Ich hatte meine Augen geschlossen, hielt den Gitarrenhals in meiner linken Hand und gab mit meinen Fingern auf den Saiten am Griffbrett die Töne an. Während ich die Saiten meiner Gitarre zupfte und der Melodie lauschte die dadurch erklang, dachte ich nach. Bin ich denn wirklich so dumm? Oder lasse ich mich einfach nur für dumm verkaufen? Innerlich brodelte ich vor Wut. Ja, ich war wütend... auf Shina... aber am meisten auf mich selbst. Warum falle ich immer wieder darauf rein? So langsam müsste ich doch wissen wie das läuft. Dieses Mal spielte ich keine traurige Melodie und mir war verdammt nochmal auch egal ob es irgendjemand hört. Durch meinen Kopf schwirrten Wörter, Sätze, Reime... Momentmal, könnte das ein Song werden? Ist das diese „Eingebung" von der Musiker sprechen? Ich sollte es aufschreiben! Ich nahm mir schnell einen Block vom Tisch, legte diesen auf meinem Bein ab und griff zu dem Kugelschreiber. Die ersten Worte flossen nur so auf das linierte Papier. Völlig versunken schrieb ich einfach das, was sich in meinem Kopf anstaute.„These stupid controversies left me filled with wickedness. You point your knife at me."
Gerade wollte ich wieder einige Töne spielen, da nahm ich ein Klopfen an der Tür war. Gibt's ja nicht, der Weiberheld von nebenan will wohl noch seinen Senf dazu geben, bevor er zur Arbeit geht. Widerwillig legte ich Stift, Block und die Gitarre auf meinem Bett ab, als es erneut klopfte und ging zur Tür. Ich seufzte genervt, als ich die Tür aufschloss. „John, ernsthaft... egal was du jetzt zu sagen hast, behalt's für dich! Ich kann weder deine Tipps, noch blöde Sprüche gebrauchen, also...", als ich die Tür dann öffnete stockte mir der Atem. Verdammt... das ist nicht John. Zwei blau-grüne Augen sahen mich überrascht an. Mein Magen zog sich unangenehm zusammen als Shina den Kopf schräg legte. Dieses Mal bin ich mir sicher mit dem was ich fühle.... Ich bin sauer! Warum taucht sie jetzt auf? „Ich bin etwas spät dran.", sagte sie so, dass es sich nicht im geringsten nach einer Entschuldigung anhörte. „So ziemlich...", erwiderte ich murmelnd und trat zur Seite, damit sie reinkommen konnte. Es war nicht zu übersehen, dass das Mädchen mit den hellbraunen Haaren etwas irritiert war und das lag mit großer Wahrscheinlichkeit an mir. „Bist du jetzt sauer?" „Nein. Ich warte immer geduldig auf den Besuch, der eigentlich zwei Stunden zuvor kommen sollte.", nuschelte ich kaum hörbar. Ich konnte nicht anders als das, was ich in dem Moment dachte auszusprechen, wenigstens konnte ich mich beherrschen die Tür nicht zu zuknallen. Shina sah mit hochgezogen Augenbrauen und einem schiefen Lächeln zu mir, während sie ihre Jacke auszog. Sie nimmt mich nicht ernst... Kaum hatte ich sie wieder eine Weile angesehen, ging mein Puls schneller. Man, Kouta, kannst du nicht einmal bei der Sache bleiben? Ich ohrfeigte mich dafür, zumindest in Gedanken. Sie hat dich warten lassen und entschuldigt sich nicht einmal! Nachdem ich es geschafft hatte meinen Blick von ihr abzuwenden verließ ich fluchtartig den kleinen Flur in Richtung Wohnbereich. Shina folgte mir, als sie ihre Schuhe ausgezogen hatte. Ihr Blick schien sofort auf mein Bett zu fallen, aber wahrscheinlich hatte ich mir das auch nur eingebildet. „Super! Du warst bei der Bibliothek! Dann können wir ja direkt anfangen.", sie setzte sich einfach auf eines der Sitzkissen vor dem Tisch und nahm sich das oberste Buch. Ich hingegen stand einfach da und starrte fassungslos zu ihr runter. Nicht zu glauben... als wäre rein gar nichts passiert. „Shouta? Wollen wir jetzt, oder was?", ihre erhobene Stimme gab mir den Tritt, mit dem ich zurück in die Realität stolperte. Das sie mich wieder beim falschen Namen genannt hatte, war mir nicht wirklich aufgefallen. „Sicher.", entgegnete ich knapp und ließ mich auf dem Kissen neben ihr nieder. Da ich einen gewissen Abstand waren wollte, rückte ich unauffällig noch ein Stück zur Seite. Auch ich nahm mir eines der Bücher und begann mir Notizen zu machen. Eigentlich ist das ganze doch 'ne Scheiß-Idee... ich meine „Hallo?" wie soll ich mich denn da konzentrieren? Im Augenwinkel betrachtete ich das Mädchen, das scheinbar wirklich vertieft in das Buch war. So wirkt sie irgendwie ganz anders... ob das ihr ,,wahres Gesicht" ist? Ich konnte einfach nicht anders und sah sie weiter an. Ihre Haare lagen locker auf ihren Schultern und immer wieder strich sie sich einige Strähnen hinters Ohr, die nach vorne fielen. Langsam bewegten sich ihre wunderschönen Augen hin und her, als sie die Zeilen las. Manchmal presste sie ihre Lippen etwas mehr zusammen und es wirkte fast als wäre sie traurig. Das erinnerte mich an etwas... Was ist passiert, bevor ich dich da im Regen sitzen sah? Ja, diese Frage stellte ich mir seitdem immer wieder und wäre ich nicht so ein Feigling gewesen hätte ich sie auch direkt fragen können. Es fiel mir schwer mich wieder auf Romeo's Verse zu konzentrieren, aber ich versuchte meine Augen an die ausgefransten Seiten des alten Lehrbuches zu heften.
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Seifenblasen-Traum
RomanceIn dem Moment als sie mich mit ihren von Tränen überfüllten Augen ansah, traf es mich mitten ins Herz. Ein Gefühl das ich nicht beschreiben kann. Sie sah mich... ich war nicht unsichtbar und sie war kein Traum. Ich spürte ihre kalten Hände, die in...