Rosenrot

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Schweißgebadet wache ich auf...hatte einen schrecklichen Traum aber kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Heute ist es so weit. Ich schlüpfe so leise wie möglich aus meinem Bett und öffne die Fensterläden. Draußen ist es für den späten Morgen still. Ziemlich still, stelle ich fest. So still, als hätte jemand die Zeit angehalten. Aber das stört mich nicht. Heute ist mein Abschiedstag. Ein Lächeln liegt auf meinen Lippen, ganz klein und zärtlich. Irgendwie freue ich mich schon. Was passiert wohl nach dem Tod? Ich zieh mir meine Lieblingsklamotten an. Ein schwarzes Top und eine alte zerrissene Jeans. Egal was heute passiert...in diesen Sachen fühle ich mich wenigstens wohl. Ich höre unten in der Wohnung den Fernseh laufen und packe schnell meine sieben Sachen zusammen. Bevor ich nach unten geh, schließe ich meine Zimmertür zum letzten Mal. Wie ich es mir dachte, sitzen meine Eltern schweigend vor dem Fernseh und bemerken nicht, wie ich raus schleiche. Sie bemerken rein gar nichts, fällt mir auf.... Sie haben es nicht einmal gemerkt als ich mich geritzt hab. Aber damit wollte ich auch eigentlich keine Aufmerksamkeit erregen. Meine Geschwister sind in der Schule. Ich werde sie vermissen. Aber es wird ihnen gut gehen. Dafür werde ich schon Sorgen. Vielleicht werde ich ja ein Engel. Nein, natürlich nicht.....dazu hab ich schon viel zu viel schlechtes getan. Mist. Ich schlendere die Straße entlang und meide jeden Sonnenstrahl, wie ein Vampir. Sonnenallergie. Ich bin die einzigste der Familie, die Hautempfindlich ist. Und die einzigste der Klasse, die im Sommer nie auch nur ein bisschen Bräune abbekommt. Ja, ich seh aus wie eine Leiche....denk ich mir. Hmmm... ich denke und denke.... Meine Gedanken konnten noch nie aufhören in meinem Kopf herumzuschwirren. Daher hab ich auch all die Gedichte und Lieder, die ich schreibe. Eines davon ist in meiner Tasche und ist Teil meiner letzten Aufgabe. Weit vorne seh ich schon den Blumenmarkt und mein Schritt wird ein bisschen langsamer. Ich will schließlich meinen letzten Tag genießen.

Als ich vor der Ladentür stehe wird mir schon etwas mulmig im Bauch. Ich brauche etwas besonderes, etwas einzigartiges für Paul. Ich öffne die Tür und schlängele mich durch eine Dschungelartige Halle mit tropischen Pflanzen aller Art. mein Blick schweift durch die Gänge und bleibt schließlich an einer Ecke voller roten Rosen hängen. Die Rosen.....wie sie mich schon immer anlockten. Schon als kleines Kind fand ich sie am schönsten. Ich schaue diese Schönheiten ein paar Minuten an, bis mir eine ganz besonders ins Auge fällt. Eine große blutrote Rosenblüte lächelt mich aus tausend anderen entgegen. Schnell nahm ich sie zu mir und roch daran. Mmmmhhhh..ja sie ist wirklich etwas besonderes....denk ich mir und eile zur Kasse.

Auf dem Weg dorthin fällt mir jedoch auf, dass ich gar kein Geld dabei habe und ich steck die Rose vorsichtig unter meine Jacke. ,,Auf Wiedersehen", murmel ich der alten Dame hinter der Kasse zu und hoffe, dass sie keinen Verdacht hegt.

Ich schlendere um die nächste Hausecke und betrachte nochmal mein Geschenk. Wunderschön...denk ich mir gerade als ein brennender Schmerz durch meinen Zeigefinger fährt. Ein Dorn der Rose steckt in meiner Haut und als ich ihn herausziehe rinnt frisches Blut den Finger hinunter in meine Hand. Blut, so rot wie die Rosenblüte. Doch etwas stimmte nicht. Der Bluttropfen verformt sich auf meiner Handfläche und wird fest und rund wie eine Perle. Ich betrachte diese kleine Perle verwundert und erschrecke als sich darin etwas bewegt. Ja es bewegt sich etwas aber nicht nur irgendwas..in der Perle befindet sich eine kleine Welt. Ein Schloss aus blassen Bütenblättern ganz zart und fein, eine Wiese voller seltsamer Kreaturen und einen großen Baum neben dem ein Bächlein fließt. Träume ich ?? Aus lauter Faszination tippe ich sachte mit meinem Finger auf die Perle und versuche sie zu bewegen. Schließlich will ich auch die andere Seite der Perle sehen. Doch als mein Finger die Perle berührt verschwamm alles und ein grelles Licht blendete mich. Was passiert hier? Doch bevor ich etwas tun konnte wurde ich schon in ein rotes Loch gezogen und hörte einen hellen Schrei der mir durch Mark und Bein schoss. Tobende Stimmen, Gelächter, brausende Farben und Musik ? ja irgendwie hörte sich das ganze wie Musik an. Ich will weg hier, doch kann nichts sehen. Ich versuche zu schreien, doch bekomm keinen Ton heraus. Und plötzlich wird um mich alles still. Nur das Dröhnen in meinem Kopf hält an. Und ich falle. tiefer und tiefer. Ich habe Angst vor dem Aufprall. Doch nichts passiert. In mir dreht sich alles. Meine Augen fallen zu. Und alles wird Schwarz.

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⏰ Last updated: Jul 14, 2013 ⏰

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Drachenherz und ElfenblutWhere stories live. Discover now