Kapitel 1

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Ein Auto fuhr an uns vorbei und mein bester Freund der für mich wie ein Bruder war, schien sich bei jedem Geräusch mehr an zu spannen. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn besorgt an. Ardy saß mit zusammen gefalteten Händen Stocksteif neben mir und starrte auf den Boden. Ich konnte seinen Blick nicht genau deuten, dass konnte niemand.
Seit sein Vater gestorben war, wirkte er immer so zurückhaltend und versuchte jeden Kontakt mit Freunden zu meiden. Dies war auch mit ein Grund wieso er mit YouTube aufgehört hatte. Da ich ihm bei allem bei stand und ihn niemals hängen lassen könnte, hatte ich ebenfalls damit aufgehört.
Wir mussten uns nur eine passende ausrede überlegen wieso wir aufgehört hatten und die Sache war gerizt.
Aber das war jetzt schon Monate her.

Ich drehte meinen Kopf wieder von ihm weg aber beobachtete ihn immer noch aus meinem Augenwinkel. Wir hatten jetzt schon seit ein paar Stunden kein Wort gewechselt. Wir saßen nur auf einer kleinen schmutzigen Bank die an einer Befüllten Straße stand.
Nach kurzer Zeit räusperte sich Ardy.
Ich sah ihn schlagartig an meine Mine war erwartungsvoll.

Was will er mir jetzt sagen?
Ob ich was falsch gemacht habe?
Oder war alles richtig?
Wollte er mich überhaupt etwas fragen? , diese Fragen wiederholten sich in meinem Kopf immer und immer wieder, als wäre es ein Band das auf dauerschleife lief.
Er sah mich mit seinen Leeren Augen an als wollte er mir irgendwas sagen das ihm schon lange auf dem Herzen lag.
Ich nickte leicht um ihm die Bestätigung zu geben, dass er jetzt anfangen könne zu reden.
Er öffnete seinen Mund aber schloss ihn gleich darauf wieder. Ich starrte ihn an.
Nach einiger Zeit stand er auf und lief davon.
Ich rührte mich nicht sondern sah auf die Stelle auf der mein bester Freund bis eben noch gesessen hatte.
Nach kurzer Zeit stand auch ich auf und lief zu meiner Wohnung die ich mir mit Ardy teilte.
Als ich an dem Haus ankam schloss ich auf und lief in den 3. Stock.
Bevor ich meine Wohnung aufschloss legte ich mein Ohr an die Tür und lauschte ob Ardy schon zu Hause war. Da ich nichts hörte außer die piepsende Waschmaschine die ich, bevor ich gegangen war, an gemacht hatte , schloss ich auf und betrat meine kleine Wohnung.
Wie immer wenn ich meine Wohnung betrat schoss mir ein leichter Geruch von Pizza und Katze in die Nase.
,,Mina , komm her", rief ich meine kleine 4 jährige Katze.
Ich wartete ein paar Sekunden aber als sie nach einer Minute immer noch nicht kam musste sie wohl in irgendeiner Ecke liegen und schlafen.
Ich zog meine Schwarze Jacke aus und hängte sie über die Lehne unserer Couch. Meine Schuhe striff ich einfach von meinen Füßen ab und kickte sie unvorsichtig in eine Ecke wo die anderen Schuhe standen.
Als mir die fertige Waschmaschine wieder einfiel, lief ich schnell ins Bad und schaltete sie ab.
Ich richtete mich auf und sah in den Spiegel der über dem Waschbecken hing. Mit kleinen Schritten ging ich darauf zu und stellte mich davor um mich im Spiegel zu betrachten.

Vor mir stand ein großer schlanker Mann dem seine Haare zu Berge standen. Seine Arme und Hände waren voll mit Tattoos von dem jedes eine eigene Bedeutung hatte.
Im Gesicht hatte er auch ein paar kleine Tattoos die er aber erst hat machen lassen nachdem er mit YouTube aufgehört hatte.
Seine Augen waren von Natur aus Eisblau und seine Haut eher hell.

Ich strich über meine Tattoos die ich neben meinem Auge hatte und seufzte kaum hörbar.
Mir kam es so vor, als hätte sich in letzter Zeit jeder verändert.
Manche wussten was sie taten und kamen total gut mit ihrem neuen Ich klar, aber andere hatten sich verändert und wussten nicht wohin mit sich. Und genau zu diesen Menschen gehöre ich.
Viele sagten das Ardy daran Schuld wäre, aber das hielt ich für Schwachsinn.
Es war meine Entscheidung mich in eine andere Richtung zu bewegen.
Ob es die richtige, oder die Falsche war, wird sich mit der Zeit noch rausstellen.

Ich verließ das Bad und setzte mich auf die Couch um etwas Fern zu sehen.
Da in der Glotze nur Müll lief schaltete ich sie leise grummelnd aus und ließ mich in die Lehne sinken.
Nach gefühlten Stunden kam Ardy nach Hause.
Er schenkte mir keinerlei Blicke als er sich die Jacke uns die Schuhe auszog.
Ich stand auf, lief auf ihn zu und wollte gerade anfangen zu reden als er wieder einfach davon lief und in seinem Zimmer verschwand.
Eine Stimme in mir drin sagte immer: 'lass ihm Zeit, er kommt schon zur Vernunft' und eine andere sagt immer: 'worauf wartest du bitte? Siehst du nicht wie schlecht es ihm geht? Rede mit ihm!'
Ich versuchte beiden Stimmen recht zu geben aber im Grunde ließ ich ihn doch eh die ganze Zeit in ruhe.
Aber heute nicht.
Es reichte mir, ich sah wie er litt uns dass ihm alles zu viel wurde. Heute werde ich ihm bei stehen. Heute wird alles anders.
Heute werde ich meinem besten Freund wieder auf die Erde zurück holen, dass er ungestört weiter Leben kann.

Ich nickte in mich hinein und lief auf seine Zimmer Tür zu.
Ich atmete noch einmal tief ein und aus bevor ich die Türklinke runter drückte und die Tür leise aufdrückte.
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Erste Meinungen? :D

Neues Leben, Neues Glück? [Tardy Kurzgeschichte]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt