Kapitel 3

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Während des Unterrichtes störte mich zum Glück niemand.
Als die Stunde vorbei war, packte ich schnell meine Sachen ein und ging schnellen Schrittes aus dem Raum raus.
Da ich heute die letzte Stunde Ausfall hatte, lief ich noch zu meinem Spind, um die Bücher dort zu verstauen.
Als ich an meinem Auto angekommen war, wollte ich eigentlich sofort einsteigen, fand aber an der Windschutzscheibe einen kleinen Zettel. Na toll!
Es war ein Strafzettel, weil ich auf dieser Straßenseite nicht parken durfte. Warum zur Hölle war das verboten? Und was war denn, wenn der Parkplatz voll war? Soll man dann 10 Straßen entfernt parken oder was? Na, wahrscheinlich durfte man da dann auch nicht parken.

Wütend nahm ich den Strafzettel von der Windschutzscheibe und stieg in das Auto. Unser Auto war übrigens weinrot und es war zugegebenermaßen schon etwas alt. Meine Vater hatte es vor einigen Jahren gekauft, aber da Mom einen Smart hatte, um damit zu ihren Auftritten zu fahren, brauchte sie kein weiteres Auto. Er hatte es gekauft, da in der Zeit Stella geboren wurde und er dachte, dass wir zu viert ein Auto brauchen könnten. Aber dann war mein Vater vor ungefähr drei Jahren stationiert worden und seitdem lebt er in England. Meistens sehen wir ihn dann in den Ferien, wenn er zu uns kommt oder wenn wir zu ihm kommen. Wir hatten in England nämlich extra ein Haus gemietet, um nicht immer in einem Hotel wohnen zu müssen, wenn wir ihn sehen. Auf jeden Fall stand das Auto seitdem eigentlich nur in der Garage, aber als ich dann meinen Führerschein gemacht hatte, haben wir es wieder rausgeholt und jetzt benutze ich es immer, um zur Schule zu fahren und manchmal auch um Stella zum Kindergarten zu bringen.

Ich fuhr gerade in die Straße in der unser Haus stand, als mein Handy klingelte. Ich weiß, eigentlich soll man beim Autofahren nicht telefonieren, aber ich sah, dass es Mom war und ging ran.  "Hey Mom! Bist du schon zuhause?" , begrüßte ich sie. Sie erwiderte bedauernd: "Nein, mein Schätzchen. Ich wurde kurzfristig noch für einen Auftritt gebucht und komme leider erst heute Abend. Ich hoffe, das macht dir nichts aus." Mir versetzte es zwar schon einen kleinen Stich, aber das ließ ich mir nicht anmerken und ich antwortete: "Ist schon ok. Dann sehen wir uns heute Abend?" "Genau. Lief heute alles gut?" Ich dachte an den stressigen Morgen und musste lächeln. Aber, dass ich verschlafen hatte, wollte ich Mom nicht unbedingt erzählen, weil ihr das mittlerweile schon auf die Nerven ging, dass ich immer verschlief. Deshalb sagte ich einfach nur: "Ja, war alles gut." Damit verabschiedete ich mich von ihr, denn wollte die Haustür aufmachen, suchte aber meinen Schlüssel in der Schultasche und brauchte dafür beide Hände. Von dem Strafzettel wollte ich ihr erst heute Abend erzählen.

Ich kramte in meiner blauen Tasche in allen Fächern, fand den Schlüssel aber nicht. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich holte meine ganzen Schulsachen heraus, aber er war immer noch nicht zu sehen. Dann durchsuchte ich noch meine Jacke. Sie war grau, mit hellblauen Reißverschlüssen. Ich suchte in beiden Jackentaschen, aber es war hoffnungslos. Ich hatte meinen Schlüssel in der Eile, heute morgen wohl vergessen. Ich überlegte, was ich jetzt tun sollte, da Mom ja erst heute Abend wiederkommen würde und ich nicht bis dahin warten wollte. Mir fiel ein, dass Chloe einen Schlüssel von uns hatte. Ich nahm mein Telefon und tippte ihre Nummer ein. Gerade als ich auf Anrufen drücken wollt, hörte ich eine tiefe Stimme links von mir sagen: "Hast du dich etwa selbst ausgesperrt?" Jeremys Stimme klang amüsiert, aber mir war ganz und gar nicht nach Lachen zumute. Ich schaute zu ihm hoch und fragte ihn schnippisch: "Verfolgst du mich etwa?"

Daraufhin hörte ich ein leises Lachen. Dann sagte Jeremy: "Eigentlich wollte ich nur nach Hause fahren und habe dich dann gesehen, wie du in deiner Tasche nach etwas gesucht hast und es dann anscheinend aufgegeben hast." Peinlich berührt schaute ich in die andere Richtung, dachte aber dann nochmal genauer nach. Früher, als Jeremy und ich noch zusammen waren, hatte er mich immer hier abgesetzt und ist dann weitergefahren. Es stimmt schon, dass dies ein Weg zu ihm nach Hause war, aber dass es der schnellste und kürzeste war, bezweifelte ich. Aber ich ging nicht näher darauf ein. Stattdessen schaute ich ihn wieder an und sagte: "Du hättest deswegen aber nicht aussteigen und herkommen brauchen." Er lächelte mich fast schüchtern an. "Hätte ich nicht tun müssten, nein, aber ich wollte es!" Ich merkte wie mein Gesicht etwas rötlich wurde und hoffte, dass Jeremy es nicht sah. Dann konzentrierte ich mich wieder und fragte endlich die Frage, die ich mir schon seit einem Jahr stellte.

"Warum bist du damals ohne ein Wort abgehauen?"

Jetzt war es endlich raus. Ich hatte diese Frage so lange mit mir rumgeschleppt und mir immer wieder mögliche Antworten überlegt, aber nun konnte ich endlich die richtige, wahre Antwort erfahren.

Ich merkte wie sich Jeremy neben mich, auf die Stufen der Veranda, setzte und sich durch die Haare fuhr. Dann fing er an zu sprechen: "Das habe ich mich auch eine ganze Zeit lang gefragt. Aber ich schätze, dass ich einfach Angst hatte, mich zu verabschieden. Ich hatte schon lange vor, dieses Auslandjahr zu machen, aber als es dann soweit war, konnte ich es einfach nicht. Ich wollte dich einfach nicht hier zurücklassen und hätte ich mich verabschiedet, dann wäre es noch wirklicher gewesen. Ich dachte, es wäre leichter für uns beide, wenn wir es einfach so belassen würden, aber als ich dann in Frankreich angekommen bin, habe ich gemerkt, was für ein Fehler das war. Aber ich dachte, dass du total sauer auf mich wärst und deshalb hab ich mich nicht getraut anzurufen."

Während Jeremy redete, hörte ich einfach nur zu und sagte nichts. Nachdem er fertig war, wusste ich nicht was ich fühlen sollte. Ob ich wütend oder verletzt sein sollte. Ich war wütend, weil er nicht darüber nachgedacht hatte, wie ich mich dabei fühlte, wenn er einfach abhaut ohne sich von mir zu verabschieden. Aber ich war auch immernoch verletzt.

Jeremy strich mir eine Träne von der Wange. Ich hatte garnicht gemerkt, das ich weinte. Aber jetzt, als ich es merkte kamen mir nur noch mehr die Tränen und ich vergrub mein Gesicht in meinen Armen. Ich spürte, wie Jeremy einen Arm um mich legte und mich an ihn zog. Er flüsterte ein "Tut mir leid" und küsste meinen Kopf. Diese drei Wörter wollte ich schon so lange von ihm hören und nun hatte er sie endlich zu mir gesagt. Plötzlich wurde ich wieder wütend und bereute sofort den Moment der Schwäche gerade. 

Ich hob ruckartig meinen Kopf, da ich vergessen hatte, dass Jeremys Kopf auf meinem lag und mein Kopf stieß gegen sein Kinn. Ich rieb mir den Kopf und Jeremy sein Kinn. Dabei lachte er und obwohl mir nicht danach zumute war, musste ich mitlachen.

Aber irgendwann, Jeremy lachte immernoch, hörte ich auf zu lachen, weil es eigentlich gerade nicht zu meiner Stimmung passte und ich sauer auf Jeremy war. Trotzdem hatte es gut getan mit ihm, wie in alten Zeiten zu lachen.

Ich stand auf, aber diesmal ohne irgendwem wehzutun. Er stand auch langsam auf und lachte dabei immernoch. Aber als er meinen Blick sah, wurde er sofort wieder ernst. Ich wollte etwas sagen und machte meinen Mund auf, aber da ich eigentlich nicht so richtig wusste, was ich sagen sollte, klappte ich meinen Mund wieder zu.
Dann lief ich wieder ohne ein Wort zu sagen weg, zum Auto.

Jeremy rief mir hinterher, ich drehte mich nochmal zu ihm um und sah, dass er auf mich zugelaufen kam. Er blieb wenige Centimeter vor mir stehen und schaute mir in die Augen. Ich schaute ebenfalls in seine haselnussbraunen Augen. Bevor ich mich wegdrehen oder irgendwie reagieren konnte, lagen seine Lippen schon auf meinen.

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Sooooo, ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat. Wenn ja, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr kommentieren und voten würdet. Ihr könnt auch gerne Sachen kritisieren oder mich auf Rechtschreibfehler hinweisen. Danke an die, die bis zu diesem Kapitel gelesen haben :)

Fragen an euch:

Wie findet ihr es, dass der Vater in England stationiert ist?

Was denkt ihr, wie Bethany auf den Kuss reagiert?

Würdet ihr an Bethanys Stelle wütend oder traurig sein, wegen dem Geständis von Jeremy? Und würdet ihr ihm vergeben?

Wie stellt ihr euch die Personen vor? Gibt es Schauspieler, die für euch so aussehen, wie die Personen aus dieser Geschichte?

Ihr könnt mir auch gerne Fragen stellen, die ihr habt :)

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