sich seine Jacke über die Schulter, schnappte sich seinen Schlüssel und verließ seine Wohnung.


„Hah... Hah..." <Was mache ich jetzt nur...>
Misaki lehnte in einer kleinen Seitengasse an einer Wand und atmete schwer. Die ganze Zeit war er einfach nur gerannt. Ohne auf seine Umgebung zu achten, rannte er einfach quer durch die Stadt bis ihm allmählich die Luft ausgegangen war.
„Hmn... wo bin ich hier überhaupt?" Nachdem der angehende Editor sich einen kurzen Moment ausgeruht hatte, sah er sich um. „Ach, ist ja eigentlich auch egal." Misaki ließ sich nach unten sinken und saß nun auf dem kalten Boden. Seine Beine angewinkelt, vergrub er seinen Kopf zwischen ihnen. <Ich wusste es die ganze Zeit... Usagi-san hat immer nur meinen Bruder geliebt. Ich war einfach nur ein Ersatz für ihn...> Der Braunhaarige zog seine Beine noch näher an sich heran. <Doch obwohl ich es wusste, tut es jetzt dennoch so weh... wieso nur?>
Tränen liefen ihm jetzt über das Gesicht, er konnte sie einfach nicht mehr aufhalten. Natürlich tat es ihm weh, denn er liebte den Autor mehr als alles andere. Dies war ihm schon vor langer Zeit klar geworden. Doch er hatte es ihm nie wirklich gesagt. Er sagte ihm zwar oft, dass er ihn liebte, aber nie wie sehr er dies tat.
<Jetzt ist es wohl zu spät... was soll's. Usagi-san hat Glück, Nii-san scheint seine Gefühle endlich zu erwidern. Das freut mich wirklich... Aber... aber... ich liebe ihn doch auch!>
Nun saß der angehende Editor da, zusammen gekauert in einer Ecke und weinte fürchterlich. Er wusste nicht was er jetzt machen sollte, wo er denn hin könnte. Alles was ihm wichtig war hatte er auf einen Schlag verloren. Misaki brach innerlich zusammen, noch nie hatte er einen so unerträglichen Schmerz fühlen müssen. Seine Brust schmerzte so sehr, dass er dachte, er würde jeden Moment sterben.

Meine neue LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt