Ich stand am Straßenrand und stellte mir ein Fahrrad vor, ich wollte lieber etwas unauffälliges haben um zu Rachel zu kommen. Ich stieg rauf und radelte los, ohne mich viel anzustrengen. Tagträume sind praktisch. Auf der Fahrt zu ihr habe ich mir viele Gedanken gemacht über meinen Nachbarn. Er heißt Kyle und war in meiner Jahrgangsstufe, er hatte nie irgendwelche Probleme in der Familie oder in der Schule gehabt, nicht das ich wüsste. Er war ein froher Mensch gewesen, hatte aber auch ein paar Momente in dem man ihm den Kopf abreißen wollte. Manchmal hat er mich zu ihm zum Essen eingeladen, und ich muss sagen das er ein grausamer Koch ist. Natürlich habe ich ihm das nicht gesagt, sondern einfach höflich alles runtergeschlungen.
Ein Schmerz durchfuhr mich plötzlich, meine Gedanken haben meinen Tagtraum unterbrochen und ich bin auf den Boden geflogen. Ich rapelte mich auf und sah das ich nur ein paar Schrammen abbekommen habe. Zum Glück hat das niemand hier gesehen, sonst wäre ich im Boden versunken. Ich schaute mich noch einmal um, dachte mir dann ein zweites Fahrrad aus und fuhr weiter."Komm rein!", sagte Rachel zu mir und ich trat durch die Tür. Sie hat schon an der Tür gestanden als ich ankam. "Oder nein, bleib lieber gleich draußen, ich komm auch gleich raus!" Sie schubste mich wieder aus dem Haus und schlug die Tür zu. Komisches Mädchen. Es vergingen viele Minuten und ich vertrieb mir die Zeit mit ein paar Papiervögeln die ich mit Feuerbällen abschoss. "Wow, du hast ja mal ne mega Präzision!", kam es von der Tür und ich erschrak, wobei ein Feuerball einen Vogel verfehlte und einen Busch dahinter in Brand setzte. "Scheiße!", rief ich und löschte den Busch mit einem Schwall Wasser. Ich hörte Rachel hinter mir lachen, dann gingen wir auch schon los. "Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte ich. "Zu einem Spielplatz den ich schon ewig kenne. Komm, wir sollten nicht laufen sondern ein bisschen träumen!" Sie packte meine Hand und hob mich hinter ihr auf ein Ding das aussieht wie ein Miniatur-Flugzeug. "Ist das auch sic-", die plötzliche Geschwindigkeitszunahme überraschte mich und ich verlor fast das Gleichgewicht. Rachel lenkte das Mini-Flugzeug wie kein anderer, sie baute auch manchmal Loopings ein. "Hey, Matt!", rief sie laut genug das ich sie im lauten Wind verstand. "Ja?", schrie ich zurück. "Wieso benutzt du eigentlich nicht deine Tagträume im Alltag? Nicht mal auf dem Nach Hause Weg hast du irgendeas geträumt um schneller daheim zu sein." Ihre Frage war berechtigt, aber ich kenne sie noch nicht lang genug um ihr dem Grund zu nennen. "Ich hab einfach keine Lust!", antwortete ich. Sie schaute kurz nach hinten, und fing dann an zu lachen. "Langweiler! Hey, da sehe ich ja schon den Spielplatz! Bleib bei mir!", schrie sie. Plötzlich verschwand ihr Transportmittel und die beiden fielen in einem Bogen nach unten, direkt in einen riesigen Berg aus Kissen. Ich musst mich nicht aus dem Berg herausgraben, weil ich spürte wie die Kissen alle von oben nach unten langsam einzeln verschwanden. Rachel ist nicht dumm, das ist mir klar, sie würde uns nicht nach einer solchen Landung einfach auf den Boden plumsen lassen. "Hat Spaß gemacht, oder?", sagte sie lachend. Ihr lachen war ansteckend, und so gingen wir immer noch grinsend auf den Spielplatz.
Dort fing Rachel an sich Sachen vorzustellen, wie kleine Figuren die ein Tanzduell austragten. Ich setzte mich auf eine Schaukel und sah den kleinen Tänzern zu. "Vielleicht kommt diese Frage etwas streberhaft rüber, aber welche TT-Präferenz hast du?", fragte ich sie interessiert. Sie schaute mich nachdenklich an. "Wieso sollte die Frage streberhaft sein? Das ist das gleiche wie nach dem Sternzeichen oder Geburtstag zu fragen. Musik und alles was mit Luft zu tun hat." Von Musik-TTs habe ich noch nie was gehört, also fragte ich nach. "Was meinst du mit Musik?" Sie grinste kurz und sie fing an sich konzentriert die Schläfen zu massieren. "Pass gut auf, es wird etwas laut." Und dann ging es los. Um sie herum erschien eine große Kuppel die den ganzen Spielplatz umschloss, neben Rachel standen zwei Strohsäcke. Eine Gitarre erschien in Rachels Händen und ein Ring aus Lautstärkern umschloss einen der Strohsäcke. Sie spielte ein Akkord und ihr Opfer explodierte. Dann hatte Rachel eine Bassgitarre in der Hand, diesmal erschienen keine Lautstärker. "Könnte etwas wackeln!", warnte sie mich und zupfte an der Saite die den tiefsten Ton erzeugte. Anscheinend waren die Lautsprecher diesmal unter der Erde, denn ein Riss bildete sich und das zweite Opfer fiel hinein. Ich fiel von meiner Schaukel, es war wie ein Erdbeben, dass aber nur kurz andauerte. "So, das war die Vorstellung. Hey, bist du okay?", sagte sie voller Sorge und lief zu mir. Ich lag auf den Boden, das Erdbeben hat mich umgeworfen. "Jaja, alles okay", murmelte ich und fing an zu lachen. "Das war beeindruckend." "Danke! Genau sowas habe ich auch heute im Bootcamp gemacht, falls du dich erinnern kannst." Stimmt, ich erinnerte mich, sie war eine der zwei die heute aus der Menge herausstachen. "Und was ist deine Präferenz?" fragte sie als wir beide wieder auf den Schaukeln saßen. "Verschiedene Materialen, meistens futuristisch angelehnt. Mein lieblingsmaterial ist Papier." Sie nickte mit einem lachen im Gesicht.
Während wir weiter lachten und immer mehr Unsinn anstellten, sahen wir wie ein schwarzes Auto an ein Haus neben dem Spielplatz parkte. Eine alte Erinnerung kam in mir hoch und ich geriet in Panik. "Verstecken wir uns, schnell!", flüsterte ich ängstlich. Rachel war verwirrt, sie hatte nicht vor sich zu verstecken. Sie ließ ein Fenster erscheinen durch das man nur durch eine Seite durchschauen kann, die andere Seite sieht aus als wäre niemand auf dem Spielplatz. "Beruhig dich, ich habe alles unter Kontrolle.", probierte sie mich zu beruhigen. Sie schaute mich immer noch verwirrt an, ich weiß was sie fragen will. "Später," murmelte ich. Unsere Blicke richteten sich jetzt auf das Geschehen vor uns. Aus dem schwarzen Auto stiegen zwei Männer in Anzügen und liefen zu der Tür des Hauses. Es sah so aus als ob sie klopften, dann hörten wir ein krachen, anscheinend haben sie die Tür aufgebrochen. Wir hören Schreie, Befehle der zwei Männer und ein verängstigtes kreischen einer Frau. Etwas flog aus dem Fenster, und ein lautes rumpeln war zu hören. Dann kamen die beiden wieder raus, diesmal mit der Frau die zwischen den zwei schlaff hängte. Sie wurde in das Auto gesetzt und ein paar Minuten später war das Auto schon wieder weg.
"Hast du dir das gerade vorgestellt oder war das echt?", fragte ich Rachel besorgt. "Das war echt, befürchte ich." Sie ließ die Wand verschwinden und setzte sich geschockt auf eine Bank die neben der Schaukel stand. "Was ... Wieso ... Warum haben sie sie mitgenommen? Und ...", sie schaute mich an, "... wieso bist du so in Panik geraten?" Ihre Stimme war zittrig. "Ich ... hab das alles schon mal erlebt, als ich klein war. Mein Vater wurde als ich sieben Jahre alt war mitgenommen. Meine Mutter hat mir seitdem verboten in der Öffentlichkeit mit irgendwelchen Tagträumen aufzufallen," erzählte ich leise, ich habe ihr eine Erklärung geschuldet. Sie ging nicht mehr darauf ein und wir gingen ohne irgendwelche Fahrzeuge nach Hause.
"Wir sehen uns morgen, und pass auf dich auf. Etwas komisches läuft hier und Leute verschwinden deswegen ...". Das war ihre Verabschiedung gewesen als wir bei ihrem Haus ankamen. Ich habe nur Tschüss gesagt, zu mehr esr ich nicht in der Lage. Daheim habe ich das alles sofort meiner Mutter erzählt. Sie fing natürlich an zu weinen. "Bitte, bitte, bitte bringe dich nie wieder in so eine Situation! Du weißt was mit deinem Vater passiert ist. Pass auf dich auf," waren ihre Worte gewesen. Dannach bin ich auf mein Zimmer gegangen, eine Runde Schlaf tut immer gut, besonders nach so einem Ereignisvollen Tag ...
---------
Ich fange an mich viel mehr mit Daydreams zu beschäftigen, heute hatte ich ein Gespräch mit ein paar Freunden die mir unendlich viele neue Ideen gegeben haben. Also kann es sein das ich vielleicht öfters ein Kapitel hochlade! (Falls ich nicht wieder in ein Motivationstief falle ...)
DU LIEST GERADE
Daydreams
FantasyWas wäre, wenn unsere Tagträume real werden? Was wäre, wenn sich in der Pubertät ein Gehirnteil aktiviert, der das erlaubt? Was wäre dann mit den psychisch gestörten Menschen? Und wieso verschwinden manche Personen plötzlich ...?