Kapitel 2

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Als ich den Raum betrat sah Ardy von seinem Schreibtisch auf und Blickte mir direkt in die Augen.
Ich schluckte leise.

Mir war vorher noch garnicht aufgefallen das er solche starken Augenringe hatte. Sein Gesicht sah auch abgemagert aus und seine Haut war ganz blass.

,,Was willst du?",seine leise brüchige Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich starrte ihn an.
,,Mit dir reden",antwortete ich und setzte mich neben ihn auf einen kleinen Hocker.

Diesen Hocker hatten wir früher immer benutzt wenn wir zu zweit in einem Zimmer irgend was aufgenommen hatten. Aber wie gesagt das war schon eine gefühlte Ewigkeit her.

Er wandete den Blick ab und sah aus dem Fenster.
,,Es gibt nichts zu bereden",sagte er kalt.
,,Oh doch, da gibt es einiges",sagte ich wissend und nickte.
Mein Herz raste in der Angst das ich etwas Falsches sagen könnte, dass er mich nach diesem Gespräch hassen könnte.
Als er mir nicht antworte sondern immer noch starr gerade aus sah fuhr ich einfach fort.
,,Da du mir wirklich wichtig bist, und ich meinen Lieblings Brudi nicht verlieren will, hatte ich gedacht ich lass dich einfach in ruhe.. aber ich glaube das war ein Fehler.."
Er schnaubte.
,,Das merkst du aber früh."
Bei seinen Worten krampfte sich mein Magen immer mehr zusammen aber ich versuchte so lässig wie möglich weiter zu reden.
,,Hör mal ich will das es dir gut geht, also wenn ich dir irgendwie helfen kann..."
Ich hielt inne und fuhr mir mit meinen leicht zitternden Händen durch mein Blondes Haar.
Kurze Zeit sagten wir garnichts, man hörte nur das regelmäßige Ticken der Uhr.
,,Man kann mir nicht mehr helfen",sagte er schließlich und senkte seinen Blick.
,,Woher willst du das wissen wenn du noch nie um Hilfe gefragt hast?",sagte ich mit einer festeren Stimme als erwartet.
,,Ich hab oft genug um Hilfe gebeten, aber es hat niemanden interessiert. Wieso sollte es jetzt jemanden interessieren?"
Aus seiner Stimme konnte man noch nicht mal den leisesten Funken Hoffnung heraus hören. Das tat sogar mir weh.
,,Ich weiß das es scheiße von mir war nicht gleich auf dich zu gekommen zu sein, aber jetzt wird alles anders.. wir schaffen das schon zusammen als Brudis, verspro-"
,,Hör auf Sachen zu versprechen die du nicht halten kannst!",fuhr er mich an und sah mich mit Glasigen Augen an.
Ich zuckte von seinem Tonfall zusammen und starrte ihn an.
,,Ich versteh dich nicht.."
Jetzt war ich es, der leise redete.
Er drehte seinen Kopf wieder zum Fenster und sah hinaus.
,,Das tut niemand."
,,Dann helf mir doch. Erklär mir wie ich dich verstehen kann. Wenn ich dich nicht verstehe und ich dir nicht helfen kann bringt das niemanden weiter."
Er blieb stumm.
Nach mehreren Minuten die sich wie Stunden anfühlten, gab ich es auf und lief zur Zimmertür.
,,Solltest du irgendwann das Bedürfnis haben mit jemandem reden zu wollen, ich bin immer für dich da",mit diesen Worten verließ ich das Zimmer und setzte mich an den Esstisch.

Mittlerweile stand schon der Mond am Himmel und alle Lichter der Stadt waren an.
Ich stellte mich an das Fenster und Blickte zu den Fahrenden Autos hinunter.
Nach einiger Zeit fing es an zu regnen und die Lichter die ich durch die Fensterscheibe sah verschwammen bei jedem Tropfen mehr und mehr, bis ich nur noch kleine verschwommene Lichter sah.
Ich wandete mich vom Fenster ab und lief in die Küche um eine Kleinigkeit zu essen.

Als ich dann noch etwas gegessen und getrunken hatte war es 22:43 Uhr und ich spürte wie ich es langsam mit der Müdigkeit zu tun bekam.
Also zog ich mich schnell um, lief in mein Zimmer und kuschelte mich unter meine Decke.
Kurz nachdem ich mich hingelegt hatte kam meine Katze aus dem Schrank gekrochen und legte sich zu mir auf das Bett.
Ich lächelte und kraulte sie, bis sie dann auch einschlief.
,,So ein Leben wie du müsste man haben. Dein Leben besteht nur aus fressen,Klo und Schlafen. Ohne Probleme oder Sorgen. Das wäre echt ein Traum eine Katze zu sein",murmelte ich und musterte Mina wie sie zusammen gerollt auf der Decke lag uns leise schnarchte.
Ich versuchte es meiner Katze gleich zu tun aber einschlafen konnte ich nicht.
Also verbrachte ich die ganze Nacht damit mir Gedanken über Ardy zu machen und Stunden lang wach da zu liegen.
Irgendwann, so gegen 4 Uhr, schlief ich endlich ein.

Am nächsten Tag wurde ich durch die Glocken der Kirche geweckt.
Ach ja... es war Sonntag.
Gezwungen stand ich auf und streckte mich.
Ich suchte mir noch schnell ein paar Sachen zusammen die ich anziehen konnte und lief dann gähnend zum Badezimmer.
Aber die Tür war verschlossen.
Ich klopfte an diese.
Kurze Zeit war es still bis ich ein leises ,,Besezt." von Ardy hörte.
,,Mach auf ich muss duschen",grummelte ich mit meiner verschlafenen Stimme und schlug nochmal an die Tür.
,,Kannst du nich noch 5 Minuten warten?!",antwortete er genervt.
,,Ja, reg dich nich so auf",gab ich zurück und lief erstmal in die Küche.
Hinter mir hörte ich ein leises Maunzen.
Ich drehte mich zu dem Geräusch um und sah zu meiner kleinen Katze hinunter.
Sie maunzte noch einmal und ihr Blick verriet mir das sie hunger hatte.
Also lief ich zu ihrem Napf und füllte etwas trockenfutter nach, auf das sie sich gleich hungrig stürzte und anfing zu fressen.
Ich sah ihr kurz dabei zu bis ich hörte das die Badezimmertür aufging.
Ich schnappte mir meine Klamotten die ich auf den Tisch gelegt hatte und lief in Richtung Bad.
Ardy lief mal wieder an mir vorbei ohne mir einen Blick zu schenken.
Ich sah ihm noch hinterher bis er in sein Zimmer lief und die Tür hinter sich zu schlug.
Leise seufzend betrat ich das Bad und schloss die Tür hinter mir ab.

Neues Leben, Neues Glück? [Tardy Kurzgeschichte]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt