,,Ja, mach dir darüber mal keine Gedanken, ich fahr doch nicht das erste mal mit dem Zug zu euch.", mit meiner Mutter zu telefonieren war jedes Jahr vor den Festtagen so ziemlich das Selbe. ,,Denk an den Wisky für deinen Vater, Kouta." ,,Ich denke an nichts anderes." ,,Hör auf herumzualbern, sonst vergisst du nachher doch noch etwas." ,,Ich hab noch nie ein Geschenk für euch vergessen, bleib ruhig, okay?", sagte ich sanft und langsam wurde sie entspannter. Meine Mutter war wundervoll, nur meist viel zu hektisch, machte sich Sorgen ohne Grund und wollte immer das es allen gut geht. Sie wäre die perfekte Kandidatin für einen Welt-Friedens-Wettbewerb. Ich kann sie ja irgendwie verstehen, ich bin schließlich ihr einziges Kind, trotzdem bin ich kein kleiner Junge mehr. Schmunzelnd packte ich ein paar unordentlich gefaltete T-Shirts in die Tasche, während meine Mutter mir fröhlich erzählte, was es alles zum Essen geben wird. Die Vorfreude meine Eltern bald wieder zu sehen, war wirklich ziemlich groß. Es war schließlich Einiges passiert und da war ich froh mal in einer Umgebung zu sein die mir nicht dermaßen viel abverlangte wie zum Beispiel die Uni. Einfach mal zurücklehnen und entspannen. Das Bellen, dass plötzlich durch das Telefon zu hören war, brachte noch ein viel breiteres Grinsen auf meine Lippen. ,,Nana! Ich telefoniere, was ist denn los?" ,,Sie freut sich sicher einfach darüber, das ich bald nach hause komme." ,,Ja sicher mein Schatz, aber jetzt gerade freut sie sich mehr über deinen Vater, der das Fleisch mitgebracht hat.", meine Mutter begann zu lachen woraufhin ich einstimmte. Im Augenwinkel beobachtete ich meinen Nachbarn John der sich wie immer lebensmüde über seinen Balkon zu meinem lehnte. Wissend was kommen würde ging ich schon mal zur Balkontür mit dem Telefon in der einen Hand und zog diese mit der anderen Hand auf. Durch den kalten Wind bekam ich sofort eine Gänsehaut, als ich heraus trat. Meine Mutter verabschiedete sich gerade und erwähnte erneut das ich heil ankommen sollte. ,,Ja Ma'am. Bis dann.", als ich auflegte, schaute mich der blauäugige Engländer mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Deine Mum?" ,,Ja, meine Mum.", wohlig seufzend lehnte ich mich auf das Geländer des Balkons und schaute vom 6. Stock hinunter auf die beleuchtete Stadt. John folgte meinem Blick und betrachtet ebenfalls die Lichter unter uns. ,,Ich beneide dich, man. Bei euch wird sicher ordentlich aufgetischt, nicht wahr?" ,,Ja allerdings. Meine Mutter hat sich eine Menge vorgenommen, aber sie liebt das, sich um alle so zu kümmern, meine ich." ,,Deine Mutter ist ja auch eine wundervolle Frau." Ich wusste, dass das kommen würde. Trotzdem lächelte ich und konnte es nur mit einem Nicken bestätigen. ,,Wann fährt dein Zug?" Ich drehte meinen Kopf zur Uhr, während ich meine Brille hoch schob. ,,In 2 Stunden muss ich am Bahnhof sein. Wo bist du die Feiertage über?" ,,Ich fliege in 2 Tagen nach England, zu meinen Großeltern, besuche dann noch Freunde und den Rest der Familie. Das werden stressige Tage, sage ich dir. Es wäre ja auch zu einfach würden alle in Manchester leben." Es war zwar nur eine Woche, aber irgendwie vermisste ich den Idioten schon in diesem Moment. Schließlich ist John mein bester Freund, auch wenn ich ihn manchmal einfach nur von seinem Balkon stoßen möchte.
Mit meiner Gitarrentasche in der linken Hand und meiner großen Reisetasche über der rechten Schulter, rannte ich durch den überfüllten Bahnhof. Verdammte Verspätung! Keuchend bog ich um die nächste Ecke, während ich nach dem Ende meines Schal griff, der sich allmählich um meine Beine schlung. Die U-Bahn mit der ich nur 20 Minuten bis zum Hauptbahnhof fahren musste, war mit 15 Minuten Verspätung angekommen. Das bedeutete im Klartext: Ich hatte noch genau 3 Minuten Zeit meinen Anschlusszug zu erwischen. Gleis 5...! Nach kurzer Zeit meines gefühlten 3-Kilometer-Sprints konnte ich das Schild sehen und zog diesen dann noch bis zum Gleis durch. Das letzte Mal, das ich so gerannt bin, muss beim Fußball spielen in der Unterstufe gewesen sein. Man, da hatte ich Schiss als diese ganzen Riesen hinter mir her gerannt sind. Schwer atmend blieb ich stehen und stützte mich auf meinen Knien ab. ,,Das...war...knapp...", hechelnd hob ich den Kopf und stellte fest... es stand kein Zug am Gleis. Haaa? Wo ...? Mein Blick wanderte zu der Anzeigetafel auf der gerade ein Schriftzug eingeblendet wurde. ,,Der Zug wird ca. 15 Minuten später eintreffen"? Ich seufzte auf und schaute genervt zum leeren Gleis. Dafür bin ich jetzt gerannt, als wenn mein Leben davon abhängt? Sorgfältig legte ich meinen langen grün-schwarz karierten Schal wieder um meinen Hals und vergrub mein Gesicht bis zur Nase darin. Trotz der dicken fast knielangen Jacke und den Handschuhen spürte ich wie mir immer kälter wurde. Ich schob meine Hände in die Jackentaschen, während ich beobachtete wie mein Atem, der fast aussah wie weißer Rauch, vor mir aufstieg.
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Seifenblasen-Traum
RomanceIn dem Moment als sie mich mit ihren von Tränen überfüllten Augen ansah, traf es mich mitten ins Herz. Ein Gefühl das ich nicht beschreiben kann. Sie sah mich... ich war nicht unsichtbar und sie war kein Traum. Ich spürte ihre kalten Hände, die in...