Unit 27

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Montagnachmittag kam ich genervt von der Schule nach Hause. Zwei Wochen Ferien hatten mich einfach zu sehr verwöhnt und so war ich müde und schlecht gelaunt. Als dann auch noch ein großes schwarzes Auto vor unserer Einfahrt stand gab mir das den Rest. Wer musste sich so dämlich hinstellen, dass ich nirgendwo mehr parken konnte? Mehr schlecht als recht stellte ich den Mini neben der Straße ab. Er hing so halb im Graben und ich verfluchte denjenigen, der seine protzige Karre mitten in unserer mickrigen Einfahrt parken musste.

Einen kleinen Moment lang dachte ich ja noch es wäre Henry, sein Auto war auch schwarz und sah so ähnlich aus, aber er hätte mich überholen müssen, um vor mir hier zu sein und außerdem wäre das unlogisch. Auch wenn es mich gefreut hätte, weil er den ganzen Schultag komisch war und ich deshalb noch genervter war. Leider blieb zwischen den Stunden keine Zeit zum reden und in der Pause musste er „dringend" telefonieren. Warum auch immer.

Ich packte meine Schultasche und ging zur Haustür, diese sperrte ich auf und rief: „Mum?"

Normal tat ich das nicht, aber dieses Mal wollte ich wissen, ob sie in der Küche war, damit ich sofort denjenigen zu Recht weisen konnte, der so schlecht geparkt hatte.

„Küche!" kam zurück, aber Mum klang nicht wie normal. Sie klang, als wäre sie krank, dabei war sie heute Morgen noch fit. Ich warf meine Schultasche auf die unterste Treppenstufe und ging in die Küche, wo zu meiner Überraschung Phillip saß.

Okay, ihn würde ich vielleicht zu nicht zusammenpfeifen. Er saß am Tisch und sah zu mir, einen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt.

„Oh hey, du bist aber schnell vorbei gekommen", meinte ich erstaunt zu ihm. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass er gleich am nächsten Tag zu uns kommen würde. Hatte er keine Verpflichtungen, denen er nachgehen musste? Phillip saß meiner Mutter gegenüber und sah mich mit großen Augen an. Mums Augen hingegen waren angeschwollen und sie sah so aus, als hätte sie geheult. Es war bestimmt cool, dass sie sich nach so langer Zeit wieder gesehen hatten, aber gleich heulen?

Da fiel mir ein, dass ich ganz vergessen hatte, ihr den schönen Gruß auszurichten.

„Oh Mum, sorry, aber ich hab's echt voll vergessen. Phillip meinte ja, dass ihr euch kennt und er hat gesagt, ich solle dir einen schönen Gruß ausrichten", erklärte ich Mum, die aber wenig daran interessiert schien und sah dann zu Phillip.

„Sorry", sagte ich auch noch zu ihm, aber er winkte nur ab.

„Kein Problem, Charlott", als er meinen Namen aussprach war das irgendwie gruselig. Alles hier war irgendwie gruselig. Phillip sah mich so komisch an. Noch komischer, als er mich bei Henry angeblickt hatte. Ich hatte das Gefühl, dass hier irgendetwas ablief, was ich nicht wusste und das beunruhigte mich.

„Was ist passiert?" fragte ich nach. Warum heulte Mum? War jemand gestorben? Oma und Opa ging es doch noch gut. Und sie waren auch heil in Deutschland wieder angekommen.

Phillip sah zu ihr, aber nachdem meine Mum einige Zeit lang nichts sagte räusperte er sich und sagte: „Das ist jetzt dein Einsatz."

Seine Worte klangen hart und Mum nickte wie ein kleines Schulmädchen, dass vom Lehrer angesprochen wurde leise zu sein.

Sie schnäuzte noch einmal lautstark, bevor sie mich zu sich winkte.

„Setz dich bitte", teilte sie mir mit und ich ging unsicher zum Küchentisch, um am Kopfende Platz zu nehmen.

„Charlott, es geht um dienen Vater", fing sie an und ich war mehr als nur verwirrt. Was hatte der jetzt damit zu tun, dass Phillip zu Besuch war? Ich war zu verwirrt, um irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.

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