Die Vogelfreien

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Der Geruch von Räucherfleisch lag in der Luft. Er war da, wenn auch schwach. Zu spät viel es mir auf und als ich endlich begriff, dass ich den Proviant der Männer roch, in dessen Hinterhalt ich geradewegs hineinritt, erkannte ich, mich unbemerkt umschauend, den Kessel. Es war ein Talkessel, hervorragend geeignet für einen Überfall. Eine ganze Armee kam hier nicht mehr heraus! Ich fluchte leise und erst darauf reagierte das schüchterne Mädchen hinter mir: "Was... was ist denn los?" Sie hatte schon wieder Angst in der Stimme - oder immernoch? Ich konnte es nicht sagen und wollte es im Grunde auch nicht wissen. Egal wer uns hier auflauerte, sollten sie Emilia in die Finger bekommen würde ihr sehr viel schrecklicheres wiederfahren als der König mit ihr vor gehabt hatte! Ich musste den besten Platz zum Kämpfen erspähen, durfte mich aber nicht auffällig umschauen... Verdammt! Warum war ich auch so in Gedanken versunken gewesen?

Zu meinem Bedauern fand sich keinen geeigneten Platz und steuerte schließlich langsam in den Wald. Ich hatte zwar nicht die für mich beste, dafür jedoch die mit Abstand schlechteste Stelle ausgemacht - und die wollte ich meiden.
Wir waren schon fast unter dem schützenden Blätterdach, als überraschender Weise ein Mann aus den Büschen trat. Mit einem Grinsen und ausgebreiteten Armen kam er langsam auf mich zu: "Michael, alter Freund!" Und da erkannte ich ihn: Es war mein tollküner, leichtsinniger, älterer Bruder. Er hatte uns am Anfang des Jahres verlassen an dem unser Dorf überfallen wurde. Ich hasste ihn dafür, dass er, als einer der talentiertesten Kämpfer den ich je gesehen hatte, nicht dabei war um seine Familie zu beschützen. Geschickt wich er einem Wurfmesser aus, welches ich schneller in der Hand und der Luft hatte, als er ahnen konnte, und aus allen toten Winkeln des Waldes traten seine Männer hervor und taten es mir nach - nur zielten deren Messer auf uns! Ich riss mein Schwert vom Rücken, vorsichtig, um Emilia nicht zu verletzten, und dennoch mit nur einem Muskelzucken. Alle Messer abzufangen, es waren nicht ganz ein Dutzend, erforderte eine ungeheure Konzentration und als ich es tatsächlich bewerkstelligt hatte, und sich das Klirren des Stahls legte, standen wir umringt von Männern mit Bögen und Armbrüsten. Oh, wie ich Armbrüste hasse! Mein Bruder - ich werde ihm nicht die Ehre erweisen seinen Namen auch nur zu denken - erhob einhaltgebietend die Hand. Natürlich war er der Anführer dieses gottlosen Haufens, ich hätte es wissen müssen. Ich steckte mein Schwert nicht weg - ich wollte nicht, dass Emilia den Trick bemerkte der nötig war, um es zu ziehen oder wegzustecken, sondern hielt es drohend und erhoben in einer Hand. "Was willst du von mir, Bruder? Bist du unter die Mörder gegangen? So wenig Ehre hätte ich nichteinmal dir zugeschrieben..." Er ließ sich nicht provozieren, er hatte es schon nicht als wir noch Kinder waren, sondern grinste nur umso breiter: "Wer ist den diese entzückende Dame hinter euch? Guten Tag, meine Schöne." Er küsste ihre Hand und seine Schergen grinsten. Meine Aktion duzende Wurfmesser abzuwehren ohne vom Pferd abzusteigen wurde allgemein ignoriert. Ich richtete mein Wort an Emilia. Ich musste den Blick nicht erst von meinem Bruder wenden, damit sie wusste sie war gemeint - sie wusste es einfach. "Wollt ihr bei diesen... Männern.. verweilen oder schnellstmöglichst weiterreiten? Ich muss gestehen ich würde letzteres vorziehen, Milady." Ich sah sie nicht, schließlich hatte ich mich nochimmer nicht umgedreht, und wusste dennoch mir ihre Verlegenheit vorzustellen. Nach ein paar Momenten erlöste ich sie von ihrer misslichen Lage: "Wir haben es eilig, es tut uns sehr Leid, liebster Bruder. Ich hoffe inständig wir laufen uns ein weiteres Mal über den Weg. Es war tatsächlich eine gelungene Überraschung dich hier zu treffen." Die Männer lachten, sie wussten wohl um unser Verhältnis zueinander. Er hatte mich noch nie sehr gemocht, ich weiß auch nicht warum, deshalb hatte ihm die Reaktion seiner Leute auf meinen Angriff auch nichts ausgemacht. Allerdings hatte ich ihn mit meiner Aktion beeindruckt - auch wenn sich natürlich niemand traute darüber auch nur ein Wort zu verlieren. Ich erzählte bereits wie gut er eine Klinge zu führen wusste, dennoch war es unmöglich damit anzustellen, was ich soeben bewerkstelligt hatte - selbst ein einziges Wurfmesser stellt einen guten Krieger auf die Probe. Er hielt mir die Hand entgegen und meinte, nun schon fast freundlich: "Michael, mein lieber Bruder, wer weiß wann wir sterben werden? Es ist wahrscheinlicher deinen Kopf bei unserem nächsten Treffen auf einem Pfahl vorzufinden, als auf deinem Hals! Von meinem wollen wir gar nicht erst anfangen....", er lachte einmal kurz bevor er fortfuhr, "Verweile doch zumindest eine Nacht, um der alten Zeiten Willen!" Ich sah ihn ungläubig an, doch sein Gesichtsausdruck verriet den Ernst seines Vorschlags! Zu befürchten hatten wir höchstwahrscheinlich nichts - zwar war er nie ein guter Bruder gewesen, doch immer ein Mann der Ehre. Er würde sich nicht an seinen Gästen vergreifen - zumindest hätte er sich dafür stark geändert haben müssen! Mein Nachdenken dauerte ihm wohl zu lange, denn er erhob gespielt überrascht samt seiner Stimme seine Arme: "Gott bewahre, mein eigener Bruder misstraut mir? Was habe ich dir angetan um diese Schmach zu verdienen? Erinnerst du dich nicht mehr an unsere Schwüre? Nicht einen haben wir gebrochen - bis heute habe ich gegen keinen verstoßen! Unsere Worte waren steht pures Gold, jede Silbe ein Juwel! Wie kannst du mir nicht glauben, wenn ich dir doch verspreche, weder ich noch einer meiner Männer wird seine Hand gegen euch erheben!" Er schaute in die Runde damit auch jedem klar war, dass dies einen Befehl darstellte. In den Augen ein jedem seiner Männer konnte ich die Strafe für den Bruch dieses Befehls lesen - den Tod. Spätestens nach diesen seiner Worte war unser Bleiben ein muss, wollte ich ihn nicht mit Schade beladen. Ihn, und mit ihm unsere Familie! Doch dies war in Ordnung und nicht der Grund für das immernoch anhaltende Ausbleiben einer Antwort, der Grund hierfür war mein gedankliches Abschweifen in unsere Kindheit und mein darauffolgendes Schmunzeln. Auch mein Bruder grinste, als er sich wieder zu mir wandte. Er begann zu lachen als er mich wieder vor Augen hatte und wollte gerade erneut zu Reden beginnen, als ich ihm die Worte aus dem Mund raubte: "Eure Ehre ist über jeden Zweifel erhaben, mein lieber Bruder! Nur zu gerne würde ich es sehen, in eurer kostbaren Gesellschaft verweilen zu können. Doch bin ich im Dienste dieser jungen Dame, wie ihr sehen könnt, und kann mich unmöglich einzig nach meinen eigenen Wünschen richten. Wir haben es eilig, denn ihre Sicherheit ist meine oberste Priorität! Und da ihr meine Vorliebe für alles teilt, was ich nicht bekommen zu können scheine, werdet ihr sicherlich nicht überrascht sein zu erfahren, dass ich sie dem König höchstselbst wegschnappte!" Er kannte meinen Drang und meine Bereitschaft für lebensmüde Aktionen - dies war sogar eine unserer wenigen Gemeinsamkeiten! Doch sich gegen den König aufzulehnen war noch ein gutes Stück über all unseren bisherigen Trotzigkeiten. Zwar war mein Bruder überrascht, jedoch längst nicht so sehr wie ich erwartet hatte... Nach einem kurzen Moment der Bewegungslosigkeit begannen er und all seine Männer ein lautes, schrilles, ächzendes Gelächter. Auf eine Antwort musste ich warten, bis es sich legte. "Bruder, ich bin stolz auf dich! Was denkst du ist der Grund für unseren Aufenthalt in einem leicht zu verteidigenden Talkessel? Nicht wirklich hast du geglaubt, dein Bruder sei unter die Mörder und Räuber gegangen?! Nein sicher nicht, sonst hättest du nicht einmal in Erwägung gezogen zu bleiben... Nein, mein liebster Bruder, -", ich war sein einziger, sonst wäre mir dieser Titel alles andere als sicher gewesen, "- ich und meine treue Gefolgschaft,-", er hob seine Stimme und ließ sie verheißungsvoll klingen, als er triumphierend verkündete, "- führen den Aufstand gegen den König!"

Nun war es an mir überrascht zu sein. Auch mein Bruder hatte sich mehr Überraschung meinerseits erhofft, ich konnte es in seinen Augen lesen, doch war ihm dies keine weiteren Worte wert. Bestimmt packte ich ihn an den Schultern und starrte ihm tief in die Augen, als ich mit eindringlicher Stimme begann: "Ich flehe euch an, Bruder, sagt mir nicht ihr redet von diesem Aufstand gegen diesen König! Und bitte sagt mir ferner euer so genannter 'Aufstand' ist nicht die Verharmlosung des Wortes 'Krieg'!" Verzweiflung baute sich in mir auf, gegen die ich kämpfen musste um die Fassung zu behalten, die Fassung um die Uhrsache dieser Verzweiflung zu bekämpfen: Der Plan eines blutigen Gemetzels, der Plan einer Schlacht, der Plan für was später allen bekannt werden sollte unter dem Namen "Der Krieg der Welt"! Natürlich sollte dieser 'Aufstand' nicht die gesamte Welt mit einbeziehen, unter anderem weil das Meiste dieser Welt noch so unerforscht war wie jede andere, aber nichts desto Trotz das komplette Bürgertum gegen den gesamten Adel aufstacheln! Mit einem Lächeln, schon fast einem Grinsen auf den Lippen antwortete mir mein Bruder: "Oh doch! Jenes Adelshaus ist gemeint, doch sagt, ist unsere Botschaft derart verbreitet um unser edles Vorhaben Den Aufstand zu nennen?" 'Leider ja...', dachte ich, doch sprach es nicht aus. Wie die Pest hatte sich die Nachricht verbreitet, 'die Revolution' stehe vor der Tür. Des Weiteren hieß es, sie hätte in diesen Gefilden ihren Ursprung, was eines der Hauptgründe für meine Anwesenheit in diesem für mich eher unüblichen Gebiet war. "Bruder, höre meine Worte! Ein Krieg mag eine Lösung sein, doch welcher Situation man auch gegenüber steht, er ist die Falsche! Ein Krieg nimmt mehr Leben als er erleichtert - und das wenn man gewinnt! Der König mag kein Musterknabe sein, doch auf ihn wird ein neuer folgen und nach diesem ein Nächster... Ich bitte dich, hör auf. Du versuchst das Meer auszutrinken." All dies sagte ich und Gott weiß was noch, doch ich wusste selbst wie aussichtslos es war - mein Bruder hatte noch nie etwas aufgegeben. Irgendwann stoppte er mich - er schob meine Hand von seiner Schulter - und sagte kurz aber bestimmt: "Ich werde es tun." Damit war das Schicksal von tausenden, hundert tausenden Soldaten sowie Bauern besiegelt:

Es wird Krieg geben!






Ein herzliches Willkommen an alle, die es bis hierher geschafft haben! Ich danke euch fürs Lesen meiner Geschichte und fürs Verfolgen von Michaels Abenteuer.

Im Schreiben mag ich nicht der Schnellste sein - um ehrlich zu sein hatte ich das Projekt in der Zwischenzeit schon aufgegeben - doch sollten sich tatsächlich ein paar Leute finden denen ich mit meiner Geschichte den Alltag versüße, so werde ich mich mit neuen Kräften in die Rolle eines Autors stürzen! Die Geschichte nur für mich zu schreiben ist zwar schön und gut, jedoch weiß ich bereits was passieren wird , wie es passieren wird, ebenso wie wann und warum! Seid unbesorgt, ich habe nichts von meinen Ideen für dieses Abenteuer vergessen.
Darum bitte ich euch, schreibt mir eure Meinung - was ihr gut fandet und was schlecht, was interessant war und was trist, ich bitte euch: Helft mir diesen Traum wahr werden zu lassen!

Nochmals ein tiefes und ehrliches Dankeschön und eine innige Verbeugung!






Die heiligen HeldenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt