Wir müssen noch 'aufnehmen'

1.

  ~Rotpilz' Sicht~

Gerade bin ich auf dem Weg zu Rewi, neben Petrit mein bester Freund.
Naja... Was heißt 'bester Freund', ich... Für mich ist er schon lange nicht mehr mein 'bester Freund', mein 'Bro' oder einfach ein 'Kumpel'.
Ich liebe ihn.
Die ganze Zeit schon denke ich darüber nach, ob ich es ihm heute sagen soll oder nicht.
Einerseits habe ich dann Klarheit und eine Antwort von ihm, aber andererseits könnte es sein, dass er mich nie wieder sehen will, so wie es bei Lena so ziemlich der Fall ist.
Trotzdem bringt mich diese Ungewissheit, diese Geheimniskrämerei und diese ständigen Lügen so langsam um
Ich kann das nicht mehr!
>Wenn Rewi dann nichts mehr mit mir zu tun haben will, ist es wahrscheinlich auch besser so. Wo ist das Problem, dass ich schwul bin? Ja, ok, ich liebe ihn, aber... Das heißt doch nicht, dass wir keine Freunde bleiben können! Die ganze Zeit hat es funktioniert, ohne dass er es wusste, wieso sollte er das alles wegwerfen, nur, weil ich nicht hetero bin? Caty und Simon sind schließlich auch noch Freunde!< überlegte und entschied ich. >Nach der Aufnahme werde ich es ihm sagen.<
Ich bog in die Straße ein, in der Basti wohnte, ging das letzte Stück und als ich an dem Youtuber-Haus ankam, klingelte ich.
Die Tür machte dieses Summen, welches anzeigte, dass ich das Haus nun betreten konnte, ich öffnete sie, schloss sie hinter mir und ging die Treppen hoch zu Rewis Wohnung.
Das Geländer im Treppenhaus hielt ich auf dem Weg mit meiner schwitzigen, kalten Hand fest. Ich war so nervös wie schon lange nicht mehr.
Ich bemerkte nicht, dass dieser Junge bereits im Türrahmen stand und wartete, da ich mal wieder in meiner eigenen Welt war. Naja, was heißt 'eigene Welt', ich hatte einfach eine gähnende Leere in meinem Kopf und alles, was da war, war diese Angst und diese Nervosität.
"Hey, Felix!", rief Sebastian als Begrüßung, was mich zusammen zucken und aufschauen ließ.
"Hey.", entgegnete ich leiser als sonst.
"Alles ok bei dir? Du siehst so... niedergeschlagen aus.", bemerkte er.
"Hm?", ich fing an zu lachen. "Nein, nein! Alles ok! Keine Sorge!"
>Alles ok und keine Sorge also... Aha... Sehr toll Felix, noch mehr Lügen...<
Schon ging ich wie selbstverständlich auf ihn zu wie immer und wir umarmten uns.
Aber etwas war anders: Intensiver als sonst.
Naja, bei mir war's ja verständlich, schließlich kann es sein, dass das hier unsere letzte Umarmung war, aber davon hat er ja noch keine Ahnung...
Er schien zu bemerken, dass etwas anders war, weshalb er sich hektisch von mir löste und voraus mit den Worten: "Komm mit! Ich hab schon alles vorbereitet, wir können direkt anfangen aufzunehmen!" in sein Zimmer, wo wirklich alles schon bereit stand.
Ich seufzte, woraufhin ich einen verwirrten Blick erntete.
"Ich dachte, wir hätten noch'n kurzen Quickie vorher, aber ok.", redete ich mich gespielt schmollend heraus.
"Nee, sorry, Felix, vielleicht nachher noch.", grinste er. "Ach ja! Nachher wollten die anderen noch feiern."
"Okay...? Und da willst du fertig sein, nehme ich an?"
Es war eher eine Feststellung als eine Frage, aber er nickte.
>Das heißt, ich habe noch weniger Zeit... Scheiße!<
Er ließ sich in seinen Stuhl fallen und ich setzte mich auf den Stuhl neben ihn.
Dann bekam ich noch kurz gesagt, dass er bereits alles vorbereitet hat und wir fingen mit der Aufnahme an.
Außerdem gab es eine Planänderung: Rewi wollte wieder Fanfiktions lesen.
Genaugenommen Rewilz-FFs.
Meine Nervosität stieg, meine Hände und Füße wurden schwitziger und kälter, mein Herz raste und mir wurde übel.